Euroland ist abgebrannt

Nichts geht mehr in Euroland: EZB und EU-Kommission haben ihr Pulver verschossen. Die Euro-Chefs wissen nicht mehr, wie sie die drohende Deflation noch abwenden können. Das legen jedenfalls die jüngsten Äußerungen nahe – selbst EZB-Chef Draghi wirkt ratlos.

Heute schauen in Brüssel alle auf die EZB-Sitzung in Neapel. Wird die EZB erneut die Zinsen senken? Wird EZB-Chef Draghi zum Äußersten greifen und Ramschanleihen aufkaufen?

Dass solche Fragen überhaupt aufkommen, liegt daran, dass Draghi scheinbar der einzige ist, der Euroland noch aus der Krise holen kann. Alle anderen Akteure sind unwillig oder unfähig.

  • Kanzlerin Merkel weist alle Appelle aus den USA, vom IWF oder der OECD zurück, mehr für das Wachstum zu tun, etwa durch höhere Investitionen.
  • EU-Kommissionschef Juncker weiß nicht, wie er sein 300-Mrd.-Euro-Investitionsprogramm finanzieren soll. Wenn er kreativ wird, sagt Merkel nein.
  • Der designierte  – und heftig umstrittene – EU-Finanzkommissar Hill konnte nicht erklären, wie die geplante neue Kapitalmarkt-Union funktionieren und wie sie Investitionen ankurbeln soll.
  • Der designierte – und ebenfalls massiv angefeindete – EU-Wirtschaftskommissar Moscovici konnte nicht erklären, wie er die EU vom deflationären  Konsolidierungs- auf Wachstumskurs bringen will.
  • Frankreich rutscht immer tiefer in die Krise, Italien steckt schon wieder in der Rezession. „Endspiel für Europa“ titelt die „FAZ“ angesichts der Misere in den beiden großen Euroländern.

Und was hat „mighty Mario“ Draghi zu bieten? Auch nicht mehr viel. An der Zinssschraube will und kann er nicht mehr drehen, die geplanten ABS-Käufe (auch aus Griechenland!) können nicht überzeugen.

Sie sollen zwar schon bald beginnen, kündigt der EZB-Chef an, aber zwei Jahre dauern – ein deutliches Signal dafür, dass Draghi selbst nicht an eine schnelle Wirkung glaubt.

Dass Draghi zudem bestätigt, zur Not auch Staatsanleihen kaufen zu wollen, wirkt auch nicht gerade beruhigend – im Gegenteil: es klingt so, als sei Euroland schon abgebrannt – oder kurz davor…

Siehe auch „Schlimmer als die 30er“ und „Junckers Investitionslücke“