Kredit gegen Kahlschlag
Die Euro“retter“ setzen Griechenland ein Ultimatum: Bis zum 19. Juli müssen tausende Staatsbedienstete gehen, sonst gibt es keine neuen Hilfskredite. Damit wollen sie Entschlossenheit demonstrieren – dabei sind Schäuble & Co. vier Jahre nach Beginn der Krise mit ihrem Latein am Ende.
„Jobs and growth“ – mit diesem Slogan wirbt die EU für ihre „Strategie 2020“. Doch in Griechenland und den andern Krisenländern der Eurozone gilt er offenbar nicht.
Dort heißt es: Kahlschlag heute für Wachstum morgen – vielleicht. Denn bisher haben sich die Euro“retter“ mit allen Prognosen blamiert – auch und gerade in Griechenland.
Die Schuldenquote stieg von 129 Prozent zu Beginn des Schuldendramas 2009 auf geschätzte 179 Prozent in diesem Jahr. Die Wirtschaft schrumpfte um mehr als 20 Prozent – so etwas gab es bisher nur in Kriegszeiten.
Und die Arbeitslosigkeit verdreifachte sich auf dem „guten Weg“ von 9 Prozent in 2009 auf derzeit fast 27 Prozent.
Verbessert hat sich eigentlich nur die Neuverschuldung. Ende 2013 könne erstmals ein kleiner Primärüberschuss – ohne Berücksichtigung des Schuldendienstes – erzielt werden, sagte IWF-Chefin Lagarde in Brüssel.
Doch selbst das ist nicht wirklich eine gute Nachricht. Bei den Hardlinern in der Eurogruppe schürt sie nämlich die Angst, die Griechen könnten sich klammheimlich aus den Spar- und Reformdiktaten verabschieden, da sie ja künftig wieder mehr einnehmen als sie ausgeben und dann nicht mehr so dringend auf Kredite angewiesen sind.
Um dies zu verhindern, hat man sich die bizarre Politik der Ratenzahlung ausgedacht. Einerseits soll sie verhindern, dass Griechenland „versehentlich“ Pleite geht – schon im August werden Staatsschulden im Wert von 2,2 Mrd. Euro fällig. Ohne die Hilfe der Troika müsste Griechenland den Staatsbankrott anmelden.
Andererseits legt man wieder die Daumenschrauben an. Bis Ende 2013 müssen 25.000 Staatsbedienstete in eine Transfergesellschaft versetzt werden.
Von dort aus sollen sie binnen einen Jahres einen neuen Job erhalten – oder sie werden endgültig rausgeschmissen. Betroffen sind vor allem Kommunalbedienstete, die aus Protest gegen den programmierten Kahlschlag schon seit Tagen auf die Straße gehen. Am Sonntagabend war sogar Athens Bürgermeister Giorgos Kaminis attackiert worden.
Die sozialen Spannungen dürften nach länger anhalten. Denn der längst versprochene, immer wieder verschobene Aufschwung wird wohl auch 2014 wieder auf sich warten lassen.
Die Troika rechnet gerade mal mit einem bescheidenen Wachstum von 0,6 Prozent. Und selbst das steht noch in den Sternen, wie die Experten aus IWF, EU-Kommission und EZB selbst einräumen.
Der wirtschaftliche Ausblick bleibe „unsicher“, heißt es in dem Bericht…
eike
10. Juli 2013 @ 09:34
Zvonko, Danke!
Habe mir deinen Kommentar dreimal gelesen, es trifft voll auf den Punkt.
Danke
Zvonko Pezelj
15. Juli 2013 @ 20:46
Danke! Es freut mich dass ich nicht alleine mit meinen Gedanken bin.
Zvonko Pezelj
9. Juli 2013 @ 17:08
Das zwanghafte Verhalten dieser Politik erscheint in einer fast krankhafter Manier, eine Fehlentscheidung wie der Euro oder die Illusion des unendlichen Wachstums rechtfertigen zu müssen. Der Politischen Elite ist Ihr Versagen schon lange bewusst, sowie Ihre Glaubwürdigkeit an einem Tiefpunkt angelangt ist. Die Polarisierung durch Medien und Politiker dieser Menschen ist eine Nötigung die jeglicher Vernunft und Respekt entbehrt. Tatsachen das große Banken aus Deutschland und Frankreich usw. den Expansionwahn in den südlichen Ländern mit Milliarden Krediten unterstützt und danach durch diese sogenannten Retungschirme ihr Investment auf Kosten der Steuerzahler (gerettet) haben sind das Perfide Beispiel von krankhafter Ausrottung der Menschlichkeit. Das unsere Politik nur noch Figuren sind die der Wirtschafts Elite zu gehorchen haben, ist unsere eigene Schuld den wir haben sie gewählt. Albert Einstein hatte dafür die richtigen Worte: Die Welt wird nicht von Menschen bedroht, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.
GS
9. Juli 2013 @ 14:03
In Griechenland scheint kein Mangel an Staatsbediensteten zu bestehen. Gibt es eine Aufstellung, wie viele entlassen wurden? Ich habe immer das Gefühl, dass riesige Fantasiezahlen beschlossen werden, die nie umgesetzt werden.