Kriegsangst in Junckerland

Was ist nur in den ehemaligen Eurogruppenchef Juncker gefahren? Kaum hat er sein Amt niedergelegt, warnt er vor Krieg in Europa. Die aktuelle Lage erinnere fatal an die Situation vor dem 1. Weltkrieg. Als Retter in der Not fällt ihm ausgerechnet Kanzlerin Merkel ein, die er noch vor kurzem heftig kritisierte.

Vor hundert Jahren – im Juni 1914 – hat das Attentat von Sarajevo das europäische Pulverfass entzündet. Damals waren sich alle einig, dass das Deutsche Reich die Hauptschuld am 1. Weltkrieg trug.

Diesmal zeigt Juncker mit dem Zeigefinder auf Griechenland und Italien – und deren Wahlkämpfer. „Plötzlich kamen Ressentiments hoch, von denen man dachte, sie seien definitiv abgelegt“, sagte er dem „Spiegel“.

Leider vergisst er, Ross und Reiter zu nennen. Von wem geht denn eine Kriegsgefahr aus? Meint er vielleicht die rechtsextreme „Golden Dawn“-Bewegung in Griechenland?  Sie wurde erst von den Euro-„Rettern“ nach oben gespült.

Meint er Italiens Grillo? Dem ist viel zuzutrauen, aber gewiss kein Krieg. Wenn er an Berlusconi gedacht haben sollte, so muss man leider sagen, dass der lange ein Verbündeter von Kanzlerin Merkel und Juncker war.

Und was die griechische Linke betrifft, so traf sich deren Chef Tsipras jüngst sogar mit Finanzminister Schäuble. Tsipras ist vielleicht ein Demagoge, aber doch bestimmt kein Kriegstreiber.

Wo liegt also die Gefahr? Wenn überhaupt, dann doch wohl am ehesten in einer verfehlten Euro“Rettung“, die halb Europa zu Rezession und Hoffnungslosigkeit verdammt und nationale Ressentiments schürt.

Diese heillose „Rettung“ wird aber vor allem von Merkel verantwortet. In seinen letzten Reden hat Juncker ziemlich deutlich mit deren Politik abgerechnet. Doch nun empfiehlt er plötzlich ihre Wiederwahl.

Bleibt die Frage: was soll das? Wozu soll eine Warnung gut sein, deren Pointe darin besteht, dass Euroland weiter machen soll wie bisher – noch dazu mit einer unveränderten deutschen Führung?

Unterm Strich bleibt, dass Juncker mit seinen Äußerungen selbst die Euro-Angst schürt – und das zu einem Zeitpunkt, da die Märkte nur auf einen Funken lauern, der den Eurobrand wieder entzünden könnte.

Die wahre Gefahr geht nämlich von den Märkten aus, die sich der Demokratie überordnen, und die mit gezielten Attacken auf „PIGS“ und andere Staaten versuchen, Europa zu spalten…

Siehe zu diesem Thema auch „Junckers bitteres Erbe“ und „Die Eliten zittern“

photo credit: European People’s Party – EPP via photopin cc