“Kein Partner mehr”
Russland ist für die EU kein strategischer Partner mehr. Dies sagte die neue EU-Außenbeauftragte Mogherini. Zudem sprach sie sich für ein stärkeres Nato-Engagement in Osteuropa aus. Was für ein Irrtum!
Sie stand unter Druck der Hardliner in Osteuropa und in den USA. Nun hat sie “geliefert”: Nur drei Tage nach ihrer Nominierung hat die künftige EU-Chefdiplomatin Mogherini Russland attackiert.
Russland sei für die EU kein “strategischer Partner” mehr, sagte sie im Europaparlament, wo einige Abgeordnete sogar für eine militärische Antwort auf die “russische Aggression” in der Ukraine plädieren.
Zwar hielt sie sich noch ein Hintertürchen offen: “Ich wünschte mir, dass es in der Zukunft wieder ein strategischer Partner wird.”
Dennoch war diese Einschätzung ungefähr das Dümmste, was die unerfahrene Italienerin, die nur aufgrund eines unsinnigen Proporzdenkens ins neue hohe EU-Amt kam, tun konnte.
Denn ohne oder gar gegen Russland wird es in Europa keine Ruhe geben. Russland ist durch seine Nähe und seine Größe (Moskau ist die größte Stadt Europas!) ein unverzichtbares Teil des europäischen Puzzles.
De Gaulle und Adenauer wussten das noch, Kohl und Mitterrand auch. Sie wären nie auf den Gedanken gekommen, die Ukraine, Georgien oder Moldawien für wichtiger zu halten als Russland.
Diese drei Länder aufzuwerten und aufzurüsten macht nur in geopolitischen Schachspielen Sinn, wie sie die Neocons in den USA spielen. Nun tappt eine italienische Sozialistin in diese Falle.
Mogherini sollte nach Moskau fliegen
Dabei hätte sie die einmalige Chance, eine – vielleicht letzte – diplomatische Initiative zu starten. Da sie noch nicht im EU-Amt ist, könnte sie nach Moskau fliegen und die viel beschworene “politische Lösung” suchen.
Die Chancen stehen vielleicht besser denn je, wie neue Meldungen aus Moskau zeigen: Putin und Poroschenko haben sich offenbar angenähert, kurz nach Fertigstellung dieses Posts wurde sogar eine Waffenruhe verkündet!
Stattdessen plädiert Mogherini auch noch für eine Aufrüstung der Nato in Osteuropa. Vergessen die Zeiten, als sich die “alten Europäer” von den USA und der Nato unabhängig machen wollten.
Russland wird noch gebraucht
Ergebnis: Die EU-Diplomatie ordnet sich den Amerikanern unter, Russland wird noch mehr in die Arme China getrieben. Einen größeren strategischen Fehler hätte man – pardon: frau – kaum machen können…
…denn es gibt ja auch noch Afghanistan und Syrien. Dort wird Russland dringend gebraucht – und zwar als strategischer Partner!
Siehe auch: “And the winner is…(China)” sowie die spannende Analyse von Stefan L. Eichner: “USA, NATO, Russland – das Bermuda-Dreieck der EU im Ukraine-Konflikt”
luciérnaga rebelde
5. November 2014 @ 16:06
Spannend der Bericht von Sharon Tennison über Putin, auf welchen Herr Eichner hinweist:
http://hinter-der-fichte.blogspot.de/2014/08/sharon-tennisons-bericht-wer-hat-putin.html
Martina
8. September 2014 @ 17:48
Zum Kotzen, dieses Russland und Putin Hetze.
Gibt es in D nicht den Volksverhetzungsparagrafen?
winston
3. September 2014 @ 22:15
Der Aussenministerposten eines nicht Staates ist so überflüssig wie ein Kropf.
War bei Ashton so und wird sich bei Mogherini kaum ändern.
Einziger Nutzniesser ist Mogehrini selbst, Ihr CV wird ein bisschen länger und Ihr Bankkonto ein bisschen anschwellen.
Nemschak
3. September 2014 @ 21:28
@ebo Das Kriegsrisiko zwischen Ost und West war in den 60-iger Jahren deutlich höher(Kubakrise). Man muss zur Kenntnis nehmen, dass die Interessenslage Russlands heute und in und in absehbarer Zukunft eine andere ist als die des Westens. Auf die Zeit der strategischen Partnerschaft wird eine der strategischen Konkurrenz folgen, was nicht weiter schlimm ist. Das heißt nicht, dass es bei einigen Themen (Islamischer Staat, gemeinsame Geschäftsinteressen im Bereich Energie) Interessenskongruenz geben wird. Meines Erachtens ist die Option “Frieden um jeden Preis” gefährlich. Ob der Krieg in der Ostukraine noch ein paar Tage oder Wochen andauert, ist für das zukünftige Verhältnis zwischen dem Westen und Russland unerheblich.
kosh
3. September 2014 @ 19:11
– … drei Tage nach ihrer Nominierung … künftige EU-Chefdiplomatin Mogherini …
Russland sei für die EU kein “strategischer Partner” mehr, sagte sie im Europaparlament.
Aufnahmetest bestanden. Die EUSraEliten-Strategie ist es, China zu unterwerfen. Nunmehr wird Russland offiziell von der Teilnahme ausgeschlossen.
Entweder erfährt Moskau posthum via Medien, dass es Kandidatenstatus hatte, oder man ist durchaus informiert und lässt die Wodkakorken knallen. Das Eingeständnis der frisch Gebrieften ist wie Weihnachten und Ostern zusammen. Überhaupt ist die Italianisierung der EU ein Segen für die Einschätzung derselben. EZB und Sicherheitsministerium werden ihre Aussenwirkung nicht verfehlen. Ich warte auf die erste veritable Parlamentsprügelei nach römischem Recht – Livekommentar von Berlusconi Superstar.
– Dabei hätte sie die einmalige Chance, eine – vielleicht letzte – diplomatische Initiative zu starten.
Wie soll das gehen? Wenn sie schon im Vorfeld versteht, was es bedeutet Diplomatin zu sein und statt dessen durch VorderzimmerdumpfbackenPRopaganda glänzt, hat sie fürs Hinterzimmer ganz bestimmt keinen verwertbaren Text mehr übrig. Wer gehofft hat, auf Ashton folgt Besserung, der wird noch vor Antritt ihrer Nachfolgerin eines Besseren belehrt. Noch gar nicht angetreten und schon abgehakt – rekordverdächtig.
Die Amis auf Kurs
Grüsse
kosh
PeterNemschak
3. September 2014 @ 15:15
@ebo Kennen Sie viele Gelegenheit, bei denen in den letzten 20 Jahren Russland und der Westen an einem Strang gezogen haben? Solange es im nationalen Interesse Russlands liegt Logistikunterstützung für die Bundeswehr und NATO zu geben, wird es diese auch weiterhin geben, ebenso wie gegen den islamischen Staat. Dazu bedarf es keiner strategischen Partnerschaft.
ebo
3. September 2014 @ 15:31
Sorry, aber bisher IST Russland ein strategischer Partner der EU und auch der Nato. Schon vergessen? Es gibt sogar einen Nato-Russland-Rat, auch wenn der jetzt suspendiert ist…
Peter Nemschak
3. September 2014 @ 19:28
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dabei bleibt, nach allem was passiert ist.
ebo
3. September 2014 @ 19:34
Dabei wäre der Nato-Russland heute wichtiger denn je. Wenn es nun auch noch Nato-Manäver in der Westukraine gibt, steigt das Risiko einer direkten militärischen Konfrontation. Ich habe das Ende des Kalten Kriegs als Politikwissenschaftler verfolgt – damals wäre Ähnliches undenkbar gewesen!
Tim
3. September 2014 @ 11:01
Die beiden größten Fehler Europas in den letzten 20, insbesondere 10 Jahren: Rußland und die Türkei nicht zu hofieren. Damit sind unsere wichtigsten außenpolitischen Hebel auf lange Zeit weggebrochen.
Statt dessen sind unsere Elite-Dilettanten in die Falle der US-Neocons getappt, wie Ebo richtig darstellt. Europa ist nun ohne großen US-Aufwand wieder fester Bündnispartner. Einen ähnlichen Effekt gibt es ja in Japan und Südkorea. Bin gespannt, wann und durch welche Entwicklung Indien näher an die USA heranrückt.
Peter Nemschak
3. September 2014 @ 14:44
Europa braucht niemanden hofieren. Russland war und bleibt ein strategischer Konkurrent, jedenfalls kein politischer Partner, bestenfalls ein Geschäftspartner. Für eine friedensstiftende Partnerschaft in Syrien und Afghanistan würde ich mir nicht allzu viel erwarten. Was war der bisherige friedenstiftende Beitrag Russlands in der Causa Syrien und Afghanistan und überhaupt in den letzten 20 Jahren? Im Sicherheitsrat hat Russland gemeinsam mit den Chinesen stets Positionen eingenommen, welche denen des Westens entgegengesetzt waren.
ebo
3. September 2014 @ 15:07
Tja, wenn Russland keine logistische Hilfe mehr für den Truppentransport nach Afghanistan gibt, gibt es ein Problem für die Bundeswehr und die Nato. In Syrien wird der Krieg so lange weitergehen, wie Russland und der Westen nicht an einem Strang ziehen. Der einzige Profiteur ist der Islamische Staat, der ja in Syrien seinen Anfang nahm. Und das sind nur zwei Beispiele…
paul7rear
3. September 2014 @ 15:42
Wenn bedacht wird, dass ISIL/ISIS/IS erst seit ca. 12 Monaten in europäischen Medien Präsenz zeigen sollte nun vielleicht der zeitliche Zusammenhang mit “Obamas roter Linie” Beachtung finden. Damals sollten US-Flugzeuge Syrien bombardieren was allein durch das russische Veto mit dem Vorschlag “der Vernichtung der syrischen Chemiewaffen” abgewehrt wurde. Das sonderbare Erstarken der IS bedeutet doch nur, dass das amerikanische Vorhaben erleichtert umgesetzt werden kann. IS ist im Gegensatz zu den medialen Berichten keine Nur-Horror-Vereinigung mit dahergelaufenen Islamisten die nur planlos mordend im Nirwana erscheint. Nein, IS hat eine klare militärische Struktur und Zielgebung denn ohne diese wären ihre Erfolge nicht möglich. Also wer steckt dahinter?
http://theconservativetreehouse.com/2014/08/23/u-s-airstrike-kills-isis-press-officer-and-former-syrian-host-of-john-mccain-abu-mosa/
Tim
3. September 2014 @ 16:40
@ Peter Nemschak
“Europa braucht niemanden hofieren. Russland war und bleibt ein strategischer Konkurrent”
Das ist ja im Prinzip die Position der EU-Eliten. Keiner von denen hat jemals gehört, daß es so etwas wie China oder die arabische Welt gibt. Für diese beiden Zukunftsthemen hätten wir Rußland und die Türkei dringend gebraucht, aber der Zug ist abgefahren. Europa wird damit auf Jahrzehnte außenpolitisch ein Büttel der USA bleiben, den draußen in der Welt niemand ernst nimmt.
Es ist wahnsinnig traurig, daß es in Europa so wenig Verständnis und Interesse für geopolitisches Denken und Handeln gibt. Dabei wäre DAS genau der Punkt, in dem Europa sich wohltuend und zielführend vom amerikanischen Cowboytum unterscheiden können hätte.
paul7rear
3. September 2014 @ 10:56
Anscheinend ist die Rückverdummung bestimmter Kreise auch zu Frau Mogherini vorgedrungen oder wird die zukünftige EU-Außenbeauftragte nur als willfährige Erfüllungsgehilfin imperialistischer Kräfte missbraucht. Es scheint, dass die gesamte EU-Politik nur für die Umsetzung der “Heartland-Theorie” dient. Die EU als Neofaschistische Installation? Ich war einmal überzeugter Europäer; nun ist es aber besser seine Koffer zu packen.
Baer
3. September 2014 @ 10:25
Mit welcher Hirnmasse unsere Eliten ausgestattet sind wird hier offensichtlich,von erfahrung und Expertise gar nicht zu sprechen. Aber Mutti hats wieder mal hinbekommen.
Mit Schwachen läßt es sich leicht spielen.
Mit wieviel Schwachsinn will man uns noch zumüllen? Es ist einfach nur noch erbärmlich!!!