Kein Schengen, kein Euro?
Die Debatte über die Flüchtlingskrise treibt merkwürdige Blüten. Kommissionschef Juncker warnte jetzt, ein Ende der Reisefreiheit in der Schengen-Zone könne auch ein Ende des Euro bedeuten.
„Wenn der Geist von Schengen unsere Länder und Herzen verlässt, werden wir mehr als Schengen verlieren“, sagte Juncker. Dann gebe es womöglich kein Halten mehr.
Leider vergass er zu erwähnen, dass der „Geist von Schengen“ nichts mit Grenzkontrollen wegen außergewöhnlicher Umstände zu tun hat, wie sie in der EU herrschen – seit dem Terror von Paris mehr denn je.
Zudem war es nicht der „schwindende Geist von Schengen“, sondern der immer noch sehr präsente Geist von Finanzminister Schäuble, der den Euro um ein Haar gesprengt hätte.
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, zumal es Schengen schon vor dem Euro gab. Juncker versucht offenbar, Schengen zu einem Fetisch zu machen… Mehr zur Flüchtlingskrise hier
Peter Nemschak
25. November 2015 @ 21:17
„Lügen“ heißt vom Volk, das alles Wort wörtlich nimmt, verstanden werden.
OXIgen
25. November 2015 @ 20:38
Juncker war immer schon sentimental, wenn es um „sein“ Europa ging. Inzwischen gesellt sich ein gewisses, womöglich altersbedingtes, Pathos hinzu, wenn er angesichts der politischen Katastropen noch einmal den alten europäischen Geist heraufbeschwören will.
Auch wenn ich ihn politisch weitgehend ablehne, so muss ich ihm persönlich zugestehen, dass er – im Gegensatz zu Merkel – stets ein wahrhaft in der Wolle gefärbter Europäer war und ist. Selbst wenn er lügt und behauptet, dass man lügen muss, wenn es ernst wird
Claus
25. November 2015 @ 18:04
„Kommissionschef Juncker warnte jetzt“? Ersten ist diese Verknüpfung total sinnentleert und wenn Herr Juncker das schon so halluziniert, könnte man dies eher als Hoffnungsschimmer als eine Warnung sehen. Denn was definiert einen souveränen Staat? Im Wesentlichen die Staatsgrenze, das Staatsvolk, die Währung (eigene!) und eine handlungsfähige Regierung. Da gibt es noch einiges zu tun, und bevor Europa am Euro scheitert – mit all dem Hass gegen Deutschland! – weg damit! Und wenn es die illegale Einwanderung ist, an der er scheitern sollte, hätte diese wenigstens e i n e n positiven Aspekt.
Kein Schengen mehr? Ich bin in Vor-Schengen-Zeiten regelmäßig mit dem Kfz zwischen England und Deutschland gependelt und die Kontrollen an den Grenzen gingen flott, wenn sie überhaupt stattfanden, meistens wurde man, abgesehen nach England, durchgewunken. Mit aktivem Zoll und Grenzschutz wäre es damals auch weniger wahrscheinlich gewesen, mit einem Lastwagen voll mit 70 erstickten Menschen durch Europa fahren zu können. Wie gut, das der Zoll heute wichtigere Aufgaben wahrnimmt, zum Beispiel die Verwaltung der Kfz-Steuer. Habe gerade eine Erstattung vom Zoll bekommen – Euro 31,00 – Motorrad verkauft! Blickte mal wieder ganz ungläubig auf den Brief vom Zoll!
Peter Nemschak
25. November 2015 @ 16:06
Wenn Schengen auf Dauer aufgegeben wird, ist eine der Grundfreiheiten der EU verloren. Dann geht es um den freien Kapitalverkehr, wofür der EURO ein Symbol ist. Ohne Euro würde der gemeinsame Kapitalmarkt inklusive gemeinsame Bankaufsicht der systemrelevanten Banken in weite Ferne rücken. Unmittelbar besteht kein Zusammenhang zwischen Schengen und dem Euro, mittelbar sehr wohl. Derzeit sind die zentrifugalen Kräfte in der EU so stark wie noch nie.