Bankenkrise made in UK
Seit Wochen warnen Experten vor einer neuen Banken- und Eurokrise. Nun nimmt sie Gestalt an – als Folge des Brexit-Votums in London, aber auch falscher Entscheidungen in Brüssel. Sogar Deutschland ist betroffen.
[dropcap]S[/dropcap]chon bei der ersten Eurokrise saß Großbritannien in der ersten Reihe. Die Zocker, pardon: Investoren, in der Londoner City wetteten gegen Griechenland, Spanien, Italien – und verdienten sich eine goldene Nase.
Nun ist es wieder so weit. Nachdem die Trader in London nicht einmal den Ausgang des EU-Referendums in ihrem Land richtig vorhergesagt und abgesichert haben, breitet sich die Schockwelle auf Euroland aus.
Als Erstes hat sie Italien erreicht, wo die Bankenkrise seit Monaten schwelt. Premier Renzi hat zwar nach dem Brexit versucht, gegenzusteuern. Doch Kanzlerin Merkel bremste, es geht weiter abwärts.
Als Nächstes dürfte die Krise Portugal erwischen. Auch dort schwelt die Bankenkrise schon lange, auch dort hat ein deutsches Regierungsmitglied (Schäuble) die Finger im Spiel. Zuletzt protestierte der Botschafter.
Mit von der Partie ist natürlich auch wieder Griechenland. Trotz der angeblich wegweisenden, finalen Rettungs-Beschlüsse der Eurogruppe hat der Brexit-Schock auch die Banken in Hellas erreicht, es geht bergab.
Neu im Spiel ist dagegen Deutschland. Obwohl Schäuble die Deutsche Bank im Februar gesundgebetet hat, gilt sie nun als das gefährlichste Finanzinstitut der Welt – sagt der IWF. Doch darüber redet man nicht gern.
Noch weniger redet man davon, dass EUropa auf die neue Krise schlecht vorbereitet ist. Auf Druck Deutschlands gelten nämlich die neuen Bail-in-Regeln: Bei Schieflage sollen zuerst Gläubiger und Aktionäre haften.
Doch wenn die Deutsche wackelt, wäre diese Regel wohl kaum anwendbar. Dann würde Schäuble die Notbremse ziehen und die Bank mit Steuermitteln retten, wie gehabt. Italien will er genau das verbieten.
Gleichzeitig tut Kanzlerin Merkel alles, um die Zocker aus UK weiter in der EU zu halten. Sie täte besser daran, ihren Buddy Cameron für den drohenden Schaden in Euroland haftbar zu machen…
P.S. Hat die EU vor dem Brexit-Votum nicht behauptet, sie sei auf alle Fälle vorbereitet? Wollte man den Brexit nicht schnell herbeiführen, um den Schaden zu begrenzen? Hmmm…
Susanne
8. Juli 2016 @ 01:08
Herr Bonse, was erzählt man in Brüssel dazu, dass Politiker nicht mehr in die Stadien gehen….es ist doch sicherlich aufgefallen.
ebo
8. Juli 2016 @ 08:55
Nö, bisher noch nichts…
Winston
7. Juli 2016 @ 15:33
Die italienische Regierung scheint noch absolut nix, aber rein gar nix verstanden zu haben und dass nach 4 Jahren Dauer Depression. Renzi ist völlig blind und überfordert und begreift absolut nicht was vor sich geht. Der meint tatsächlich das man mit “mehr Europa” diese Krise bewältigen kann, das ist völlig bescheuert und surreal.
Das ganze wird übel enden. Solche Leute gehören vor einem Nürnberger Tribunal.
Susanne
8. Juli 2016 @ 00:29
oh nein. ..Renzi ist nicht blind…bevor der überhaupt gewählt wurde, hat Merkel diesen in Florenz, er lud diese ein, eingepackt…der Mann ist nach Monti einfach ein perfekter Erfüllungsgehilfe des duos Merkel/Schäuble gewesen…ob dieser sich und sein Land wirklich neu aufstellt, bleibt abzuwarten.
Die Geschichte Renzi ist die einer unheilvollen Eu-politik….mit Monti fing es an…diese politischen Verhältnisse der eu…sind eigentlich brachial in Wirtschaft zu benennen…sie sind halt in Politik auch so was, was man korrupt nennen muss. Merkel machte sich auf, eine eu zu gestalten. Da passen Wahlergebnisse nicht…da wird die Knute geschwungen…um den Euro zu retten, die Deutsche Bank zu retten…und nun mit open borders alle Flüchtlinge per einsame Entscheidung in die eu einzuladen….asyl hat da kaum einer….aber, Madame macht ein freundliches Gesicht mit dem Wissen, dass der is durchwandert…hier die Salafinsten eine Hochburg haben. .
Deutsche Politiker trauen sich nicht mehr in frz. Stadien…Termine, Flugzeug kaputt usw….die Dame, die zu jeder Fussballveranstaltund die Arme halb hochriss….ist nicht mehr zu sehen in den Stadien….das ist eu….das ist das, was moma meldet: die Bürger lassen sich nicht einschchtern…das ist gute Laune: wir lassen uns die WM – ein sattes Geschäft – nicht kaputt machen.
Es ist murks, was Merkel aus Deutschland und der eu gemacht hat. …und Hochfinanz verdient unter ihr satt….die können immer noch zochen…und immer noch ist der simple Steuerzahler in Haftung, weil die Dame nicht für entsprechende Gesetze sorgt.
Um oder für was sorgt sich Merkel? Ihre Phobie…der böse Russe…ist die große Politik der eu?
Susanne
6. Juli 2016 @ 17:06
“Es geht darum schnell Klarheit zu schaffen. Unsicherheit ist Gift für die Märkte, wie wir heute sehen.”
Die eu hat mal wieder eine Lage vollkommen falsch eingeschätzt, gar nicht erwogen, ist vollkommen unvorbereitet. Wir sehen wiederholt, dass die Märkte Politik machen, weil Brüssel herzlich wenig in Griff hat. Das macht mich unglaublich wütend. Ich kann mir nicht vorstellen, das hier irgendjemand in der Lage ist, schnell zu handeln.
Ein Ehrenwort wie “die europäischen Banken sind sicher” würde wohl eher Panik auslösen. Da wird man wohl Garantien aussprechen müssen und natürlich im schlimmsten Falle die Schulden wieder sozialisieren.
Ich meine, heute bei Ihnen, ebo, eine große Unruhe bzgl. der eu-Banken und Wirtschaft festzustellen. Die Lösung war in den letzten Jahren immer mehr Planwirtschaft. Merkel wird wieder auf diese Methode zurückgreifen…es wird laufen wie immer. Glücklich macht das niemanden.
Brüssel hat gepennt….das Schnarchen war und ist weltweit zu hören….und Schulz will nun eine Vertiefung anstreben….das passt für mich alles gar nicht mehr zusammen.
Diese Krise kann genutzt werden, um den Euro abzuwickeln…dabei kann man ganz raffiniert die seit Jahren angeschlagenen Banken retten. Ferner braucht man diesem Brüssel Beamtenadel nicht noch mehr Macht übertragen damit diese Situationen verwalten, welche diese eh nicht im Griff haben. (Wenn ich an die katastrophale Einführung des Euro denke, schwillt mein Hals merklich..und die Leute, welche hier total versagen, haben keinerlei Schaden, tragen keinerlei Verantwortung dafür) .
Die Lage ist bitterernst. Sich jetzt gegenseitig zu strafen (Briten/Schadensersatz) ist ein politischer Akt…aber er wird doch die rufende Wirtschaft/Hochfinanz nicht beeindrucken…die profitiert doch von dem grandiosen Versagen.
Peter Nemschak
6. Juli 2016 @ 14:57
@ebo Warum soll eine italienische Bank zusammenbrechen, wenn der italienische Staat sie auffängt? Die Banken aufzufangen heißt nicht, deren Aktionäre auffangen zu müssen. Der Staat muss, um die Verschuldungsgrenzen einzuhalten, eben bei anderen Budgetposten einsparen. Ohne gesunde Banken gibt es keine Kredite für italienische Klein- und Mittelbetriebe, welche gerade in Italien Träger des Wachstums sind.
mister-ede
6. Juli 2016 @ 14:36
“Gleichzeitig tut Kanzlerin Merkel alles, um die Zocker aus UK weiter in der EU zu halten.”
Es war ein Referendum mit 70% Wahlbeteiligung.
Es ist das gute Recht jedes Landes aus der EU auszutreten.
Und wenn ein Brexit die Gefahr einer Bankenkrise mit sich bringt, warum sollte man dann nicht versuchen, das abzuwenden?
ebo
6. Juli 2016 @ 15:45
Das Nichtstun aus Aussitzen in London, Brüssel und Berlin bringt die Gefahr einer Bankenkrise. Der Brexit wird, wenn er denn kommt, den nächsten Schock bringen. siehe dazu Münchau: http://www.eurointelligence.com/public/
mister-ede
6. Juli 2016 @ 15:59
Es tut sich ja nicht Nichts. In GB bringt jeder Tag was Neues und es ist eben an den Briten, zu entscheiden. Und in den restlichen 27 EU-Ländern wird ja auch schon überlegt, wie es mit dem Europäischen Projekt weitergehen soll.
ebo
6. Juli 2016 @ 16:02
@mister-ede So einfach ist das nicht. Die EU könnte durchaus Druck auf London ausüben, wenn sie wollte. So hat das Europaparlament gefordert, Camerons Mitteilung über den Ausgang des Referendums als Austritts-Antrag nach Art. 50 des EU-Vertrags zu werten. Hätte man machen können, dann würde jetzt die Uhr ticken. Man hätte auch eine Frist setzen können. Doch Mutti wollte das nicht, so hofft immer noch auf den Exit vom Brexit…
mister-ede
6. Juli 2016 @ 16:30
@ebo
Sie schreiben: “Der Brexit wird, wenn er denn kommt, den nächsten Schock bringen.”
Und gleichzeitig schreiben Sie: “Doch Mutti wollte das nicht, so hofft immer noch auf den Exit vom Brexit”
Was wollen Sie also? Dass Mutti den Brexit schnellstmöglich vorantreibt, um auch ganz sicher zu sein, dass die EU einen Schaden nimmt??
ebo
6. Juli 2016 @ 16:32
Es geht darum schnell Klarheit zu schaffen. Unsicherheit ist Gift für die Märkte, wie wir heute sehen.
mister-ede
6. Juli 2016 @ 19:18
@ebo
Die Unsicherheit nimmt man, in dem man geplant vorgeht und nicht in dem man irgendetwas überstürzt. Mit der Europäischen Föderation hätte vielleicht auch GB noch einen Platz in der EU. Warum nicht das mal gründlich ausdiskutieren?
http://www.mister-ede.de/politik/plaedoyer-ef/5147
Susanne
6. Juli 2016 @ 13:12
Die vermeintliche Griechenlandrettung war mehr als ein Zeitschinden. Ackermann hat für sein Haus das Beste herausgeschlagen. Merkel setzte um. Griechenland steht schlimmer da als vorher. Die EZB handelt weit über den angedachten Rahmen hinaus. Das Finanzsystem ist fragiler anstatt stabiler.
Es ist offensichtlich der falsche Weg eingeschlagen worden. Und auch heute gehe ich davon aus, dass Ideologie Sachverstand ersetzt.
Eine Rechnung dürfen die Wähler meiner Meinung nach der Merkel + ihrem Finanzminister stellen. GB um Entschädigung zu bitten halte ich für absurd. Aber auch einen solchen Ruf kann ich mir aus der Kommission vorstellen, wenn man mit GB tatsächlich über einen Austritt verhandeln sollte.
S.B.
6. Juli 2016 @ 11:46
“Hat die EU vor dem Brexit-Votum nicht behauptet, sie sei auf alle Fälle vorbereitet?”
Die EU ist auf nichts, aber auch rein gar nichts vorbereitet, was nach Krise aussieht. Man kann eigentlich nur staunen, wie unausgegoren dieses Konstrukt ist. Es stellt sich schlicht die Frage, wozu diese Institution eigentlich gut ist. Mehr als eine Versorgungsanstalt für abgehalfterte nationale Politiker und deren Beamten-Stadl scheint sie im Endeffekt nicht zu sein.
@Peter Nemschak: Ob das mit der geordneten Rückabwicklung des Euro noch etwas wird? Wo doch die EU auf nichts vorbereitet ist?! Dazu noch solche Forderungen, wie sie ebo – ob nun berechtigt oder nicht – formuliert: “Sie täte besser daran, ihren Buddy Cameron für den drohenden Schaden in Euroland haftbar zu machen…” Man mag sich gar nicht vorstellen, wenn Merkel das so formulieren würde. Dann stünden wir wohl wirklich schon wieder kurz vor einem Krieg. Oder wie wollte sie eine solche Forderung wohl sonst durchsetzen? Mit der EU ganz bestimmt nicht. Also langsam wird’s mir echt mulmig. Ich frage mich ernsthaft, wie diese völlig verfahrene EU/Euro-Situation mit all ihren Folgen wieder gerade gezogen werden soll. Das ist nur noch das reinste Chaos und noch dazu kein wirklich freundschaftliches.
Peter Nemschak
6. Juli 2016 @ 10:07
In Italien schwelt die Bankenkrise seit Jahren. Renzi wollte sie der EU umhängen, was Deutschland erfolgreich verhinderte. Jetzt muss der italienische Staat die bei den italienischen Banken seit Jahren aufgebauten Milliarden schweren Altlasten auf Kosten des italienischen Steuerzahlers beheben. Die Anleiherenditen für italienische Staatspapiere sind bereits gestiegen. Die EZB sollte sich einem weiteren Steigen nicht entgegenstemmen, damit endlich Budgetdisziplin in Italien erzwungen wird. Solange manche versuchen, auf Kosten anderer sich zu sanieren, wird die EU nicht weiterkommen und von den Nettozahlern mit Misstrauen beäugt werden. Die Mehrheit der Bürger will keine Transferunion, d.h. für politische Versäumnisse in anderen Mitgliedsländern aufkommen, ohne darauf einen Einfluss zu haben. Daher muss ein geordneter Ausstieg aus dem Euro möglich gemacht werden.
ebo
6. Juli 2016 @ 11:52
In Italien herrscht seit Jahren Budgetdisziplin. Was fehlt, ist Wachstum (das durch den Sparkurs abgewürgt wird). Weil das BIP seit Jahren stagniert, kann auch die Schuldenquote nicht sinken, und die Banken kommen nicht aus der Krise. VWL 1. Semester…
Skyjumper
6. Juli 2016 @ 12:54
Hier möchte ich @Peter Nemschak zustimmen. Eine Transferunion wird von den meisten (zumindest in den Zahlerländern) abgelehnt. Auch würde ich nicht gerade sagen das in Italien seit Jahren Budgetdisziplin herrschen würde. 2012, 2013 und 2014 gab es jeweils ein Defizit von 3,0 %, 2015 war das 1. Jahr wo Italien mit -2,6 % mal nicht an der Defizitgrenze kratzte. Auch der Gesamtschuldenstand von über 130 % spricht da für sich.
Und es ist nun auch etwas weit hergeholt in Italien einen Zusammenhang zwischen der Verfassung der Staatsfinanzen und der Verfassung der Bankbilanzen herstellen zu wollen. Italiens Banken sitzen auf einem immer größer werdenen Berg von kritischen privaten (der Staat ist da nicht involviert) Kreditverträgen und das Thema ist auch nicht erst seit dem Brexit bekannt.
Was Renzi bereits seit vielen vielen Monaten möchte ist die Bildung einer präventiven großen BadBank die allen ital. Kreditinstituten die faulen Kredite abnehmen soll. Das ganze zu Lasten der Steuerzahler. Wo bleibt da die Risikohaftung der Aktionäre und der Anleihegläubiger? Selbstverständlich müssen die ZUERST zu Kasse gebeten werden. DANACH kann man dann schauen wo es nicht zur Sanierung reichte und wo es ggf. sinnvoll ist dass der Staat mit Steuermitteln eingreift. Alles andere führt zum oftmals, und zu Recht, kritisierten Sachverhalt dass die Gewinne privatisiert und die Verluste sozialisiert werden.
Die faulen Kredite setzen sich im übrigen hauptsächlich aus 2 Kategorien zusammen: Private Konsum- und Immokredite einerseits, und Unternehmenskredite. Beide hat selbstverständlich einen Zusammenhang zur allgemein schwachen Wirtschaftslage in Italien. Eine wichtige Rolle spielen aber auch falsche staatliche und zentralbankseitige Anreize. Ein Investment wird nicht besser oder richtiger nur weil die Zinsen niedrig sind. Niedrige Zinsen fördern Fehlinvestments, und Fehlinvestments führen zu faulen Krediten. Und bezogen auf Italien sind die Zinsen im Grundsatz schon seit Einführung des Euro zu niedrig.
ebo
6. Juli 2016 @ 13:15
@Skyjumper Es geht hier nicht um eine Transferunion. Deutschland soll nicht haften, sondern der italienische Steuerzahler, der auch den größten Anteil an den italienischen Staatsschulden hält. Man kann natürlich auch so lange warten, bis die erste Bank in Italien zusammenbricht, eine Panik entsteht und die Deutsche Bank oder ein anderes Institut mit in den Abgrund reisst. Das scheint der deutsche Plan zu sein, bravo! Und wie gesagt: Wenn es die Deutsche zuerst erwischt, dann will ich mal sehen, was aus den Bail-In-Regeln wird…
Skyjumper
6. Juli 2016 @ 15:53
@ ebo
“Wenn es die Deutsche zuerst erwischt, dann will ich mal sehen, was aus den Bail-In-Regeln wird…”
….. dann hoffe ich sehr, dass die Bail-In-Regeln strikt angewendet werden. Mal ganz davon abgesehen das sich der deutsche Staat einen Bail-Out der Deutschen Bank eventuell gar nicht leisten könnte (das hängt dann im Zweifelsfall von der Derivate-Netto-Position ab), kann es doch nicht ernsthaft Ihr Anliegen sein, dass die Steuerzahler für die privatwirtschaftlichen Interessen von Aktionären und Anleihegläubigern haften soll?
Um auf Italien zurück zu kommen: Ich hatte auch nicht angenommen das es Ihnen um eine unmittelbare Transferunion gehen würde. Doch darauf liefe es hinaus. Der italienische Staat ist alles andere als unbegrenzt Kreditwürdig. Bereits heute würde Italien deutlich höhere Zinsen für seine Kredite bezahlen müssen wenn nicht der berühmt-berüchtigte Draghi-Spruch gewesen wäre. Und damit haben wir die Haftungsunion über den Umweg bereits.
Und ganz am Ende, da brauchen wir uns gar nichts vorzumachen, wird es zu einer Haftungskaskade kommen und die Welt wird begreifen dass Sie überschuldet ist. Und da jedem Euro Schulden ein Euro Guthaben gegenüber steht wird es im Zuge dieser Haftungskaskade zur massiven Guthabenvernichtung kommen (müssen). Wir können uns nur noch aussuchen ob wir versuchen wollen die Situation in einer Salamitaktik (Bail-In) zu bereinigen, mit allen damit verbundenen Risiken die Sie ja bereits zwischen Ihren Zeilen anklingen liessen, oder ob wir es zuspitzen wollen auf die Staaten/Zentralbanken als lender of last resort. Letzteres birgt meines Erachtens nach das größere Risiko eines kompletten (und ungeordneten) Systemabbruchs, alternativ das Risiko einer deutlichen Inflation. Im Falle einer Inflation trügen die kleinen Leute (wieder mal) die Hauptlasten.
ebo
6. Juli 2016 @ 15:59
@Skyjumper Kleiner Lesetipp von “Inside Business” der FT: “Ditch bail-in rules to avoid an Italian tragedy” https://next.ft.com/content/db6fa626-41f5-11e6-b22f-79eb4891c97d Siehe auch meinen Blogpost zu den Bail-ins: Finance Watch warnt vor Bail-ins
Winston
6. Juli 2016 @ 21:12
Italien ist wesentlich disziplinierter als z.B.
– Japan
http://de.tradingeconomics.com/japan/government-budget
– UK
http://de.tradingeconomics.com/united-kingdom/government-budget
– USA
http://de.tradingeconomics.com/united-states/government-budget
– Spanien
http://de.tradingeconomics.com/spain/government-budget
– Slovenien
http://de.tradingeconomics.com/slovenia/government-budget
– Irland
http://de.tradingeconomics.com/ireland/government-budget
– Frankreich
http://de.tradingeconomics.com/france/government-budget
Und bevor man mit der hirnrissigen Behauptung kommt, das Italien den EU Steuerzahlern was überstülpen will, sollte man wissen das es gerade die Fehlallokationen deutscher und französischer Banken in Irland, Griechenland, Spanien und Portugal waren die man den Europäischen Steuerzahler übergestülpt hat, via EMS.
Die italienische Bankenkrise ist schnell erklärt. Es war das völlig verfehlte Krisenmanagement Mario Monti’s auf Druck Angela Merkel’s und Mario Draghis Austeritäts und Deflationspolitik die die NPL’s (non performing loans) italienischer Banken explosionsartig ansteigen lies und weiter ansteigen lässt. Die NPL’s italienischer Banken betrugen 2011 noch 50-60 Mrd. €. Monti zerstörte die italienische Binnennachfrage durch massive Steuererhöhungen und Sozialkürzungen, das hatte für ein Land wie Italien, dessen BIP 75% vom Binnenmarkt abhängig ist katastrophale Folgen.
Folgen für die italienische Wirtschaft seit der Machtübernahme des Markt radikalen Monti.
– BIP Italien -10%
– Arbeitslosen +1.5 Mio. Jugendarbeitslosigkeit verdoppelt.
– Tausende KMU’s bankrott gegangen oder aus Italien geflüchtet.
Das ganze blieb selbstverständlich nicht ohne Konsequenzen für das italienische Bankensystem das vor allem im Inland aktiv ist.
Übrigens mehr als 60% der französischen Staatsschulden liegen im Ausland, hauptsächlich Deutschland.
In Italien ca. 30-40%, hauptsächlich Frankreich und Deutschland. Man kann ungefähr abschätzen was auf Deutschland zu kommt, sollte der Euro chaotisch in die Luft fliegen. Europa würde sich in einer Trümmerlandschaft verwandeln, das 3° mal innerhalb von hundert Jahren. Je länger man dieses Konstrukt (Euro) am leben erhält desto höher werden die Kosten.
Italien täte gut daran, ihre Zentral Bank zu aktivieren und sich schleunigst von diesem Irrenverein namens Euro-Zone vom Acker machen. Monte Paschi und ein paar andere Kleinbanken müssen sofort nationalisiert werden. Leider ist der Makroökonomische Kompetenz der italienischen Linken (PD) gleich 0. Obwohl ich den Eindruck habe das es Renzi langsam dämmert, es braucht allerdings ein U Turn der bisherigen Wirtschaftspolitik, dazu braucht Renzi aber fähige und kompetente Berater und die hat er in seiner Mannschaft nicht. Finanzminister ist eine Ultraliberale Hohlbirne, wesentlich schlimmer als Monti.
Peter Nemschak
7. Juli 2016 @ 09:23
Genauer gesagt, der EU umstülpen, wo Deutschland der größte Zahler ist. Informieren Sie sich regelmäßig in der NZZ, FAZ, The Economist und Foreign Affairs, um einseitigen Wunsch- und Verschwörungsdiskursen von links und rechts-außen auszuweichen, und vermeiden Sie vor allem den Boulevard.
Skyjumper
6. Juli 2016 @ 23:24
„Italien ist wesentlich disziplinierter als z.B………“
Ja. Und wenn wir Simbabwe noch als Maßstab nehmen liesse sich das auch noch von den USA behaupten. Italien ist weniger schlecht als andere. Mehr lässt sich daraus nicht ableiten.
Und nochmal: Der italienische Staatshaushalt hat bisher noch relativ wenig mit dem desolaten Zustand einiger Bankbilanzen zu tun.
„Und bevor man mit der hirnrissigen Behauptung kommt, das Italien den EU Steuerzahlern was überstülpen will, sollte man wissen das es gerade die Fehlallokationen deutscher und französischer Banken in Irland, Griechenland, Spanien und Portugal waren die man den Europäischen Steuerzahler übergestülpt hat, via EMS.“
Stimmt. Doch ist das ein Grund warum man es nun noch einmal in Italien via EZB machen sollte?
„Die italienische Bankenkrise ist schnell erklärt. Es war das völlig verfehlte Krisenmanagement Mario Monti’s auf Druck Angela Merkel’s und Mario Draghis Austeritäts und Deflationspolitik die die NPL’s (non performing loans) italienischer Banken explosionsartig ansteigen lies und weiter ansteigen lässt.“
Ganz so schnell ist es eben doch nicht erklärt. Wie in allen anderen Ländern auch lagen/liegen in den Bilanzen der italienischen Banken eine Menge Risikokredite (die DB wurde vom IWF nicht umsonst zur großen Gefahr erklärt). Diese latenten Risiken wurden bereits seit 2008 immer akuter, siehe dazu auch die Grafiken z.B. hier:
http://www.ft.com/cms/s/0/af047134-c509-11e5-808f-8231cd71622e.html#axzz4Df2fyPfZ
Aus dem Vergleich mit Spanien kann man ggf. ablesen, dass Monti’s verfehlte Steuerpolitik das Elend verlängert hat. Aber die NPL’s stiegen schon vor Monti drastisch an. Letztlich sieht man sehr deutlich für welche Länder der Euro nur ein Pyrhusgewinn war. Nämlich all die Länder die vor dem Euro ihre Währungen regelmässig abgewertet hatten.
Die Zusammenhänge die Sie in Ihrem Post aufzeigen sind alle richtig. Allerdings ziehe ich daraus andere Schlüsse als Sie. Die faulen Kredite müssen weg durch Ausfall. Da verlieren dann eben viele Aktionäre und Anleihehalter (darunter auch viele Kapitalsammelstellen die in DE den manchmal treffenden Beinamen „Heuschrecken“ tragen) ihr Kapital. Und die Finanzinstitute sollten dabei inkl. Management abgewickelt werden, nicht nationalisiert. Den normalen Sparer/Bankkunden kann man dabei gerne staatlich abpuffern, doch das kostet nur einen Bruchteil davon auch die Anleihegläubiger freizustellen. Dieses ständige Sozialisieren von im Kern unternehmerischen Risiken geht mir gehörig auf den Keks. Dabei ist es mir im Prinzip egal ob das nun der italienische, der deutsche, oder der europäische Steuerzahler bezahlen soll. Diese Verluste haben bei keinem Steuerzahler etwas zu suchen.
„To big to fail“ ist ein systemisches Versagen und muss endlich korrigiert werden. Nicht indem man die Big’s wieder mit Steuermitteln raus haut (auf das sie in 5 Jahren noch größer sind), sondern indem man sie pleite gehen lässt. Btw.: Monte Paschi als Kleinbank zu bezeichnen ist wohl eine Sache der Perspektive. MP vereint im Moment geschätzt 25 Mrd. € an faulen Krediten, da sprechen wir also nicht wirklich über Kleingeld.
Anschließend vergibt man neue Banklizenzen an interessierte Unternehmen, da gibt es wahrlich genug. Denn eine Wirtschaft braucht nun einmal gute und starke Banken mit einem vernünftigen Risikomanagement um florieren zu können. Und ja, Italien sollte dringend aus dem Euro aussteigen. Wie fast alle Länder die sich derzeit noch vom Euro drangsalieren lassen.