Juncker droht mit Rauswurf
Mit der Demokratie steht die EU bekanntlich auf Kriegsfuss. Aber so weit wie EU-Kommissionschef Juncker ist noch niemand gegangen. “Ich fühle mich verraten”, sagte er in einer emotionalen Rede.
Mit dem Referendum habe ihn Premier Tsipras hintergangen. Die Gläubiger hätten Athen ein großzügiges Wachstumspaket angeboten. Leider wüssten das die Griechen nicht, sie würden belogen.
Er werde nun für ein “Ja” beim Referendum werben, kündigte Juncker an. Und wenn es trotz der PR-Offensive aus Brüssel schiefgeht? “Das würde bedeuten, dass Griechenland Nein zu Europa sagt.”
Im Klartext: das Land müsste dann wohl nicht nur den Euro, sondern auch die EU verlassen… – Mehr zur neuen Eurokrise um Griechenland hier
Erbse
29. Juni 2015 @ 23:04
“Die Linken machen immer wieder den Fehler, dass sie Unternehmer als Gegner statt als Schaffer von Arbeitsplätzen sehen. Die Klassenkampfideologie können sie nicht ablegen.”
Steht das im Syriza Programm oder schwafeln Sie nur so dahin?
Nemschak
29. Juni 2015 @ 21:55
@ebo Demokratie gehört zu den am häufigsten missbrauchten Begriffen ebenso wie Gerechtigkeit, die oft mit Gleichheit verwechselt wird. Währungsunion hat nun einmal bestimmte Voraussetzungen. Sonst kann sie nicht funktionieren. Was in der Eurozone fehlt, ist eine geordnete Austrittsmöglichkeit. Eines muss allen klar sein: eine eigene Währung ist noch lange keine Garantie für Wohlstand. Ob Griechenland nach einem möglichen Grexit für Investoren nachhaltig interessant wird, wage ich zu bezweifeln. Die Linken machen immer wieder den Fehler, dass sie Unternehmer als Gegner statt als Schaffer von Arbeitsplätzen sehen. Die Klassenkampfideologie können sie nicht ablegen.
Andres Müller
30. Juni 2015 @ 03:32
@Nemschak, es fehlte bisher eine ordentliche Austrittsmöglichkeit aus dem Euro weil es das auch in den USA aus dem US$ nicht gibt -aus angeblich guten Gründen. Eine Austrittsmöglichkeit würde den Euro für Investoren zu einer weichen Währung mit viel Spekulationspotential machen. Meine Meinung ist, wenn man die Probleme der Griechen den Marktleadern so kommunizieren könnte, dass ein (vielleicht nur temporärer Austritt) der Wirtschaft helfen könnte, dann würde auch kaum Porzellan zerschlagen. Das Problem ist, die Europäer wollen die wirtschaftlichen Ungleichgewichte nicht zugeben, um die (zu vielen) Banken zu verschonen. Es ist fast wie mit den Frauenrechten, es gibt wenig Frauen in Europa in finanziell wichtigen Positionen weil man jene Probleme vertagt und verdrängt, die den Frauen gleiche Chancen bringen würden (im Gegensatz zu den USA im Moment). Gleiche Rechte und Chancen bringen mehr Vorteile als Nachteile. Der Frauenmangel in Finanzberufen werden die Europäer noch bitter bereuen. Selbst die Chinesen sind inzwischen weiter.
George
29. Juni 2015 @ 15:31
Um genau zu sein, sagte Juncker, dass die Griechen “Ja” wählen müssen unabhängig von der Frage. Ein “Nein”, wäre ein Nein zu Europa. Was für eine Aussage!
Dieser Logik folgend, müsste die Frage im Referendum folgende sein: “Wollt ihr ein Ende der Austeritätspolitik?” Die Antwort ist ganz klar “Ja”!
Da hat also Herr Juncker sein “Ja” zu Europa und “Ja” zum Referendum.
ebo
29. Juni 2015 @ 15:41
@George Sehr gut! Tsipras muss die Frage einfach anders stellen! Wie wäre es: “Wollt Ihr ein neues Angebot der EU?”. Bei einem Ja wäre Juncker der Dumme 🙂
George
29. Juni 2015 @ 15:46
@ebo Hahaha, stimmt. Aber so wie wir diese Leute kennen, drehen sie es hinterher wieder so hin, wie es ihnen passt.
ebo
29. Juni 2015 @ 15:56
Es ist einfach so, dass die Währungsunion und Demokratie unvereinbar sind. Es gelt Regeln, die in Berlin gemacht werden. Es ist ja auch unser Geld ;-
Andres Müller
29. Juni 2015 @ 16:53
Als Schweizer vermute jetzt mal über den Daumen gepeilt, inzwischen würden über 80% der Schweizer ein Nein an der Urne einlegen, wenn der Bundesrat um eine erneute EU-Abstimmung bitten würde.
Mir war ja klar das ein derart aus ungleichen Partnern bestehendes Gebilde wie Europa etwas Mühe hat mit Demokratie -aber was jetzt mit den Griechen gemacht wird, ist ein extrem abschreckendes Beispiel- was in der Schweiz nun mit Sicherheit noch viele weitere Jahre gegen einen EU Beitritt sprechen wird.
Eine Austritt aus dem Euro würde auch gleichzeitig ein Austritt aus Europa bedeuten? Vor einer solchen Kulisse der Drohungen vor der Abstimmung kann ich fast nur noch die Augen zuschlagen und mich vor Ekel wegdrehen.