Eurokrise made by IMF
Ab sofort wird intensiv verhandelt, jeder Tag zählt: Das sagte Kanzlerin Merkel beim Eurokrisen-Treffen mit Griechenlands Premier Tispras in Brüssel. Ob sie da schon vom Coup des IWF wusste?
Pünktlich zum “letzten Einigungsversuch” (EU-Kommissionschef Juncker) zog der Fonds seine Experten aus Brüssel ab – und löste so eine neue Panik an den Märkten aus.
Zur Begründung hieß es, Tsipras weigere sich, sich bei Renten und Arbeitsmarkt zu bewegen. Dabei sagten EU-Diplomaten, die Arbeitsmarktreform habe man auf Seiten der Gläubiger zurückgestellt.
Und zur Rentenreform hieß es in der EU-Kommission, diese sei verhandelbar, wenn nur die Zahlen stimmen. Rentenkürzungen müsse es nicht unbedingt geben.
Fazit: Wieder sind sich die Gläubiger nicht einig, wieder löst die Troika eine Krise aus – wie so oft in den letzten Jahren, wo sie Griechenland mit Abreise unter Druck gesetzt hat.
Und dabei war die IWF-Aktion noch harmlos. Ernst wird es erst, wenn die EZB ihre Folterwerkzeuge zeigt…
GS
12. Juni 2015 @ 13:05
Die EZB hat ja ihre Leute auch abgezogen. Allerdings behauptet die FAZ gerade, Tsipras bereite das Einknicken vor. Es ginge quasi nur noch darum, ein paar Abweichler umzustimmen. Mal sehen, ob’s stimmt.
Peter Nemschak
12. Juni 2015 @ 09:56
@ebo Die Haltung des IMF zeigt auch, dass sich die Kräfteverhältnisse im IMF weg von den USA und Europa verschoben haben. Die Entwicklungsländer im Süden und in Asien haben wenig Interesse daran, dass der IMF ihre Beiträgen für ein europäisches Land über Gebühr riskiert. Der relative Machtverlust Europas in der Welt könnte nur durch ein geeintes Europa kompensiert werden. Dafür fehlt allerdings das kollektive Selbstbewusstsein.
Peter Nemschak
12. Juni 2015 @ 07:56
Der IMF rechnet mit wirtschaftlicher, die EU mit politischer (Un)Logik. Daher kommen die beiden nicht zusammen. Würde man die Griechen entsprechend stark entschulden, könnten die heruntergeschriebenen Schulden am Markt verkauft und die öffentlichen Gläubiger nach Inkaufnahme eines Haircut ihre Forderungen gegenüber Griechenland los werden. Der Haircut wäre der Preis, den die europäischen Gläubiger für die Fehlkonstruktion des Euro zahlen müssten. Die Schuldentragfähigkeit wäre damit hergestellt, allerdings müsste Griechenland aus dem Euro ausscheiden, weil die anderen EU-Mitglieder nicht das Risiko eingehen wollen, dass sich das Problem wiederholt. Außerhalb des Euro würde der Markt dafür sorgen, dass Griechenland finanzpolitisch in Zukunft nicht über die Stränge schlägt: ein teilweiser Schuldennachlass der EU um den Preis eines (ausgehandelten) Grexit. Ein ungeordneter Grexit wäre für beide Seiten unvorteilhaft.