Humanitäre Heuchelei in Calais
Nun wird er also aufgelöst, der “Dschungel” von Calais. Angeblich aus humanitären Gründen. Doch in Wahrheit dürfte es mehr um die nahende Präsidentschaftswahl in Frankreich gegen – und um den Brexit.
Präsident Hollande möchte den “Schandfleck” loswerden, der dem Front National haufenweise Stimmen zutreibt. Calais ist zum Symbol des Scheiterns der französischen Flüchtlingspolitik geworden.
Sein möglicher Nachfolger Juppé hat schon angekündigt, dass er die Grenze künftig wieder auf der britischen Seite sehen möchte. Seit dem Brexit gebe es keinen Grund, länger die Drecksarbeit für UK zu machen.
Das wiederum macht den Briten große Sorgen. Auch sie heucheln nun Menchlichkeit. So erklärt C. Elphicke, konservativer Abgeordneter aus Dover, das Lager zu einem “Affront für die Humanität”.
In Großbritannien, behauptet er vollmundig, hätte man ein solches Chaos nie geduldet. “Niemals würden wir Leute draußen in einem Slum leben lassen”, so der MP, der eigens zur Räumung nach Calais geeilt ist.
Schon klar. Lieber lässt man sie auf dem Kontinent verrecken. Schließlich hat sich Großbritannien schon seit Jahren aus der gemeinsamen Flüchtlingspolitik verabschiedet und hinter dem Kanal verbarrikadiert.
Der Brexit dürfte das Problem eher noch größer machen…
Peter Nemschak
24. Oktober 2016 @ 17:46
Wenn dem so ist, soll Großbritannien die Menschen aus dem aufgelösten Lager in Calais aufnehmen. Ob die Zustände in Calais potentielle Migranten abgeschreckt haben nach Europa zu kommen? 50 Millionen warten in Afrika mit gepackten Koffern. Das bedeutet, dass die europäische Migrantenabwehr rauher und für die Betroffenen in Zukunft unangenehmer werden wird. Auch mehr Mittel für die Entwicklungshilfe wird daran nichts ändern. Die Entwicklungshilfe des Westens in den letzten 50 Jahren hat im Wesentlichen bloß der eigenen Exportwirtschaft und der dort Arbeitenden gedient. Das Geld, das vor Ort angekommen ist, wurde von den lokalen Eliten großteils eingesteckt.