“Euro mit 17 Schlands nicht möglich”
Deutschland meldet mal wieder einen neuen Export-Rekord. Das lockt sogar den überaus Merkel-freundlichen britischen Blog openeurope aus der Reserve.
In einem lesenswerten Beitrag geht er der Frage nach, was der deutsche Leistungsbilanz-Überschuss für Europa und die Krisenländer des Südens bedeutet.
Dabei wird wieder einmal klar, dass Frankreich unser wichtigster Handelspartner ist. Mehr Konsum und mehr Importe würden vor allem unseren französischen Freunden helfen.
Bemerkenswert das Fazit des Beitrags:
You cannot have a currency with 17 Germanys: All the above said, you clearly cannot have a bloc of countries, which trades significantly with each other, all focused on creating an export model. Where would the demand come from? Clearly, Germany alone cannot provide it and being entirely reliant on external global demand is a risky strategy.
Leider vergessen die Autoren hinzuzufügen, dass genau das das Ziel der (deutschen) EU-Strategie ist: Alle sollen so wettbewerbsfähig werden wie wir, das Heil soll allein aus den Exporten kommen… – Mehr hier
Benno
9. November 2013 @ 19:12
Die Überschrift ist richtig. Nur: Wie soll Deutschland dazu beitragen, die griechischen Exporte zu fördern. Nach Griechenland gehen nur 0,6% der deutschen Exporte. Umgekehrt ist Deutschland für die Griechen das wichtigste Abnehmerland für griechische Exporte: 13% aller Exporte Griechenlands gehen nach Deutschland.
Nur: ohne Euro würde sich der Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands wohl von selbst etwas abbauen, wegen der starken Mark. Mit dem Euro, diesem Korsett für unterschiedliche Volkswirtschaften ist der Euro für Gr zu stark, für D zu schwach. Genauso wie der Zins für einige Euroländer zu hoch, für andere zu niedrig ist, wird dieses Eurokonstrukt nie funktionieren, trotz massiver Eingriffe in die freie Marktwirtschaft und trotz Transfers.
Die Exportnarretei dient den deutschen Exportkonzernen, nicht den deutschen Bürgern. Via Target2 werden Waren an die Clubmed-Länder verschenkt, die Exportkonzerne erhalten ihr Geld von der Buba, diese widerum hat nur wertlose Papierschnipsel über uneinbringliche Forderungen, für die letztlich der deutsche Steuerzahler gerade stehen muss (unvorstellbare 561.496.988.337,24 Euro,Stand: 31. Oktober 2013).
Ich frage mich, ob sich jemals die Verantwortlichen des Eurokonstruktes rechtfertigen müssen für ihr Versagen, und dafür, dass sie Ideologie über Demokratie und Rechtsstaat stellen. Aber die werden bisher immer nur mir Preisen und Auszeichnungen geehrt, anstatt zur Rechenschaft gezogen zu werden.
GS
9. November 2013 @ 15:11
Der Blog-Beitrag ist grob unvollständig. Ich finde es echt nervig, dass überall immer nur die Hälfte geschrieben wird und andere Argumente einfach nicht zur Kenntnis genommen werden.
Zur Feststellung, dass die Eurozone keine geschlossene Volkswirtschaft ist, kommen sie bei Open Europe ja noch indirekt. Denn immerhin wird herausgearbeitet, dass eine Schwächung des deutschen Exports nicht dazu führen wird, dass die Südländer mehr exportieren, weil Deutschlands wichtigste Exportbranchen nicht mit denen im Wettbewerb stehen, sondern mit Ländern außerhalb der Eurozone (Punkt 3).
Aber irgendwie fehlt gerade in diesem Zusammenhang dann die Darstellung, dass Deutschland aus anderen Eurostaaten nur dann mehr importieren kann, wenn sie auch einen interessanten Produktemix haben. Wie viel Wein und Olivenöl soll denn noch gekauft werden? Es ist überhaupt nicht verwunderlich, dass die größten Importpartner für Deutschland nicht die Eurostaaten sind. Das Produktangebot ist nicht interessant.
Ferner vermisse ich wiederum auch die schon öfter dargestellte Erkenntnis, dass der deutsche Exportüberschuss schon längst mehrheitlich außerhalb der Eurozone erzielt wird. Und selbstverständlich kann die Eurozone als ganzes auch Exportüberschüsse erwirtschaften.
Auch die Krugman-Darstellung ist unvollständig und unterkomplex. Der betreibt auf seiner Seite ständig nur substanzloses Deutschland-Bashing. Denn bei der Entwicklung der deutschen Leistungsbilanz stellt er es so dar, als sei diese einfach zyklenhaft. 80er Überschuss, 90er Defizit, 2000er Überschuss. Wenn man ihm folgt, gewinnt man den Eindruck, es sei einfach eine andere Wirtschaftspolitik gemacht worden und diese hätte sich jetzt total verändert. Das ist doch aber nicht wahr. Was nämlich vollkommen fehlt, ist doch, dass in den 90ern die Exportüberschüsse deswegen weggefallen sind, weil die westdeutsche Industrie nun erst einmal den ostdeutschen Markt sättigen konnte und deshalb weniger exportiert wurde als es das alte Westdeutschland gekonnt hätte. Ferner gab es natürlich einen Kostenschock, der sich auf Teile der Exportindustrie negativ ausgewirkt hat. Und hinzu kommt auch noch der schon mehrfach erwähnte Maastricht-induzierte Verlust des Kapitalkostenvorteils der deutschen Industrie. Das alles reicht schon, um zu erklären, dass der Einbruch in der deutschen Leistungsbilanz in den 90ern in erster Linie NICHT die Folge einer anders ausgerichteten Wirtschaftspolitik war, sondern die Folge einer Reihe von externen Schocks, die zunächst erst einmal überwunden werden mussten.
ebo
9. November 2013 @ 15:37
@GS Der wichtigste Handelspartner Deutschlands ist Frankreich. Du willst doch nicht behaupten, dass die Franzosen nur Wein und Olivenöl produzieren? Das wäre dann auch unvollständig und unterkomplex. Ich denke, openeurope hat völlig recht, wenn es darauf hinweist, dass das dt. Modell nicht auf alle Euroländer übertragen werden kann.