Der IWF packt aus

Der Internationale Währungsfonds hatte von Anfang an Zweifel an der Strategie der „Euroretter“ – und er hat sie immer noch. Dies geht aus geheimen Dokumenten hervor, die das „WSJ“ enthüllt hat. Haben Merkel & Co. nicht nur  falsch gewettet, sondern auch falsch gespielt? 

In Washington spielt sich gerade ein bizarres Spektakel ab. Die „Euroretter“ sonnen sich in ihrem angeblichen Erfolg – und geißeln die USA, die wegen des Shutdowns selbst zum Krisenkandidaten geworden sind.

Auch der IWF spielt dieses Spiel mit. Doch hinter den Kulissen zieht er über die Strategie von Kanzlerin Merkel und ihren Anhängern her. Und zwar so kräftig, dass dies eigentlich einen Skandal auslösen müsste.

Wie geheime IWF-Unterlagen belegen, aus denen das „Wall Street Journal“ zitiert, hat der Fonds von Anfang an die europäische Strategie angezweifelt. Schon das erste Hilfspaket in Griechenland sei verfehlt gewesen.

Merkel & Co. setzten zunächst bekanntlich auf einen Bailout, der mit einem harten Sparkurs bezahlt werden musste. Der IWF hingegen war schon 2010 überzeugt, dass ein Schuldenschnitt nötig sei.

Das dürfte nicht nur die aktuelle Haircut-Debatte anheizen. Es wirft noch andere, grundsätzlichere Fragen auf. Ging es den „Eurorettern“ überhaupt darum, Griechenland zu helfen?

Oder dienten die Hilfskredite letztlich nur dazu, die privaten Gläubiger aus Deutschland, Frankreich und UK schadlos zu halten? Sollte der erste Bailout Zeit schinden, damit die Anleger ihre Schäflein ins Trockene bringen?

Genau das legen zentrale Passagen des Berichts nahe. Hier die entsprechenden Zitate aus dem „WSJ“:

  • Einige derjenigen, die damals gegen das IWF-Rettungsprogramm waren, und auch einige andere IWF-Mitarbeiter glauben, dass die Interessen der europäischen Großmächte über die der Griechen gestellt wurden.
  • „Die griechische Rettung war kein Programm für Griechenland, sondern für die Eurozone selbst“, sagt einer, der bei der IWF-Sitzung im Jahr 2010 dabei war, rückblickend.“
  • Rückblickend, so konstatiert darin der IWF, „funktionierte das Programm wie eine Hinhalte-Operation“, die es privaten Gläubigern ermöglicht habe, griechische Schulden in ihrem Besitz zu reduzieren, während „Steuerzahler und die öffentliche Hand festsaßen“.

Das sind schwere Vorwürfe. Sie bestätigen nicht nur die zentrale These meines E-Books („Wir retten die Falschen“) und zahlreicher Posts in diesem Blog: Im Zentrum standen die Banken aus Frankfurt und Paris.

Sie weisen vor allem darauf hin, dass das europäische Täuschungsmanöver den Insidern von Anfang an bekannt war und große Teile des IWF – die Rede ist von einem Drittel der Entscheider – massive Bedenken hatten.

Durchgesetzt haben sich die „Euroretter“ wohl nur dank ihres größeren Stimmgewichts und der Deckung durch die USA. Doch wie man heute weiß, hat sich das Problem nicht erledigt – es ist schlimmer geworden.

Dennoch behaupten die Euro-Strategen bei der Jahrestagung in Washington unverfroren, die Eurozone sei auf einem guten Wege…

P.S. Die IWF-Enthüllungen haben wir auch in unserem Ökonomen-Hangout diskutiert, das Video steht hier. In meinem E-Book finden sich zehn Beiträge zur verfehlten Strategie der „Euroretter“ – und noch viel mehr zu den Folgen. Bezug auch über epubli und GooglePlay (3,99 Euro).

 

photo credit: Teacher Dude’s BBQ via photopin cc