Gazprom zieht Investitionen ab
Kommissionschef Juncker will mit einem unsicheren Milliarden-Hebel neue Investitionen nach Europa locken. Doch nun zieht ein großer und wichtiger Investor ab: Gazprom.
Wie die “Süddeutsche” meldet, werden Gazprom-Filialen in London, Wien und möglicherweise auch Berlin schrumpfen oder ganz dicht machen. Betroffen sind mehrere hundert Beschäftigte.
Zudem zieht sich der russische Gasriese nach South Stream auch aus dem Versorger VNG zurück. Die Investitionen fließen nun in die Türkei – und vielleicht auch nach Griechenland.
Das hat Russland Präsident Putin jedenfalls beim Besuch von Premier Tsipras angedeutet. Griechenland könne zu einem “Knotenpunkt” für die Gasversorgung werden.
Für mich ist diese Neuausrichtung Gazproms (und Russlands) die eigentliche Nachricht des Tages. Der Rest war Theaterdonner für das vornehmlich deutsche Publikum. – Mehr hier
Nemschak
11. April 2015 @ 10:32
@der Dicke Einen liberalen demokratischen Rechtsstaat, wie viele in verstehen, gibt es in West- und Teilen Osteuropas, in Nordamerika, Australien, Neuseeland, Südafrika. Ich hoffe, ich habe keine Region übersehen. Auffällig ist, dass viele, die sich durch die heute Regierenden nicht repräsentiert fühlen und nach mehr Demokratie rufen, in Wahrheit sich nach einem starken Führer und einer Radikaldemokratie sehnen, in der die Mehrheit auf Kosten der Minderheit absolute Rechte genießt. Solche Ansinnen mögen in schwierigen Zeiten verständlich sein, lösen allerdings keine Probleme und gehen zu Lasten der Freiheit der Bürger (siehe Rechtspopulismus in allen seinen Spielarten). Es gibt nun einmal keinen quick fix, nicht einmal eindeutige Schuldige, für die Probleme unserer globalisierten Welt, in der sich viele entwurzelt fühlen und sich nach der “guten alten Zeit” zurücksehnen, die gar nicht so gut war, allerdings den Vorteil hatte, dass die heute Älteren jünger waren. Ohne das Internet, das viel zur Globalisierung und Beschleunigung der Welt beigetragen hat, gäbe es auch den Blog von ebo nicht.
DerDicke
13. April 2015 @ 06:24
Hätten wir einen liberalen Staat dann dürfte ich beim Dealer um die Ecke Drogen kaufen und mir daheim eine Haschpfeiffe reinziehen.
Oder was hat es einen liberalen Staat zu interessieren ob ich Drogen zu mir nehme, so lange ich niemand anderen damit schädige?
In einem liberalen Staat müsste ich beim Motorradfahren keinen Helm aufziehen, ich müsste mich beim Autofahren nicht anschnallen. Ich hätte keine Pflichtkrankenversicherung.
Ein liberaler Staat würde sich aus meinem Privatleben raushalten so lange ich niemanden mit meinem Verhalten schädige.
–> Es gibt auf der Erde keinen liberalen Staat. Sie meinen “wirtschaftsliberal” wenn Sie liberal schreiben. Lernen Sie bitte den Unterschied.
GS
9. April 2015 @ 18:06
Ich traue es unseren fähigen EU-Energiepolitikern auch zu, dass sie die Gas- und Ölinfrastruktur verrotten lassen, damit man endlich einen Grund hat, LNG-Anlagen zu bauen. Das ist alles so widerlich…
André Kühnlenz
9. April 2015 @ 17:45
Interessant ist auch, dass Gazprom das Kapital von South Stream Transport B.V. (mit Sitz in Amsterdam) seit dem 4. Quartal 2014 um 644,4 Millionen € erhöht hat. Die 100-prozentige Gazprom-Tocher war eigentlich für den Bau der Unterwasserstrecke der Gasleitung South Stream zuständig. Sie wird jetzt das Nachfolgeprojekt Turkish Stream von Russland aus durch das Schwarze Meer bis in die Türkei bauen.
Gazprom hatte im Dezember die Anteile der italienischen Eni, des deutschen Konzerns Wintershall und der französischen EDF übernommen, die zusammen 50 Prozent an South Stream Transport B.V. hielten. Aus dem Geschäftsbericht von Gazprom für das Jahr 2014 geht hervor, dass dabei 56,12 Milliarden Rubel (etwa 920 Millionen € zum Währungskurs vom Dezember 2014) geflossen sind.
Claus
9. April 2015 @ 11:37
@ ebo: Das sehe ich genauso: Die Neuausrichtung von Gazprom ist die Tagesnachricht. Und ein weiterer Baustein in der von Russland angestoßenen Rochade der geopolitischen / geostrategischen Machtverhältnisse Ost / West. Dazu passt dann auch der Beitritt Russlands zur Asian Infrastructure Investment Bank(AIIB) und der sich etablierenden monetären Achse Russland – China – BRICS im Gegengewicht zur IMF und World Bank. Auch der Angriff auf den Petrodollar durch Fakturierung russischer Energielieferungen außerhalb des Dollars wird einigen Leuten im Westen erhebliches Ungemach bereiten, die legen nämlich viel Wert darauf, dass „Energie“ und „Dollar“ als untrennbar zu sehen sind. Da darf man gespannt bleiben, wie sich die EU gegenüber (oder vielleicht doch mit?) Russland zu diesem Thema positionieren wird.
Nemschak
9. April 2015 @ 10:19
Es werden sich andere Investoren finden. Je länger Russland nur beschränkten Zugang zu Hochtechnologie hat, desto mehr wird das Land technologisch gegenüber dem Westen in den nächsten Jahren zurückfallen. Dass die Sanktionen kurzfristig wenig bewirken, war sehr schnell klar.
DerDicke
9. April 2015 @ 11:26
Ach Gott, Ihr einfaches Weltbild möchte ich haben… aber dann wäre ich vermutlich Politiker geworden. Sich selbst für den Nabel der Welt halten und diese hat sich gefälligst um einen selbst zu drehen.
Ist aber nicht so. Die Anzahl der Freunde der USA sinkt, die der Russen und Chinesen steigt. Als Zwangsfreunde der USA sind WIR somit auf dem absteigenden Ast. Und mit der Hochtechnologie ist das so eine Sache… wo werden noch gleich die ganzen iPhones gefertigt?
Als neuestes Land hat sich Vietnam zu den Russen bekannt:
http://www.zerohedge.com/news/2015-04-08/vietnam-shuns-us-joins-russia-led-economic-union
Nemschak
9. April 2015 @ 18:14
Zwischen Entwicklung und Fertigung ist ein großer Unterschied. Entscheidend ist, wo Innovationen stattfinden.
DerDicke
10. April 2015 @ 09:11
Klar, Entwickelt wird in Indien, weil es da billiger ist.
Träumen sie weiter den Traum von der Isolation Russlands, unsere Medien helfen ihnen dabei.
Chris
9. April 2015 @ 13:22
Welche Hochtechnologie? Welcher beschränkte Zugang? Wessen Raketen benutzen denn die ESA-NASA-Leute um auf die ISS zu fliegen? Wer hat die besten Antiviren-Programme? Und da gibts noch einige Beispiele. Die russischen Studenten lachen sich schlapp, wenn sie sehen, was hier bei uns “gelehrt” wird. Die sind uns voraus und die meisten Michels sind zu verblendet und verunbildet, ums zu sehen.
Nemschak
9. April 2015 @ 21:38
Es erstaunt immer wieder, wie viele Leute Sympathie für ein autoritäres Regime wie derzeit in Russland haben. Der liberale Rechtsstaat zählt für diese Leute, die mit ihrer Freiheit nichts anfangen können und nicht imstande sind kosmopolitisch denken, nichts mehr. In der Krise wollen sich viele am Rockzipfel des Staates festhalten, gleichzeitig unverfroren ihre Freiheit in Anspruch nehmen. Entweder oder.
DerDicke
10. April 2015 @ 09:30
Nennen Sie mir ein Land auf diesem Planeten, in dem wir einen liberalen Rechtsstaat haben.
Und warum ist die gewählte Duma und der gewählte Präsident in Russland ein “autoritäres Regime” bei einer Zustimmung des Volkes zur Regierung von über 80%? Weil ihr Verhalten Ihnen nicht in den Kram passt? Sie sind – wie oben geschrieben – nicht der Nabel der Welt. Russland hat eine repräsentative Demokratie, ebenso wie Deutschland, die USA oder England.
Und wenn man die Handlungen der Regierung betrachtet ist Russland mindestens so liberal wie die USA. Zumindest gibt es dort keine NSA, und die Exil-Amerikaner fliehen mittlerweile nach Russland. In den USA gab es im März mehr Tote durch Polizeigewalt als in den UK in 100 Jahren, das Land ist zum Polizeistaat geworden:
http://www.zerohedge.com/news/2015-04-08/us-police-kill-more-civilians-march-uk-police-killed-100-years
Wer von “Freiheit” redet und dabei Sympathien für die Handlungen der US-Regierung zeigt ist entweder schizophren oder sehr schlecht informiert. Die Menschen in den USA sind arme Schweine, ich hoffe sie bekommen ihre Freiheiten ohne Bürgerkrieg zurück.
Mani
9. April 2015 @ 20:52
Da braucht sich Russland nicht zu sorgen US Firmen halten sich an kein Sanktionen der Umsatz zwischen USA und Russland ist angestiegen.