Kohl wollte ein anderes Europa
Altkanzler Kohl ist tot – und wird von unseren kleinen EU-Politikern sofort als „großer Europäer“ vereinnahmt. Auch Kanzlerin Merkel stimmt in den Chor ein. Dabei wollte Kohl ein völlig anderes Europa als sie.
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„Die macht mir mein Europa kaputt“, soll Kohl schon 2011 gesagt haben. Das war auf einem der vielen Tiefpunkte der Eurokrise. Merkel ließ sich damals von Ratingagenturen und Spekulanten treiben.
„Mein Europa“ – das bedeutete Kohl viel. Zwar hat er mit der Wiedervereinigung zuallererst Deutschland und den Nationalismus gestärkt – vor allem auf dem Balkan sollte das fatale Folgen haben.
Doch der Altkanzler verstand, dass der Anschluß der DDR nicht zum Nulltarif zu haben war. Er überging die Westmächte, ging danach aber auf Russland und vor allem auf Frankreich zu.
Ob die Einführung des Euro der „Preis“ für die Wiedervereinigung war, ist bis heute umstritten. Frankreichs Ex-Präsident Mitterrand nutzte jedenfalls die Gelegenheit, und Kohl schlug ein.
Zwar wurde der Euro zu deutschen Konditionen eingeführt, „3,0 ist 3,0“, tönte Finanzminister Waigel. Aber Kohl wußte noch, dass die neue Währung ohne politische Union nicht funktionieren würde.
Er wollte diese politische Union – im Gegensatz zu Merkel, die dieses Ziel offenbar vergessen hat. Frankreich war für ihn der unverzichtbare Partner – und nicht eine lästige Option, wie für Merkel.
Kohl wäre es nie in den Sinn gekommen, kleine Euroländer wie Finnland oder die Niederlande gegen Frankreich auszuspielen, wie dies Merkel und ihr Adlatus Schäuble in der Eurokrise gemacht haben.
Er hätte auch nicht verstanden, warum Merkel sich ausgerechnet auf die Briten stützt, um ihre Macht in der EU auszubauen. Er wollte kein deutsches Europa, sondern ein europäisches Deutschland.
Heute hat man schon vergessen, wo der Unterschied liegt…
P.S. Ich habe das alles als Journalist hautnah miterlebt. Als ich 1994 nach Paris kam, war Mitterrand noch an der Macht. Über die Verhandlungen zum Euro habe ich für das „Handelsblatt“ und den „Tagesspiegel“ berichtet. – Mehr zu meiner Zeit in Paris hier. Mehr zum deutschen Europa hier
Baer
26. Juni 2017 @ 09:27
Unsere Politiker sind einfach nur erbärmlich,Viel Geld aufs eigene Konto,Privilegien wohin man schaut, das Volk ( die Völker) komplett aus den Augen verloren,verantwortungslose Geldverschwendung ,illegale Gesetze durch die Hintertür ohne Parlamentsbeteiligung
Siehe Software zur Bespitzelung des Stimm- und Steuerviehs etc.etc.
Nicht abwählen sondern einsperren (cum-ex -Politik und Bankster ziehen an einem Strang) lässt grüßen.
Es ist nur noch zum ko…….
Susanne
25. Juni 2017 @ 01:39
Als Kohl an die Macht kam, war ich eine junge Frau. Ich gebar ein Kind, welches unter dieser Aera pubertierte. Sie kannte nur Kohl.
Das mit Merkel eine Seilschaft mit dem Programm Raute diese Land seit Jahren ohne Programm und mit viel Willkür führt, ist nicht ein Alptraum…es ist Fakt.
PDie Frau kann man nicht abwählen..die Frau bringt alle Parteien dazu, ihren neoliberalen Verarmungskurs als Fortschritt der Menschheit mit Gottes und Obamas Segen zu verkaufen. Kirche, SPD und Grüne klatschen Beifall, wie die ÖR und Presse berichten.
Sie kann murksen, wie auch vdL, die Stiftungen als Steueroasen mit Medienpräsenz jubeln diesem Fehler zu.
Matti Illoinen
19. Juni 2017 @ 16:35
Um mich als Bürger frei entscheiden zu können, müssten alle Fakten auf den Tisch, und genau diese Fakten fehlen überall. Wenn aber wie seit Jahrzehnten die Indoktrination so fortgeschritten, lässt das keine auf Faktenbasierende Entscheidung zu
Ein Europäer
17. Juni 2017 @ 12:29
Ich vermisse Politiker wie Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher. Ruhe in Frieden Herr Kohl. Ich wünsche mir es gäbe heute noch Politiker wi HM.
@ Lieber Ebo, HM war ein großer Europäer, mit Leib und Seele. Ich vermisse die alte BRD schrecklich. Die alte BRD war immer Europa-orientiert.
Ein Europäer
17. Juni 2017 @ 12:33
Korrektur : HM= HK, also Helmut Kohl.
Peter Nemschak
18. Juni 2017 @ 13:19
Am Ende des Kalten Kriegs war die EU kleiner und homogener als heute. Zentral- und Osteuropa, das sich der EU angeschlossen hat, hat eine andere historische Erfahrung und Zielvorstellungen als die alte EU. Die Welt von heute ist eine andere als jene vor 27 Jahren. Kohl und Genscher waren Kinder ihrer Zeit.
Peter Nemschak
17. Juni 2017 @ 12:25
Die Bürger sollen frei entscheiden, ob ihnen eine politische Union finanziell etwas wert ist; möglich aber keineswegs sicher. Es gilt, die Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen. Derzeit läuft der europäische Integrationsprozess eher in die Richtung mehr Nationalstaat als mehr EU. Das muss man emotionslos zur Kenntnis nehmen.