IWF: Athen kapituliert, Brüssel auch
Ein zentraler Knackpunkt im Schuldenstreit mit Griechenland war der IWF. Die Regierung in Athen wollte ihn loswerden, Berlin bestand auf seiner Teilnahme – obwohl der IWF einen Schuldenschnitt fordert, den Berlin ablehnt.
Nun hat Athen kapituliert. Finanzminister Tsakalotos sagte in Brüssel, „dass der IWF Teil des Prozesses sein muss“, berichtet Eurogruppen-Chef Dijsselbloem.
Das ist doppelt absurd. Denn zum einen hat sich der Fonds selbst noch nicht festgelegt, ob er am laufenden 3. Bailout teilnimmt. Athen soll also etwas absegnen, das noch gar nicht sicher ist.
Zum anderen bedeutet es auch eine Kapitulation der EU in Brüssel. Mit dem Rettungsfonds ESM hätte sie die Möglichkeit, sich vom IWF zu emanzipieren und einen europäischen Fonds aufzubauen
Stattdessen unterwift sich Brüssel den Hardlinern aus Washington – auf Befehl aus Berlin, wo man offenbar „weniger Europa“ wünscht, um die eigene Macht zu mehren… Mehr zum IWF hier
Johannes
16. Januar 2016 @ 05:56
Was der Autor wie immer nicht erwähnt: Der IWF will auf SEINE Schulden nicht verzichten, das eigene Geld will man zurück, die anderen sollen doch bitte verzichten.
Und was der Autor auch verschweigt: Wenn der IWF raus ist, übernehmen Juncker und seine EU-Fanatiker in Brüssel das Kommando, obwohl sie dazu kein Recht haben. Ein Steuerparadieskönig und seine Beamten übernehmen die Kontrolle über eine gesamte Währung.
Wie immer alles sehr einseitig hier.
Claus
15. Januar 2016 @ 15:34
Habe ich da irgendwie den Überblick verloren? Der IWF wollte doch nur unter der Bedingung eines substantiellen Schuldenschnittes finanzieren, weil alles andere für Griechenland nicht tragfähig wäre. Und da man in Berlin das Wort „Schuldenschnitt“ fürchtet wie der Teufel das Weihwasser, hatte man sich doch zwischen Berlin und Brüssel bereits verständigt, dann lieber den IWF-Anteil mit ESM-Mitteln zu substituieren. Verlangt denn der IWF inzwischen keinen Schuldenschnitt mehr, um weiterhin im Spiel zu bleiben?
ebo
15. Januar 2016 @ 15:47
Gute Frage, niemand weiß es. Denn der IWF hat über seine Beteiligung noch nicht entschieden. Das Ganze könnte sich deshalb noch als Falle für Griechenland erweisen, wenn Washington nicht mitspielt…
Peter Nemschak
15. Januar 2016 @ 18:50
Falle? Das klingt nach Verschwörungstheorie, was blanker Unsinn ist. Mit oder ohne IWF wird Griechenland die nächste Kredittranche ausbezahlt bekommen, wenn das Land seine Verpflichtungen aus den vertraglichen Vereinbarungen mit den Gläubigern erfüllt.
Peter Nemschak
15. Januar 2016 @ 11:55
Die Aussagen sind ideologisch gefärbte Unterstellungen. Warum soll ein europäischer Fonds andere Bedingungen als der IWF mit Griechenland vereinbaren?. Derzeit geht es um die Umsetzung von getroffenen vertraglichen Vereinbarungen. In manchen Punkten ist Griechenland trotz vieler Fortschritte in Verzug. Nachdem die derzeitige Schuldenlast von Griechenland langfristig nicht getragen werden kann, wird es zu einem teilweisen Schuldenerlass kommen. Verständlich, dass die Gläubiger zuerst die Umsetzung der wichtigsten und in Griechenland politisch schwer durchsetzbaren Maßnahmen sehen wollen.