EU schreckt vor Scheidung zurück
Die Briten wollen gehen, doch die EUropäer wollen sich nicht scheiden lassen. So kann man die Lage kurz vor Eingang des offiziellen Brexit-Antrags in Brüssel schildern. Die EU gibt ein schwaches Bild ab.
Noch am Samstag haben sich die 27 Rest-EU-Chefs mächtig aufgeblasen. Sie präsentierten sich als stolze Europäer, die auch ohne UK Großes vollbringen. Drei Tage später jammern sie schon wieder.
Ob Kommissionschef Juncker, Ratspräsident Tusk oder Parlamentsvize Lambsdorff: Alle beteuern, wie ungern sie die Briten gehen lassen., und wie “traurig” der Brexit doch sei.
“Der Tag wird kommen, an dem die Briten wieder zurück ins Boot steigen – das hoffe ich zumindest“, so Juncker. Das Europaparlament möchte dafür sogar eine Hintertür offenhalten.
Damit schwächt es allerdings die Verhandlungsposition der EU. Es ist wie bei einer echten Scheidung: Wenn ein Partner partout nicht gehen will, ist er am Ende bestimmt der Dumme.
Ziemlich dumm wäre es auch, die letzten Jahre der “glorreichen” EU-Mitgliedschaft Großbritanniens zu vergessen. Sie haben kaum noch eingezahlt, dafür fast nur noch gebremst, nicht zuletzt in der Eurokrise.
Siehe auch “Zehn Gründe, warum wir UK nicht brauchen”
hintermbusch
29. März 2017 @ 10:06
“Sie haben kaum noch eingezahlt, dafür fast nur noch gebremst, nicht zuletzt in der Eurokrise.”
Das ist richtig, aber wer kann es den Briten verdenken, dass sie in die Eurokrise nicht eingezahlt haben? Sie wollten den Euro nicht und sind froh, dass sie Tony Blairs Sirenengesängen (zumindest in dieser einen Frage) widerstanden haben. Muss man verstehen.
Die Briten haben in der EU keine konstruktive Rolle gespielt. Trotzdem sehe ich es mit Grausen, wie negativ der Brexit auf die Stimmung drückt. Leider muss man sagen, dass die vor allem die deutschen Medien sind, die letzten Sommer (über Nacht) begonnen haben, alles an England rabenschwarz zu malen, was sie zuvor immer nur als kurios oder gar als superdemokratisch geschildert haben. Das hat Orwell’sche Qualität: “Wir haben niemals mit England im Frieden gelebt!”
In diesem Zusammenhang würde ich auch gerne an Ralf Dahrendorf erinnern, der alle Kritik, die letztes Jahr zum Brexit geführt hat, schon vor Jahrzehnten aufgeschrieben hat, nicht als kurioser oder rassistischer Engländer, sondern als urliberaler deutscher Soziologieprofessor.
Peter Nemschak
29. März 2017 @ 17:19
Ziel muss es bleiben, die Wirtschaftsunion mit Großbritannien zu erhalten und die Transfer- und Schuldenunion, ein Lieblingsprojekt der Roten und Südeuropärer zu verhindern. Man fragt sich mit welchem Recht diese Leute unverfroren in die Taschen der Bürger greifen. Wollten die Bürger einen Nannystaaten im Sinne von rotrotgrünen Vorstellungen, hätten sie längst für einen europäischen Bundesstaat mit einem massiven Finanzausgleich zugunsten des Südens gestimmt.