Juncker schweigt zu Goldman-Deal
Der Chef der “politischen” EU-Kommission will sich nicht zum Politikum äußern, das der Wechsel seines Amtsvorgängers Barroso zur US-Bank Goldman Sachs darstellt.
Dies ließ Juncker seinen Sprecher erklären. Die Kommission habe beim Wechsel in die Privatwirtschaft striktere Regeln als viele andere Institutionen, sagte er – und die seien eingehalten worden.
Tatsächlich gibt es eine 18monatige “Abkühlzeit” für ehemalige EU-Kommissare. Doch darum geht es hier nicht. Es geht um Goldman – denn die Bank war in Finanzkrise und Griechenland-Krise verwickelt.
Zudem will sich Barroso künftig in London für die Amerikaner engagieren – offenbar, um die Folgen des Brexit abzufedern. Damit wird er zum “Anti-Europäer”, kommentiert “Le Monde”.
Und dazu will sich der “überzeugte Europäer” Juncker nicht äußern? Ich spüre da eine Malaise auf höchstem Niveau…
S.B.
11. Juli 2016 @ 13:14
Das sich Juncker nicht äußern will, versteht sich aus der Natur der Sache heraus. Schließlich braucht er ja auch noch einen gut dotierten und im Übrigen völlig sinnlosen Versorgungsposten, wenn er als EU-Grande irgendwann abgesägt wird. Eine Krähe sticht der anderen bekanntlich kein Auge aus.
Im Übrigen sind Politiker extreme Opportunisten. Sie machen einfach das, was ihnen (!) am meisten nutzt. Dies allerdings steht im krassen Gegensatz zu ihrer per Wahl vom Bürger verliehenen Aufgabe. Im Grunde sind sie nichts als Verräter. Barroso ist nur das ganz aktuelle Beispiel dafür.
ebo
11. Juli 2016 @ 13:35
Nein, Juncker braucht die Unterstützung von Merkel, die Barroso erst zu seinem Job verholfen hat – es gab seinerzeit wesentlich bessere Kandidaten 🙂
S.B.
11. Juli 2016 @ 15:55
@ebo: So viel zum Thema Negativauslese in der Politik. Siehe meine Kommentar zu Peter Nemschak unten. Umso ist die Frage berechtigt, warum Barroso nun von GS angeheuert wurde. In welcher Hinsicht ist er für die Bankster der beste Kandidat gewesen?
ebo
11. Juli 2016 @ 15:58
@S.B. Wie gesagt, die Negativ-Auslese hat vor allem Merkel zu verantworten. Sie war es, die Barroso und Juncker durchsetzte und Oettinger eine 2. Amtszeit bescherte. Als nächstes dürfte sie auch noch Schulz verlängern – Hauptsache, schwache Figuren in Brüssel, die der deutschen Dominanz in Berlin nichts entgegensetzen!
vercingetorix
13. Juli 2016 @ 10:35
Ja, Merkel hatte noch nie eine glückliche Hand beim Verteilen von Posten und Pöstchen. Zum Beispiel die Fehlbesetzung Wulff als Bundespräsident. Es gibt noch viele andere. Beispiele.
Peter Nemschak
11. Juli 2016 @ 14:26
Wenn Sie den Politikern den Wechsel in die Privatwirtschaft allzu sehr erschweren, bekommen Sie nur mehr eine negative Auslese von Politruks, die ihre Karrieren in den Parteien gemacht haben und für eine “zivile” Verwendung unvermittelbar, weil unfähig sind. Daher: viel Lärm um nichts. Goldman Sachs mag “Beihilfe” geleistet haben, die wahren Betrüger waren die Griechen, die sich ihre Mitgliedschaft im Euro erschwindelt haben. Jetzt leiden sie unter dem Euro-Beitritt, so what? Vielleicht will man mit Goldman von den wahren Schuldigen wieder einmal ablenken. Offenbar hat sich Goldman damals keiner Gesetzesübertretung schuldig gemacht, sonst würden schon längste entsprechende Verfahren seitens der EU laufen. Geschäftlich ist er nicht vom gemeinsamen Markt ausgesperrt.
S.B.
11. Juli 2016 @ 15:52
@Peter Nemschak: “Wenn Sie den Politikern den Wechsel in die Privatwirtschaft allzu sehr erschweren, bekommen Sie nur mehr eine negative Auslese von Politruks, die ihre Karrieren in den Parteien gemacht haben und für eine “zivile” Verwendung unvermittelbar, weil unfähig sind.”
Aber genau diesen Zustand haben wir doch seit Jahren. Absolute Negativauslese – jedenfalls aus Sicht des Wählers.
Skyjumper
11. Juli 2016 @ 17:16
Das Problem das sich da (nicht nur) in der Politik dokumentiert ist seit fast einem halben Jahrhundert “wissenschaftlich” bekannt. Wen’s interessiert: “Das Peter Prinzip” nachlesen.
Was den Wechsel zwischen Politik und Wirtschaft anbelangt könnte es eigentlich für beide Bereiche von echten Vorteil (nicht im Sinne von Vorteilsnahme) sein wenn die Fluktuation wesentlich größer wäre als sie es tatsächlich ist.