Frieden für die Welt und “Krieg” um Katalonien
WATCHLIST EUROPA 06.10.2017 – Heute schauen alle nach Oslo, wo der Friedensnobelpreis verliehen wird. Hoffentlich ist das Komitee diesmal schlauer als 2012, als die EU den Zuschlag bekam.
Das war auf dem Höhepunkt der Eurokrise, die Europa mehr gespalten hat als alles nach dem 2. Weltkrieg. Heute sehen wir, wie sehr sich die EU um den Frieden in Spanien verdient macht – nämlich gar nicht.
Da reden Dampfplauderer wie EU-Kommissar Oettinger fast schon einen Bürgerkrieg herbei. Andere wünschen sich den Preis für Kanzlerin Merkel, die mit ihrer Flüchtlingspolitik ihr eigenes Land gespalten hat.
Eine bessere Lösung wäre, die Unterhändler würden das UN-Flüchtlingshilfswerk auszeichnen, oder die Architekten des Atomdeals mit Iran, oder die Weißhelme in Syrien, wie der “Tagesspiegel” vorschlägt.
Gibt’s sonst noch was? Ich schlage vor, mal einen Blick auf die Europäische Volkspartei zu werfen, in der so illustre Gestalten wie Rajoy, Juncker und Merkel sitzen. Denn die EVP hat Rajoy bisher bedingungslos gedeckt.
Werden die Konservativen und Christdemokraten ihren Liebling nun endlich zur Räson bringen und eine politische Lösung für die Krise in Katalonien suchen? Es ist höchste Zeit…
Übrigens habe ich am Donnerstag spät Abends in der Phoenix-Runde über Katalonien und die EU diskutiert. Mehr dazu hier
Hella-Maria Schier
6. Oktober 2017 @ 13:47
Es hängt eben immer von den geopolitischen Interessen ab, wem geholfen wird und wen man hängen lässt. Spanien hat da nicht zum ersten Mal schlechte Karten. Schon im Spanischen Bürgerkrieg haben die Länder Europas Spaniens Freiheitskämpfer hängen lassen und Francos Faschisten ausgeliefert. Deutschland und Italien haben denen sogar massgeblich geholfen. Und Russland wollte den Anarchisten, die übrigens nicht nur in Katalonien ihr Experiment eines freiheitlichen Kommunismus begonnen hatten, die sowjetische Parteidiktatur aufzwingen, sich aber letztendlich auch nicht mit den Westmächten anlegen. Danach paktierte der Westen lange mit Francos Diktatur unter der das Land litt. Sie haben in der Schule gelernt, dass ihr Freiheitskampf eine Schande und Verirrung gewesen sei und die anderen Länder nicht helfen, denn die ungeschulten freiwilligen internationalen Brigaden konnten das nicht schaffen. Aber überall in Spanien gibt es auch heute basisdemokratische Initiativen vetschiedener Art auf lokaler Ebene und praktisch keinen Rechtspopulismus. Es sind die alten Reste der Franquisten mit denen fie PP verbunden ist. Und schon wieder ist Deutschland und das europäische Establishment auf deren Seite. Dazu braucht es keine AFD. Eine Schande ist das. Da geht es nicht nur um Katalonien, sie sind gegen jede sozial fortschrittliche Entwicklung in Spanien, wie sie in Griechenland dagegen waren. Bei einem kleinen Land wie Portugal haben sie die Dinge wohl mal laufen lassen. Katalonien hat, zynisch gesagt, offensichtlich das Pech, nicht das Interesse eines George Soros zu erwecken um in den Genuss einer rotgelben Farbenrevolution zu kommen, aber so einen Fake möchte ich ihm und ganz Spanien auch keinesfalls wünschen. Sollte der Westen aber den Konservativen in Spanien keine Zukunft mehr geben, könnte das durchaus passieren, ehe etwa Podemos gewinnt.
Peter Nemschak
6. Oktober 2017 @ 09:26
Am sichersten wäre, würde man den Preis posthum vergeben. Da wäre die Gefahr, den Falschen bedient zu haben, am geringsten. Ganz ohne Risiko geht es allerdings nicht. Muss der Preis wirklich jedes Jahr vergeben werden?
Dixie Chique
6. Oktober 2017 @ 12:09
Nicht schlecht.. in dem Fall hielte ich eine posthume Nominierung von Motörhead’s Lemmy für opportun, speziell für seinen visionär friedensstiftenden Aufruf „Eat The Rich“ (..“bite down on that son of a bitch..“), und die sich langfristig aus einem solchen Völkerverständigungs-BBQ ableitende Friedensdividende für unzählige arme SchluckerInnen.