Helikopter-Geld? – Kein Thema!
Die Europäische Zentralbank will noch nie über Helikopter-Geld gesprochen haben. Das sagte EZB-Chef Draghi auf seiner mit Spannung erwarteten Pressekonferenz. “We never discussed it”, so der Italiener.
Dabei regt sich halb Deutschland über dieses Thema auf. Vorneweg Finanzminister Schäuble, der behauptet, die Helikopter-Debatte habe die AfD bei den Landtagswahlen befördert.
War also alles nur ein Missverständnis? Oder benutzen Draghis Gegner das Stichwort “Geld für lau”, um den Italiener zu schwächen und einen deutschen Zentralbankchef durchzudrücken?
Fest steht, dass die Debatte hysterische Züge angenommen hat, vor allem in Deutschland. Genau wie vor einem Jahr im Schuldenstreit mit Griechenland wird zugespitzt und personalisiert, was das Zeug hält.
Dabei gehen auch wichtige sachliche Argumente unter. Zum Beispiel, dass allein die EZB in den letzten Jahren für Wachstum gesorgt hat, wie Draghi stolz feststellt. Und dass die EU-Staaten mehr tun müssten.
Vor allem Deutschland ist gefragt. Wenn er nur wollte, könnte Schäuble das Wachstum mit Investitionen und Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst anfeuern. Doch der redet lieber über die Schwarze Null…
Mehr zur EZB und Schäuble hier
S.B.
22. April 2016 @ 08:56
“Dabei gehen auch wichtige sachliche Argumente unter. Zum Beispiel, dass allein die EZB in den letzten Jahren für Wachstum gesorgt hat, wie Draghi stolz feststellt.”
Wenn die Zentralbank und nicht (mehr) die Marktteilnehmer für Wachstum sorgt, sollte man langsam hellhörig werden. Die Folge ist eine großflächige Fehlallokation der eingesetzten (Steuer-) Mittel. Das rächt sich später umso mehr. Aber Hauptsache erst einmal Wachstum…
“Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst”…
Das soll wohl ein Witz sein? Die Nichtsnutze bekommen auch noch Lohnerhöhungen. Richtig wäre, die 50 Prozent Überflüssigen aus dem ÖD zu entfernen, damit dem Steuerzahler mehr Netto vom Brutto übrig bleibt. Lohnerhöhungen im ÖD zum Zwecke des Ankurbelns der Wirtschaft sind nichts anders als Planwirtschaft. Was die anrichtet, sehen wir an den Maßnahmen der EZB. Jedenfalls nichts Gutes. Weg damit!
GS
23. April 2016 @ 01:01
Naja, ich fühle mich an der Uni mit meiner halben Stelle und massig Lehrverpflichtung reichlich ausgebeutet, muss ich sagen. Als Nichtsnutz lasse ich mich da nur ungern bezeichnen. Es ist eher umgekehrt: Es gibt wenige Branchen, in denen so viel Überstunden für nichts geschrubbt werden wie in der Wissenschaft. Im Wissenschaftsbetrieb werden die Leute z.T. einfach nur gnadenlos verheizt. Beim Bundesamt für Migration würde ich gerade auch nicht arbeiten wollen. Manch Polizistenjob ist auch nicht der schönste. Über diese Pauschalisierung würde ich jedenfalls noch einmal nachdenken…
Peter Nemschak
23. April 2016 @ 10:26
Die EZB sorgt nicht für Wachstum, tut aber alles, damit Wachstum zumindest nicht behindert wird. Investitionen in die Zukunft sind zweifellos sinnvoller als Lohnerhöhungen im öffentlichen Sektor, der ohnedies mehr Arbeitsplatzsicherheit bietet als der Privatsektor.
Peter Nemschak
21. April 2016 @ 21:53
@Claus Nicht alle (Schwerarbeiter und besonders belastende Berufe ausgenommen), aber die Mehrheit wird schlicht eine längere Lebensarbeitszeit in Kauf nehmen müssen. Noch vor 70 Jahren war es normal, dass Menschen mit 65 Jahren in Rente gingen und mit 70 Jahren verstarben. Wer heute mit 65 Jahren in Rente geht, darf auf eine Restlebenszeit von gut 15 Jahren hoffen. Die Folgen für unser Rentensystem auszurechnen überlasse ich Ihnen. Damit dies funktioniert, brauchen wir eine flachere Lebenseinkommenskurve, mehr Anfangsgehälter aber geringere Steigerung. Die meisten Berufe haben nach spätestens 7 Jahren im Job die maximale Produktivität erreicht. Von da weg sollten sich Gehaltssteigerungen im wesentlichen auf die Inflationsrate beschränken. Die Konfliktlinien beim Rentenumlagesystem werden zwischen Alt und Jung verlaufen.
Johannes
21. April 2016 @ 17:27
“Die Europäische Zentralbank will noch nie über Helikopter-Geld gesprochen haben”
Haha, die Verlogenheit der EZB.
Draghi selbst hat doch öffentlich gesagt, dass das eine interesaante Sache sei. Ja, ja, unsere ehrliche EZB.
“dass allein die EZB in den letzten Jahren für Wachstum gesorgt hat” Auf Kosten von uns deutschen, kleinen Bürger. Und das der dt. Staat sich günstiger verschulden kann bw. Zinsen spart, wird ja nicht an uns kleine Bürger von CDU, SPD und Grünen weitergegeben. Ich der kleine Bürger werden für Süd Europa und die Reichen ärmer gemacht. Danke!
Draghi und die EZB verachten die Demokratie.
Sie brechen Gesetze, während wir Bürger Gesetze einhalten müssen.
Danke nochmals auch an CDU, SPD und Grüne für diesen tollen Eurobetrug. Gesetze die den Wohlstand von uns Deutschen schützen sollen? SCH…. EGAL. Gesetze, die das Eigentum von CDU, SPD und Grünen Politikern schützen? Hat sich jeder dran zu halten!
Peter Nemschak
21. April 2016 @ 15:44
Draghi mahnt Strukturreformen an, war kürzlich in den Medien zu lesen.
ebo
21. April 2016 @ 15:46
Schäuble mahnt höhere Zinsen an, war in diesem Blog zu lesen
Peter Nemschak
21. April 2016 @ 16:21
Dass Strukturreformen politisch schwierig durchzusetzen sind, zeigt die mittlerweile total verwässerte Arbeitsmarktreform von Macron in Frankreich. Es führt aber an ihr kein Weg vorbei, will man die Arbeitslosigkeit reduzieren. Wenn die Sozialisten in Frankreich ihre Chancen wahren wollen, wäre Macron statt Hollande der geeignete Kandidat. In Deutschland werden in nächster Zeit die Renten deutlich erhöht, was den Konsum und damit die Konjunktur stützen wird. Zukunftsträchtiger wären allerdings Investitionen in die IT-Infrastruktur und Bildung. Die Zinspolitik der EZB sollte Schäuble allerdings Draghi und seinem Team überlassen.
Claus
21. April 2016 @ 20:40
@Peter Nemschak: Ich würde Herrn Draghi und seinem Team überhaupt nichts überlassen, geschweige denn die Führung der EZB oder die EU-Zinspolitik, mit der er sich längst hoffnungslos in die Klemme manöveriert hat. Geld drucken, dass die Schwarte kracht, und keiner will es haben. Wie ich auch nicht verstehe, dass die Bundesbank sein Spielchen noch weiter mitspielt ohne auf die Barrikaden zu gehen.
Und dann würde mich interessieren, wie Ihr Durchschnittsrentner mit seiner Rente um die 1.000 Euro und 4% Erhöhung macht 40 Euro pro Monat den Konsum und die Konjunktur merklich anschieben soll.
Zurück zu Draghi, Handelblatt vom 09.12.15: “Dass nicht nur die Europäische Zentralbank (EZB), sondern auch nationale Notenbanken im großen Stil Euro-Wertpapiere aufkaufen und im Gegenzug frisches Geld in den Markt pumpen, alarmiert die Politik. Mehrere Regierungspolitiker fordern von der EZB, ein bislang geheimes Abkommen mit den nationalen Notenbanken zu veröffentlichen. EZB-Präsident Mario Draghi müsse „umfassende Auskunft über die merkwürdigen Geldvermehrungen mehrerer nationaler Notenbanken“ geben, sagte der Obmann der Unions-Fraktion im Bundestagsfinanzausschuss und Vorsitzende der CSU-Mittelstands-Union, Hans Michelbach, dem Handelsblatt.”