Ist EUropa noch zu retten? (II)

Ist EUropa noch zu retten? Diese Frage stellen sich immer mehr Menschen in der EU. Eurokrise, Griechenlandkrise und Flüchtlingskrise haben das Vertrauen nachhaltig erschüttert, 2016 wird zum Schicksalsjahr – Teil 2 einer dreiteiligen Serie.

Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos, heißt es in Brüssel. Schuld an der Krise seien einzig und allein die nationalen Regierungen. Wenn alle EU-Beschlüsse brav umgesetzt würden, wären die Probleme schnell gelöst.

Doch das greift zu kurz. Denn zum einen hat auch die EU-Kommission versagt. Sie hat weder Eurokrise noch Flüchtlingskrise kommen sehen. Zum anderen sitzt die Krise sitzt tiefer, viel tiefer.

[dropcap]D[/dropcap]as hat schon die Europawahl 2014 gezeigt, bei der weniger Menschen denn je ihre Stimme für die EU gaben. Bei den nationalen Wahlen 2015 wurden dann all jene Parteien abgestraft, die Brüssel die Stange halten.

Ab Sommer droht der “Brexit”

Im Süden setzten sich linke Parteien durch, die den Austeritätskurs in der Eurokrise ablehnen. In Finnland, Frankreich und Polen sind die Rechten auf dem Vormarsch, die der EU am liebsten den Garaus machen würden.

Und in Großbritannien sind die EU-Gegner bereits so stark, dass sie den „Brexit“, den Austritt, fordern. Schon im Sommer könnte es so weit sein, wenn Premier Cameron das Referendum vorzieht und verliert.

Getragen wird die EU eigentlich nur noch in Deutschland – und von Deutschland. Das heißt aber nicht, dass wir uns zufrieden zurücklehnen könnten. Das deutsche Europa ist nämlich keine Lösung, sondern Teil des Problems.

Bald wird es ernst für Merkel

Das dürfte sich 2016 in aller Schärfe zeigen. Jahrelang hat Deutschland seine Interessen erfolgreicher verfolgt als alle anderen EU-Staaten. Jahrelang drückte Kanzlerin Merkel der EU ihren Stempel auf.

Doch nun braucht Merkel selbst Hilfe – und bekommt sie nicht. In der Flüchtlingskrise steht Deutschland allein im Regen. Zwar hat die Kanzlerin eine „Koalition der Willigen“ um sich geschart. Doch außer Österreich zieht niemand wirklich mit.

Selbst die Türkei, Merkels neuer „Schlüsselpartner“, enttäuscht. Statt wie gefordert die Seegrenze zu Griechenland abzuriegeln, schafft Präsident Erdogan neue Flüchtlinge – mit dem Bürgerkrieg in den Kurdengebieten.

Wenn das so weiter geht, wird die Flüchtlingskrise im Frühjahr erneut eskalieren. Diesmal könnte es wirklich ernst werden, auch für Merkel. Sie braucht nämlich mehr als jeder andere messbare Erfolge…

Teil 3 steht hier! Der erste Teil steht hier. Siehe auch meinen aktuellen EU-Krisenmonitor!

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