Kampf der Kulturen – live in EUropa
Als S. Huntington den weltweiten “Kampf der Kulturen” propagierte, hielten das alle für Quatsch. Doch nun findet er statt, und zwar mitten in Europa. Es genügt ein Blick nach Luxemburg und Polen.
Luxemburg hat gerade den Religionsunterricht abgeschafft. Es war eine der erfreulichsten Meldungen dieser Woche, denn kurz danach kam das totale Abtreibungsverbot in Polen.
Während in Luxemburg die Säkularisierung zu siegen scheint, macht sich in Polen der reaktionärste Katholizismus breit. Wenn man das überhaupt so nennen kann, der Papst steht für eine andere Religion.
Diese Ungleichzeitigkeit ist einer der Gründe, weshalb in der EU fast nichts mehr geht. Der europäische Kampf der Kulturen führt zu einer Konfrontation der Politiken, die Flüchtlinge sind nur das aktuellste Beispiel.
Übrigens könnte man diesen Gedanken noch weiter spinnen. Denken wir nur an den Balkan, wo in einigen Regionen der radikale Islamismus auf dem Vormarsch ist, andere hingegen die “slawische Kultur” beschwören.
Im Kosovo und in Bosnien-Herzegowina könnte dies schon bald zu einem ganz realen Clash führen, womöglich auch (Bürger-)Krieg. Doch die EU ignoriert das, sie will alle Balkan-Länder aufnehmen…
Ivano
25. September 2016 @ 06:36
@ebo: Ab wann beginnt in Ihren Augen menschliches Leben?
Peter Nemschak
24. September 2016 @ 11:11
Die Chance auf Aufnahme in die EU hat bisher zur Entschärfung alter Konflikte am Balkan beigetragen. Je weniger attraktiv die EU in den Augen der Beitrittskandidaten wird, desto stärker wird der alte Nationalismus hervortreten. Ethnische Identitäten sollten in Europa ein illusionäres Konzept sein, da die Vermischung von Ansässigen und Zugewanderten dafür schlicht zu groß ist. Bei näherem Hinsehen haben wir eine Vielzahl von sozio-kulturellen Identitäten und Mentalitäten, welche ungleich stärker als irgendeine, heute nicht mehr nachvollziehbare, ethnische Identität sind. Ethnische Reinheit ist eine Illusion und sollte von intelligenten aufgeklärten Bürgern als solche durchschaut werden. In Irland und Polen ist der reaktionäre Katholizismus nach wie vor in vielen Köpfen verankert. Das sollten jene bedenken, die aufgeklärte Muslime – solche gibt es auch -ablehnen. Aufgeklärte Menschen sollten bei uns, unabhängig von ihrer Herkunft, Heimat finden.
ebo
24. September 2016 @ 11:22
@Nemschak Das stimm leider nicht. Erstens hat die Anerkennung Kroatiens und anderer “National”staaten (die Nationen gibt es so in Ex-Jugoslawiwn nicht) zu Krieg und Vertreibung geführt. Dann zu inneren Spannungen. Dann zu Grenzkonflikten, siehe Slowenien und Kroatien. Diese Konflikte hielten sogar noch nach dem EU-Beitritt an. Zudem ist das von Brüssel anerkannte Kosovo ein zentraler Krisenherd geblieben. Und in Bosnien sehen wir leider auch, dass das EU-Rezept nicht aufgeht.