Euroland überholt Trumpland – really?
Es ist die gute Nachricht der Woche: Erstmals seit der Großen Krise hat die Eurozone die USA beim Wachstum überholt. Im 4. Quartal 2016 wuchs Euroland um 1,7 Prozent, Trumpland um 1.6 Prozent. Eine Trendwende?
Wohl kaum. Denn der neue US-Präsident wird alles tun, um die Konjunktur anzufeuern. Selbst wenn es nur ein Strohfeuer wird, dürften die USA im neuen Jahr wieder kräftiger wachsen.
Zudem verstecken sich hinter den etwas besseren Zahlen aus Euroland wieder wachsende Disparitäten. Griechenland schlittert gerade in die nächste Krise, Italien verharrt in der Stagnation.
Selbst das deutsche Wachstum ist, wenn man die Nullzinsen und den Vorteil durch den schwachen Euro bedenkt, alles andere als begeisternd. Per capita fällt es sogar weit hinter andere Länder zurück.
Auch die Arbeitslosenzahlen können nicht überzeugen. Mit 9,6 Prozent fiel die Rate zwar auf einen Wert, der zuletzt im Mai 2009 erreicht wurde. Doch in großen Länder wie Frankreich tut sich fast nichts.
Zufällig wird in Frankreich im April gewählt. Für Präsident Hollande kommt das, was man in Brüssel Aufschwung nennt, schon jetzt zu spät. Auch in Italien könnte es Wahlen geben, dort gilt dasselbe.
Und wenn Trumpland nun auch noch gegen den Exportweltmeister und angeblichen “Ausbeuter” Deutschland vorgeht, dann dürften sich die Aussichten auch in Merkelland verschlechtern…
Peter Nemschak
1. Februar 2017 @ 16:33
Die Kommentare in diesem Blog bestätigen, dass die liberale multinationale Ordnung von links und rechts bedroht ist.
S.B.
1. Februar 2017 @ 16:50
@Peter Nemschak: Mit einer kleinen Ergänzung wäre Ihr Post richtig: nicht die liberale, sondern die NEOliberale Ordnung.
Frage: Von welchen Linken wird die neoliberale Ordnung denn bedroht?
ebo
1. Februar 2017 @ 16:52
Genau. Was Nemschak die Linken nennt, sind meist gute alte Linksliberale
S.
1. Februar 2017 @ 18:59
@ebo: Aber die multinationale Ordnung, welche der politischen Natur nach eine neoliberale Ordnung ist, wird auch und erst recht nicht von den Linksliberalen bedroht. Diese, die ja in Wirklichkeit neoliberale Globalisten sind, werden ja nicht ihre eigene Ordnung bedrohen. Bleiben die bösen, bösen “Rechten” als Bedrohung. Nun dann…
Oudejans
1. Februar 2017 @ 15:25
Die unproblematisierte, mimetische Verwendung des Jubelwortes ‘Exportweltmeister’ müßte für einen Autor, der regelmäßig die hoffnungslose Lage Griechenlands kritisch bearbeitet, eigentlich ausgeschlossen sein.
S.B.
1. Februar 2017 @ 16:23
@Oudejans: Wenns gegen Trump geht, wird ebo eben doch noch zum Patrioten. 😉 Bis dato hat er jedenfalls nicht zu unrecht gegen das deutsche EUropa gewettert, das ja seine Ursache letztlich in der (außen)wirtschaftlichen Stärke von D hat, die wiederum ihre Ursache unbestritten im für D viel zu schwachen Euro hat. Hat Trump etwa Recht?…
ebo
1. Februar 2017 @ 16:27
S.B. Ich sehe mich eher als deutschen Europäer 🙂 Und klar, Trump kann auch mal recht haben, Obama hat ja ganz ähnlich argumentiert, wenn auch vornehmer, ohne Dampfhammer
S.B.
1. Februar 2017 @ 16:52
@ebo: Deutscher Europäer, aha. Da liegen Sie ja ganz auf der (offiziellen) Linie von Merkel und Schulz. Das sehe ich eine gewisse Diskrepanz zu Ihren Blog-Artikeln…
ebo
1. Februar 2017 @ 16:54
Die Betonung liegt auf Europäer. Und fürs Kanzleramt kandidiere ich auch nicht…
S.B.
1. Februar 2017 @ 11:15
Es ist doch ganz einfach: Wer am meisten Schulden macht, hat das größte Wachstum – kurzfristig zumindest. Einmal ist es der eine Wirtschaftsraum und das nächste Mal der andere. Das in einem ungedeckten Schuldgeldsystem jeder Euro bzw. Dollar neue Schulden einen immer kleiner werdenden Grenznutzen mit Blick auf das Wachstum haben, ist hinlänglich erwiesen. Irgendwann muss der Reset kommen. Dann wird alles auf Null gesetzt. Wir sind nicht mehr weit davon entfernt.
Peter Nemschak
1. Februar 2017 @ 10:42
Die erratische Politik Trumps hilft sicher nicht. Ungeachtet dessen hat sich die europäische Wirtschaft in den letzten Monaten deutlich erholt. Das gilt bei allen Problemen sogar für Griechenland. Krankreden ist genau so übertrieben wie alles rosig darstellen wollen. In jedem Fall merkt man die dahinter stehende Absicht der Autoren. Die Unsicherheitsfaktoren hinsichtlich der zukünftigen Konjunkturentwicklung sind jedenfalls größer geworden. Die Politiker übersehen, dass die Unternehmen Planungssicherheit, die wichtigste Grundlage für Investitionsentscheidungen, brauchen