Export-Exzess: Droht jetzt Ärger?
Deutschland meldet schon wieder einen neuen Export-Rekord. Nicht nur die Ausfuhren legten im letzten Jahr zu (zum dritten Mal in Folge), auch der Exportüberschuss klettert auf einen neuen Höchstwert. Das gibt Ärger – oder?
US-Präsident Trump hat schon vor Bekanntwerden der neuen Zahlen über die deutsche Exportstärke geklagt. Deutschland profitiere vom “weichen Euro” und überschwemme die USA mit Autos und anderen Produkten.
Doch auf die letzten Daten hat das Weiße Haus noch nicht reagiert. Trump dürfte sich bestätigt fühlen – eine Strategie für die Eindämmung der deutschen Exporte hat er offenbar noch nicht- genauso wenig wie die EU-Kommission.
Die kritisiert die deutschen Überschüsse zwar schon seit Jahren, weil sie zu Ungleichgewichten in der EU führen und die EU-Regeln verletzen. Anders als bei Defiziten sind aber keine Strafen vorgesehen.
Und so verlegte sich eine Kommissionssprecherin auf meine Nachfrage auf die Wiederholung von Gemeinplätzen. Deutschland solle mehr investieren, dass wäre gut fürs Wachstum und für die Leistungsbilanz.
Finanzminister Schäuble hat das aber bereits abgelehnt. Er hat auch den Vorstoß der EU-Kommission zurückgewiesen, die Fiskalpolitik von “neutral” auf “expansiv” umzustellen. Berlin stellt sich taub.
Und die Wirtschaft? Redet die Zahlen schön. Zitat aus der BDI-Pressestelle:
Deutschlands erneuter Exportrekord ist ein Beleg für die Attraktivität unserer Produkte. Deutschland ist Export- und Importeuropameister. Die deutsche Wirtschaft zählt mit einer Importquote von knapp 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu den offensten Industrienationen der Welt für Einfuhren aus dem Ausland. Deutschland hat im vorigen Jahr Waren im Wert von fast einer Billon Euro eingeführt. Alleine die EU-Länder konnten Waren im Wert von mehr als 700 Milliarden Euro auf dem deutschen Markt absetzen. Europa ist ein einzigartiges Produktionsnetzwerk zum gegenseitigen Vorteil.
S.B.
9. Februar 2017 @ 13:30
“Deutschlands erneuter Exportrekord ist ein Beleg für die Attraktivität unserer Produkte.”
Daran wird wohl kein Zweifel bestehen. Ein wesentlicher Punkt für die Attraktivität ist aber, wie u.a. Trump richtig erkannt hat, der für D zu schwache Euro. Zu D-Mark-Zeiten musste man sich deutsche Produkte im Ausland erst einmal leisten können. Heute ist das nicht mehr das große Problem.
“Alleine die EU-Länder konnten Waren im Wert von mehr als 700 Milliarden Euro auf dem deutschen Markt absetzen.”
Für 1 Billion raus, für 700 Mrd. rein. Man sieht, wo das gigantische Target 2-Salso herrührt.
“Europa ist ein einzigartiges Produktionsnetzwerk zum gegenseitigen Vorteil.”
Aha. Dann wissen wir jetzt auch, warum es in den Südländern so wahnsinnig gut läuft und bei uns die öffentliche Infrastruktur verrottet. Der BDI macht hier einen auf Marketing-Neusprech: Gemeint hat er natürlich den einseitigen Vorteil seiner Mitglieder. …Ertappt! 😉
“Und so verlegte sich eine Kommissionssprecherin auf meine Nachfrage auf die Wiederholung von Gemeinplätzen.”
So kann man es sich als hochdotierter Nichtsnutz bequem einrichten im warmen EU-Nest. Also so einen Frühstücksdirektoren-Posten hätte ich auch gerne.
Peter Nemschak
9. Februar 2017 @ 13:13
Es gilt den Euro zu stärken durch eine Beendigung der Niedrigzinspolitik. Für Deutschland ist er zu schwach für Länder wie Italien und Griechenland zu stark. Es wird Zeit, eine geordnete Austrittsmöglichkeit aus dem Euro für reformunwillige Länder zu schaffen, welche nicht im Stande sind, die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Wirtschaft zu verbessern.