Falsche Signale an den Sultan

Erst Berlin, nun  Brüssel: Aus der EU kommen Signale der Entspannung in die Türkei. Sultan Erdogan wird sich bis zu einem offiziellen Gipfel zwar noch gedulden müssen. Aber er wird wieder hoffähig.

Das Eis hatte ausgerechnet Außenminister Gabriel gebrochen. Ihm reichte es, dass zwei Deutsche aus türkischen Gefängnissen entlassen wurden, um mit seinem türkischen Amtskollegen die Friedenspfeife zu rauchen.

Nun denken auch die EU-Politiker in Brüssel darüber nach, wie sie wieder mit der Türkei anbandeln können. Dass seit ein paar Tagen Bulgarien den EU-Vorsitz führt, dürfte mit ein Grund für die Annäherung sein.

Als unmittelbarer Nachbar mit Landgrenze hat Bulgarien ein besonderes Interesse an einem Ende der Eiszeit. Doch welches Interesse hat die EU? Hat sie nicht gerade ein paar Finanzhilfen zurückgehalten?

Und welches Interesse hat Deutschland? Solange der Journalist Yücel im Knast sitzt, verbietet sich eine Annäherung eigentlich von selbst. Deshalb kam auch schnell der Verdacht auf, es gehe um Wirtschaftsinteressen.

Das wiederum lockte Yücel aus der Reserve. Er wolle seine Freiheit nicht „mit Panzergeschäften von Rheinmetall oder dem Treiben irgendwelcher anderen Waffenbrüder befleckt wissen“, sagte er.

Dem stimmt nun auch Dealmaker Gabriel zu. Und EU-Kommissionschef Juncker lässt ausrichten, Fortschritte seien unmöglich, „so lange Journalisten in türkischen Gefängnissen sitzen.“

Was also sollen die Entspannungs-Signale an den Sultan? Sie bewirken nur eins: dass die EU schwach, wankelmütig und käuflich erscheint…

P.S. Laut SPON hat Gabriel seinem türkischen Amtskollegen doch einen Panzerdeal angeboten. Gleichzeitig macht sich die EU Sorgen um den Flüchtlingsdeal, der kaum noch umgesetzt wird. Beides erklärt wohl das neue Appeasement…