London bleibt Beweise schuldig (Berlin auch)
Es war die größte diplomatische Strafaktion seit Ende des Kalten Krieges. Doch obwohl die britische Regierung alles getan hat, um Russland die Vergiftung des früheren Doppelagenten Skripal in die Schuhe zu schieben, gibt es immer noch keine Beweise.
Und das dürfte auch so bleiben. Denn eine offizielle Untersuchung der Briten ist im Sande verlaufen. Es scheint sich zwar zu bestätigen, dass bei dem Attentat ein hochwirksames Nervengift aus der Nowitschok-Gruppe verwendet worden ist.
Die „präzise Quelle“ für die eingesetzte Substanz sei aber weiter unklar, sagte G. Aitkenhead, Chef eines Laboratoriums der Forschungsanlage Porton Down, dem britischen Sender „Sky News“.
Im Klartext: Die Herkunft aus Russland läßt sich nicht nachweisen, London bleibt damit einen Beweis für seine massiven Vorwürfe gegen Russland und gegen Präsident Putin schuldig.
Das hindert die Briten allerdings nicht, ihre Behauptung zu bekräftigen – und noch einen drauf zu setzen: Man wisse, dass Russland kleine Nowitschok-Mengen für eventuelle Attentate hergestellt und gelagert habe.
Das behauptete am Dienstag das Londoner Außenministerium. Doch woher will man das denn eigentlich so genau wissen? Auch dafür fehlt bisher jeder Beleg.
Statt mit Beweisen arbeitet die britische Regierung mit Indizien – und Unterstellungen. So konstruiert sie einen „Long Pattern of Russian Malign Activity“, der plausibel machen soll, dass Moskau auch diesmal Schuld war.
London macht Berlin zum Kronzeugen
Um dieses „Muster“ zu untermauern, zitiert London nach Angaben von „Euronews“ auch zwei Vorfälle aus Deutschland: den „Bundestag hack“ vom Mai 2015 und den „Lisa Case“ vom Januar 2016.
Damit soll die Bundesregierung in Berlin offenbar zum Kronzeugen für „bösartige“ russische Aktivitäten gemacht werden. Allerdings war der „Fall Lisa“ zunächst einmal völlig anders gelagert.
Es ging um das deutsch-russische Mädchen, das angeblich in Berlin entführt und vergewaltigt worden war. In Deutschland wird dieser Fall in der Regel mit der Flüchtlingskrise in Verbindung gebracht.
Was hat der „Fall Lisa“ mit Skripal zu tun?
Nicht so in UK – und in der Nato. Dort wird „The Lisa case“ neuerdings sogar als Schul-Beispiel für russische Desinformation präsentiert. Doch was hat die arme Lisa mit dem Fall Skripal zu tun?
Und was tut die Bundesregierung in Berlin eigentlich, um diese unzulässige Vermischung zwei völlig unterschiedlicher Fälle aufzuklären bzw. – da es nunmal keine Beweise gibt – zu verhindern?
Wenn Kanzlerin Merkel nicht widerspricht, wird Premierministerin May dies bestimmt als weiteren „Beweis“ werten…
Siehe auch: Fall Skripal: Was Merkel und Macron verschweige
P.S. Nun hat auch die EU-Kommission reagiert. Sie behauptet einfach, die Labor-Prüfung habe sich nur auf das Gift bezogen, nicht auf die Herkunft. Mit anderen Worten: Russland bleibt der Bösewicht, auch ohne Beweise…
kvasir
14. April 2018 @ 10:50
it is proven that the lisa case was a russian propaganda stunt – did you follow it back then? all accusations came exclusively from the russian community in berlin. and then lavrov came in.
strange? …not! police had discovered that there was no kidnapping or rape involved. check it yourself.
but all that is not spectacular – you know this is an old tradition, we just forgot. it really started way back with the germans and good old vlad (as you know). just ‚modern‘, unmanly & false warfare. btw: check dugin’s words, everything was even announced.
we are not as stupid as you think.
kaush
4. April 2018 @ 16:26
Es ist doch mittlerweile ziemlich klar:
Es handelst sich um eine Verschwörung /false Flag Aktion, um Russland zu schädigen, z.B. ein Boykott der Fußball-WM zu inszenieren.
England hat sich und all seine Partner bis auf die Knochen blamiert.
Alle Regierungen die blind gefolgt sind, stehen wie Idioten da.
Die Mainstream- und Regierungsmedien, die die englischen Fakenews bereitwillig verbreitet haben, stehen ebenfalls wie Idioten da.
Besser kann man sich nicht als embettet outen.
Insofern hat dieses absurde Theater auch seine positiven Seiten für die westliche Bevölkerung.
Ich frage mich allerdings, wenn in Zukunft nicht ein geduldiger und vorausschauender Putin, im Kremel das sagen hat, sondern ein Hardliner? Wie weit will der Westen seine Borniertheit treiben?
Peter Nemschak
4. April 2018 @ 10:55
http://www.foreignaffairs.com
When Diplomats and Spies Must Go
Expelling Russians, Then and Now
By Daniel Fried
Claus
4. April 2018 @ 10:41
Ja, so ist es: Wenn man schon den „üblichen Verdächtigen“ zum Täter erklärt hat – wozu braucht man dann noch Beweise? Die verursachen allenfalls unnötige Konfusion.
Äußerst traurig in diesem Zusammenhang ist wieder einmal die Positionierung der Systemmedien, wie hier schon thematisiert (z.B. ZEIT, Thumann). Wie das Verständnis der Presse als demokratisches Korrektiv in den letzten 50 Jahren erodiert ist, zeigt der Film „Die Verlegerin / The Post“ in beeindruckender Weise: Eine Zeitung riskiert ihre Existenz für die Veröffentlichung von Tatsachen. Top Besetzung, sehr zu empfehlen! Dass ich 1962 vor der SPIEGEL-Redaktion auflief, um gegen deren Stürmung durch die Polizei und für die Pressefreiheit zu demonstrieren, erscheint mir heute auch irgendwie surreal.
Heinz
4. April 2018 @ 10:26
Na sowas aber auch. Also war das ganze Theater maaslos übertrieben. Und was sagte jetzt der dazu, der als Nato-Strichjunge beleidigt wurde?