Hoffnung aus Rom
Der Festakt dauerte nur ein paar Minuten. 27 EU-Chefs haben in Rom ihre Unterschrift unter eine Erklärung gesetzt und behaupten nun, das sei ein neuer Aufbruch. Doch die Hoffnung kommt von woanders.
Sie kommt nicht aus den Palästen, sondern aus den Straßen von Rom, wo Tausende für ein neues, anderes Europa demonstrierten. March for EUrope, DIEM 25 und viele Europaabgeordnete waren unterwegs.
Sie wissen, dass das “Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten”, das Kanzlerin Merkel nun preist, nur ein Placebo für mangelnden Reformwillen und ein anderes Wort für den Status Quo ist.
Denn es ist ja längst Realität. Im Schengenraum und in der Eurozone haben sich schon vor Jahren einige EU-Länder zusammengetan, um schneller voranzugehen als der Rest.
Dies hat weder die Flüchtlingskrise verhindert noch die Eurokrise abgewendet. Es hat nur eins bewirkt: Dass Deutschland immer stärker geworden ist und sich nun seine Partner aussuchen kann.
Dieses deutsche Europa ist aber nicht das, was die Bürger wollen. Sie wollen ein gleichberechtigtes, solidarisches und soziales Europa, in dem nicht Berlin diktiert, sondern alle demokratisch mit entscheiden.
So interpretiere ich jedenfalls den Aufruf zum “March for Europe”, den auch 300 Intellektuelle unterschrieben haben. Mit dabei war übrigens J. Solana, der sich dafür einsetzt, die EU neu aufzustellen...
Lesetipp:
[product id=„37984“]
Peter Nemschak
25. März 2017 @ 14:23
Ich bin mir nicht sicher, ob sich die Bürger dasselbe wie die intellektuellen unter Europa vorstellen. Was bedeutet in der Praxis “gleichberechtigtes, solidarisches und soziales” Europa. Die Bürger in den verschiedenen Mitgliedsstaaten wollen eine viel einfachere Frage beantwortet haben: “Was habe ich konkret davon?” Die Antwort wird wohl unterschiedlich ausfallen, je nachdem in welchem Land ein Bürger wohnt. Was bringt das zuvor beschriebene Europa einem Esten, Portugiesen, Franzosen oder Deutschen usw.? Geht es dann allen Bürgern in allen Ländern besser? Oder wird mir etwas weggenommen, damit es irgend einem anderen Land besser geht? Allgemeine Phrasen und Stehsätze hat der Bürger genug gehört.
ebo
25. März 2017 @ 14:25
Lesen sie mal die “Erklärung von Rom”, sie besteht nur aus Phrasen, die z.T. sogar von alten Erklärungen recyclet wurden…
Peter Nemschak
25. März 2017 @ 14:40
Eben deshalb bin ich skeptisch, wieder einmal der Versuch eines catch all. Dann hätte man gleich sagen können, dass es zwar nicht gut ist, aber noch schlechter wäre, wenn die EU zerfiele.