Jenseits des Varoufakis-Hypes

Die deutsche Presse jubelt: Griechenlands Finanzminister Varoufakis sei entmachtet worden. Doch ob das stimmt, muss sich erst noch zeigen. Mir geht der Hype gegen den Strich, ich halte mich lieber an Fakten.

Und da gibt es einiges, was nicht in den Zeitungen steht. Zum Beispiel, dass der primäre Budgetüberschuss (vor dem Schuldendienst) sich besser als erwartet entwickelt.

Das meldet der Brüsseler Thinktank “Bruegel”. Zitat:

 The State budget balance for the period January – March of 2015 presented a deficit of 500 million Euros against a target deficit of 2.1 billion, and in line with the figure reported last year (448 million euro for the first three months of 2014). The State budget primary balance recorded a surplus of 1.7 billion Euros, against a target of 119 million euro.

Zwar muss man diese Zahlen mit Vorsicht genießen – sie widersprechen jedoch dem Eindruck, den auch Finanzminister Schäuble verbreitet- dass sich unter Varoufakis alles verdüstert habe.

“Bruegel” hat auch einen Beitrag zur Frage, ob und wann Athen der Cash ausgeht. Nicht so schnell, wie wir denken, heißt das Fazit, denn der Staat hat noch einige Assets.

Im September 2014 waren sie schätzungsweise 86 Mrd. Euro wert. Das ist nicht nur absolut viel, sondern auch gemessen am Bruttoinlandsprodukt. Zitat:

As a share of financial assets in GDP, Greece ranked seventh among the 28 EU countries in September 2014 (Figure 2), so asset holdings were relatively high in a European comparison too.

Zum Vergleich: Deutschland wird viel weiter hintern gerankt, im letzten Drittel der EU-Länder. Aber auch davon ist bei Schäuble natürlich keine Rede…

…ebenso wenig wie davon, dass der Bund zwischen 2008 und 2014 rund 94 Milliarden Euro Zinskosten eingespart hat – vor allem wegen der Griechenland- und Eurokrise, die Deutschland zum “sicheren Hafen” gemacht hat.

Schäuble ist also ein großer Profiteur der Krise, spielt sich aber als Zahlmeister auf!