Finanzminister ignorieren Finanzkrise
Aus der Börsenkrise entwickelt sich zusehends eine neue Finanzkrise. Vor allem europäische Banken sind ins Visier der Märkte geraten. Doch die EU-Finanzminister scheint dies nicht zu kümmern.
Beim Ratstreffen in Brüssel stehen die Turbulenzen nicht einmal auf der Tagesordnung. Dabei ist Deutschlands größte Bank, die Deutsche Bank, in die Schusslinie geraten. Wenn sie fällt, leidet ganz EUropa.
Wir reden nicht über einzelne Institute, rechtfertigen sich die EU-Diplomaten. Vielleicht würden Schäuble & Co. das Thema ja kurzfristig ansprechen- unter „Verschiedenes“.
Mich erinnert das fatal an die Zeit vor der globalen Finanzkrise. Unsere Banken sind sicher, hieß es auch damals in Brüssel. Unter den Folgen leidet Europa heute noch… – Mehr zur Finanz- und Eurokrise hier
Peter Nemschak
12. Februar 2016 @ 08:09
@kaush Die Deutsche Bank braucht nicht von den Steuerzahlern gerettet zu werden. Die Aktionäre haben die Zeche bezahlt und zumindest bis zum nächsten Mal verstanden, dass extrem hohe Renditen mit hohem Risiko verbunden sind. Ich sage bewusst bis zum nächsten Mal, da die Menschen unbelehrbar sind, auch wenn manche es nicht glauben wollen. Alle inzwischen getroffenen regulatorischen Maßnahmen (insbesondere erhöhte Kapitalpuffer) sowie der Weg in Richtung Bankenunion haben das System seit 2008 gestärkt. Nur, ein Null-Risiko wird es nie geben.
kaush
11. Februar 2016 @ 19:01
In Merkel-Sprech heißt das: „Wir fahren auf Sicht“.
Übersetzt bedeutet das: Ich habe keine Vorstellung, bzw. Gestaltungskraft. Ich verlasse mich nur darauf, was mir transatlantische Thinktanks und Deutsche Bank- Bankster einflüstern.
Deshalb hat sich nach 2008 fürs Casino praktisch nichts geändert.
Das Resultat: Die globale Schulden-Fallhöhe hat sich seit dem um 60 Bio. Euro erhöht. Das sind 60.000 Milliarden!
Natürlich ist das nicht nur Merkel anzulasten. Aber als Kanzlerin des wirtschaftlichen Hegemon in Europa, hätte sie mehr erreichen können und müssen.
Peter Nemschak
11. Februar 2016 @ 21:22
Haben Sie mehr Sicht? Was wäre ihrer Meinung nach derzeit der richtige Weg? Nur jammern bringt uns nicht weiter.
kaush
12. Februar 2016 @ 00:08
Nein, Merkel hat eine bessere Sicht. Das ist ja das schlimme.
Ich hatte 2014 in Berlin die Gelegenheit, mit einem ehemaligen Mitarbeiter eines Beraterstabs von Merkel, zu sprechen.
Da war die Euro-Krise das Thema. Von daher weiß ich aus erster Hand, dass ihr aus diesem Berater-Gremium z.B. eine andere Vorgehensweise vorgeschlagen wurde, als den Weg, für den Merkel / das Kabinett sich entschieden hat.
Das hat jetzt die Euro-Krise betroffen.
Im Fall der Finanzkrise 2008 ist der dolle Berater von Merkel und Co ja bekannt, der auch breiten Zugang zu Brüssel hat / hatte: Ackermann.
„…Der ehemalige Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, Simon Johnson, bezeichnete Ackermann in einem Interview mit der Berliner Tageszeitung als „einen der gefährlichsten Bankmanager der Welt“. Die von Ackermann angepeilte Eigenkapitalrendite von 20 bis 25 Prozent sei nur möglich, „weil er genau weiß, dass die Deutsche Bank ein Systemrisiko darstellt und daher von den Steuerzahlern gerettet würde, falls ein Konkurs droht“. Die Deutsche Bank komme derzeit nur auf eine Eigenkapitalquote von 4 Prozent. Wenn das Finanzsystem sicher sein solle, müsste diese jedoch bei 20 bis 45 Prozent der Bilanzsumme liegen.“
(Quelle: Wikipedia)
Johannes
11. Februar 2016 @ 18:59
„Dabei ist Deutschlands größte Bank, die Deutsche Bank, in die Schusslinie geraten.“
Schön.
Hoffentlich wird die Bank kaputt geschossen. Banken sind böse.
Und an die Stelle der Deutschen Bank können US-Banken wie Goldman Sachs treten. Denn seit dem NSA Skandal wissen wir ja alle, dass Amerika keine Wirtschaftspionage betreibt. Und US-Banken werden sowas ja erst recht nicht tun und würden dt. Konzerne genauso gut behandeln wir US-Konzerne. Wir brauchen keine dt. Großbanken *ggg.
Ja, hoffentlich zerschissen die Investoren die Deutsche Bank, ich fände das richtig gut. Eine sch… Bank weniger die wir Steuerzahler in Zukunft retten müssten 🙂
GS
11. Februar 2016 @ 22:55
Vergiss es. Da wird es einen fetten Bailout geben. Ich gehe jede Wette ein, dass hier auch die neuen Bail-In-Regeln ignoriert werden. Der deutsche Staat wird die Bank komplett raushauen, wenn nötig.
Thomas
12. Februar 2016 @ 10:32
Dann sollten Sie diese beiden Link’s dazu lesen.
Wenn die DB crasht dann kann auch der Deutsche Staat nicht mehr helfen.
Es geht halt um die „kleine“ Differenz von ca 5 Billionen, also 5000 Millarden, die übrig sind, wenn die DB Ihre Derivate Verpflichtungen komplett aufhebt.
Das kann Deutschland NICHT stemmen…
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/50-billionen-euro-deutsche-bank-hat-hohen-derivatebestand-12967565.html
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherungen/deutsche-bank-anleihen-derivatengeschaefte-sind-investoren-unheimlich/12942064-2.html
GS
12. Februar 2016 @ 15:28
Thomas, der Derivatebestand ist doch völlig egal. Die meisten heben sich eh gegenseitig auf, die Bilanzsumme der DB ist mittlerweile auf weniger als 2 Bio. Euro geschrumpft. Wenn der nominale Derivatebestand ein Problem wäre, dann wären schon nach 2008 keine Bankenrettung in den USA, Deutschland oder sonstwo möglich gewesen, denn die großen Räder wurden auch damals schon von den Investmentbanken gedreht. Meine Pi-mal-Daumen-Schätzung auf Basis der Bailouts nach 2008: Eine Rettung der DB würde max. 20, eher 10 % des deutschen BIPs kosten.
Johannes
12. Februar 2016 @ 19:26
@GS
Natürlich, so kommt es immer. CDU, SPD und Grüne lieben Banken über alles, das ÜBER ALLES möchte ich im Hinblick auf die dt. Geschichte sehr sehr betonen *hahahahaha
Peter Nemschak
11. Februar 2016 @ 17:41
Auch das Fed hat sehr verhalten reagiert. Jede übertriebene Reaktion wäre kontraproduktiv. Was sollten die Finanzminister tun, wenn die Märkte verrückt spielen? Auch die EZB scheint Ruhe zu bewahren angesichts der Übertreibungen, was auch sinnvoll ist. Man hat gesehen, was die Äußerungen Schäubles hinsichtlich der Deutschen Bank bewirkt haben.