Krugman attackiert Schäuble
Der Nobelpreisträger P. Krugman hat die Wirtschaftspolitik der Eurogruppe kritisiert und Finanzminister Schäuble scharf attackiert.
Bei einem Vortrag in Brüssel sagte er, das EU-Konzept der “wachstumsfreundlichen Konsolidierung” sei eine ökonomische Innovation, aber eine völlig unsinnige.
Die Politik der Austerität – darum handele es sich – habe Europa in eine Lage geführt, die mit der “großen Depression” der 30er Jahre in den USA vergleichbar sei.
Immerhin hätten einige dazu gelernt, etwa die OECD oder die EZB. “Niederschmetternd” sei hingegen die Position Schäubles. “Er hat in fünf Jahren nichts dazu gelernt”, so Krugman.
Der Nobelpreisträger bezog sich dabei auf eine Kolumne Schäubles in der New York Times, Krugmans Hausblatt. – Mehr zum Thema Eurokrise hier
cashca
17. April 2015 @ 09:02
Auch Herr Krugmann hat doch Krug solange mit zum Brunnen getragen, bis er gebrochen ist.
Jetzt stehen sie alle vor einem Scherbenhaufen, schuld daran sind sie alle, die gesamte Politikerbagage, die dem US Obekommando hörig waren.
Sie können nur noch die Scherben aufkehren und ab in den Müll.
Je schneller ein Neustart kommt, um so besser. Passiert das nicht, dann sind wir bald alle verratzt und verkauft. Bin gespannt, wir sich dann die Haupttäter verhalten, rausreden, oder sich verduften.
Peter Nemschak
16. April 2015 @ 17:23
@ebo es gibt unter den Experten sehr unterschiedliche Meinungen, was die Erzeugung nachhaltigen Wachstums betrifft. Glühende Anhänger erhöhter Staatsausgaben sehen sich Anhängern von angebotsseitigen Maßnahmen gegenüber. Ich habe nicht den Eindruck, dass der wirtschaftliche Erfolg Deutschlands in den letzten Jahren auf Grund einer staatlichen Ankurbelung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage erfolgt ist. Die Haushaltskonsolidierung hat zu einer Stärkung des Vertrauens der Unternehmen und Konsumenten geführt. Saldenmechanisch innerhalb der EU zu argumentieren verkennt, dass die EU nur 25 % der globalen Wirtschaftsleistung ausmacht. Wenn Sie die deutschen Professoren Sinn und Feld fragen, bekommen sie die gegenteilige Auskunft von Krugman.
ebo
16. April 2015 @ 17:53
Wenn die EU-Politik so erfolgreich ist – warum bleibt Europa dann seit Jahren hinter den USA zurück? Viele EU-Länder haben nicht einmal mehr das Niveau vor der Finanzkrise erreicht. Und die Eurozone ist nicht einmal in der Lage, ein Land mit 2 % des BIPs der Euro-Währungsunion zu stabilisieren…
Peter Nemschak
16. April 2015 @ 20:33
Versuchen Sie einmal amerikanische Verhältnisse in Ihrem Blog zu empfehlen. Die Mehrheit der Poster wird Sie davonjagen.
DerDicke
17. April 2015 @ 06:37
Weil die USA ihre Statistiken noch besser fälschen können als die Griechen – als Stichworte hier die “not in labor force” und “hedonistische Berechnung”.
Erstere knackt bald die 100 Millionen-Marke, was für eine Arbeitslosigkeit im Bereich 15%-20% spricht.
https://research.stlouisfed.org/fred2/series/LNS15000000
Letzteres sorgt dafür, dass wir 100% Wirtschaftswachstum haben wenn wir dieses Jahr 2TB-Festplatten und nächstes Jahr die selbe Menge 4TB-Festplatten zum selben Preis verkaufen (ein Hoch auf die Statistik!).
http://de.wikipedia.org/wiki/Hedonische_Methode
http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaftswachstum
DerDicke
17. April 2015 @ 06:31
Der wirtschaftliche “Erfolg” wurde durch gedrückte Lohnstückkosten zu Lasten der restlichen EU-Mitglieder und in der Folge durch einen immer weiter wachsenden Exportüberschuss erzielt. Vertrauen in den Binnenmarkt gibt es weder bei Firmen noch bei Konsumenten, sonst würden erstere mehr Investieren und letztere mehr Konsumieren (Realer Konsum immer noch auf dem Level der 90er(!!!)).
Staatliche Ankurbelung wäre gegenüber diesem Modell deutlich nachhaltiger, seriöser und fairer gegenüber den restlichen Mitgliedsländern. Egal, lange wird es die Zone nicht mehr geben, das Knacken des Euro wird zumindest den positiven Nebeneffekt haben die Brüsseler Bürokratie mit zu zerstören.
Peter Nemschak
16. April 2015 @ 16:44
Die trübe Stimmungsmalerei von Krugman kann ich für Deutschland, das Reformen umgesetzt hat, nicht nachvollziehen. Was mir neu war, dass er die in den meisten EU-Staaten steigende Staatsverschuldung mit “Austerität” bezeichnet. E.Carmignac, stellvertretend für viele Investoren, bringt das Problem von Frankreich in einem Interview mit der heutigen NZZ auf den Punkt: die fehlenden Arbeitsmarktreformen und der völlig aufgeblasene Staatssektor.
ebo
16. April 2015 @ 17:00
Austerität führt zu steigenden Schuldenquoten, durch Dämpfung des Wachstums.
DerDicke
17. April 2015 @ 06:23
Frankreich ist damit gut gefahren, ehe es von Deutschland in der Währungsunion übervorteilt wurde. Die Eurozone als ganzes hat einen Exportüberschuss, es gibt hier also keinen Grund “noch wettbewerbsfähiger” zu werden. Und auch die Schulden sind relativ egal, so lange sie im Rahmen (und bevorzugt bei Gläubigern im Inland) bleiben – wobei der Rahmen mit 3% / 60% absolut willkürlich gewählt wurde, ebenso hätte der Zufall 1% / 30% oder 6% / 200% ausspucken können, dafür wird um so verbissener an dem Dogma festgehalten.
Deutschland hat keine “Reformen” umgesetzt. Es hat mit HIV einen Niedriglohnsektor geschaffen welcher immensen Druck auf die Löhne und Tarifabschlüsse ausübt (alle Löhne und alle Abschlüsse, nicht nur die von Geringverdienern) und Menschen nach 40 Jahren Arbeit um ihren Wohlverdienten Ruhestand bringt, indem sie mit 55 ihre Lebensversicherung vorzeitig kündigen dürfen um nicht zu verhungern.
Ein Land mit Exportüberschuss hat es nicht nötig, seine Bevölkerung zu gängeln, im Gegenteil – wir sehen ja wohin es führt, wenn immer weiter gegängelt und die Bevölkerung zu kurz gehalten wird – zur Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit der Staaten “außen herum”. Der Knall mit dem es den Euro zerreißen wird geht zu 99% auf das Konto der deutschen Politik.
Es tut mir Leid Herr Nemschak, aber Sie haben so wenig Ahnung von Wirtschaft wie Herr Schäuble.