Ein bißchen zu viel Weltuntergang
Nach dem Brexit kommt der Blues. “Europa ist tot”, titelt der “Spiegel”. “The end of the EU as we know it”, schreibt “Politico”. Verfällt der Westen in Weltuntergangs-Stimmung?
Offenbar. Den weinerlich-apokalyptischen Ton hatte schon EU-Ratspräsident Tusk vorgegeben, als er vor einem Ende der westlichen Zivilisation warnte, wenn die Briten gehen.
Dabei waren die Briten doch niemals richtig drin! Seit ihrem EU-Beitritt haben sie gefremdelt, sie haben nur ein Drittel ihrer Beiträge gezahlt und beim Euro und bei Schengen nicht mitgemacht.
Wären sie unter dem Zocker Cameron geblieben, so wären sie zum Dauerproblem geworden. Nun besteht wenigstens die Chance auf einen Neubeginn – ohne den Bremsklotz Britannien.
Allerdings muss man diese Chance auch sehen und nutzen. Doch der politische Wille fehlt. Stattdessen setzt der Mainstream weiter auf “Project Fear”, diesmal für ganz EUropa…
hlschmid
26. Juni 2016 @ 12:06
Längst fällig wäre eine Grundsatzdiskussion über die Zukunft Europas in ganz Europa für alle Europäerinnen und Europäer: http://www.our-new-europe.eu !
kaush
25. Juni 2016 @ 14:41
Die EU in ihrem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf. Das ist nach wie vor der Habitus der Eurokraten.
Aber die Geschichte wird über das Politbüro in Brüssel nicht anders hinweg gehen, wie seiner Zeit über die Kollegen in Moskau.
Diese EU ist offensichtlich nicht reformierbar. Da hilft nur ein kompletter Neustart.
Eine gute Agenda habe ich bei Altermannblog.de gelesen:
“…Ich bin einer der 7% Deutschen, die auch für einen Dexit stimmen würden. Dann fangen wir mal von unten neu an und machen EU 2.0.
Wir übergeben keine Daten mehr an die USA, lassen uns nicht vor den Karren der NATO spannen, sondern kümmern uns mal um die arbeitslosen Jugendlichen in der EU.
Wir machen den USA klar, dass Russland unser Nachbar ist, mit dem wir gut auskommen wollen. Für Säbelrasseln haben wir kein Verständnis.
Unsere Kommissare leisten keinen Vorschub mehr zur Privatisierung der öffentlichen Wasserversorgung, die Pharmalobby wird zum Teufel gejagt: Big Pharma zahlt 40 Mio für Brüsseler Lobbyisten!
Die EU schmeißt ihre Tschänder-Mainstreampläne auf den Müll und kümmert sich um das wahre Leben. Was deren Probleme sind, erfährt man in diesen 3 Minuten von der verschrienen Beatrix von Storch.
Das bleibt den Briten zukünftig erspart und sie müssen den Quatsch nicht mehr finanzieren.
Bevor wir uns um die Glühbirnen kümmern, sorgen wir mal dafür, dass eine europäische Sozialcharta geschrieben wird, dass kein Europäer in Altersarmut fällt und keine zwei Jobs haben muss, um seine Miete zu zahlen.
Bislang haben die Brüsseler Spitzen nur die eigene Soziale Frage gelöst: Eurokratenleben – schönes Leben.
Dann werden die Steuerschlupflöcher innerhalb der EU gestopft. Wenn Starfucks innerhalb der EU Kaffee verkaufen will, dann sollen die gefälligst auch Steuern zahlen. Steuerprivilegien von Personen, die für internationale Organisationen arbeiten, werden abgeschafft.
Abgehalfterte brauchen wir nicht in Brüssel. Auch sollten sie wenigstens eine Fremdsprache beherrschen, ohne dass man sich, wie bei dieser Konifere fremdschämen muss (vielleicht wollten die Briten aus der EU austreten, weil sie ihre eigene Sprache nicht mehr verstanden?)
So könnte ich ewig weiterlamentieren. Ich hoffe es ist angekommen, was ich meine. Lasst uns neu anfangen. Der erste Schuss ging daneben!
http://www.altermannblog.de/brexit-die-welt-geht-jetzt-unter/
Claus
25. Juni 2016 @ 19:41
@kaush: Vielen Dank für diesen Beitrag, Sie haben mein Wochenende verschönert!
S.B.
26. Juni 2016 @ 12:15
@Claus: Hoffentlich zerstöre ich die Wirkung von kaush’s Beitrag nicht, wenn ich einen Link poste, der das Demokratieverständnis des linksgrünen EU-Propaganda-Kanonenrohrs SPON aufzeigt: http://www.spiegel.de/politik/ausland/brexit-abstimmung-droht-die-diktatur-der-frustierten-a-1099165.html
Nicht etwa die EU IST eine Diktatur, sondern mit den EU-Gegnern streben wir auf eine Diktatur zu. Früher hätten solche Leute in der geschlossenen Anstalt gesessen. Heute dürfen sie “Journalist” spielen.
Lina
25. Juni 2016 @ 14:37
Dieses Signal:
“Steinmeier had invited foreign ministers from the EU’s six founding members (Benelux, The Netherlands, Italy and France in a villa in Berlin to consult about the Brexit vote.
“I am confident that these [6] countries can also send a message that we won’t let anyone take Europe from us,” Steinmeier told reporters.
Right. Steinmeier (SPD) did not hold the meeting in Brussels as he should but in EU’s unofficial headquarters in Berlin thus claiming ownership and leadership of the European Union. Not only he excluded the rest of the EU-member states from the decision making process he also left outside the core EU institutions, the European Commission.
A not at all diplomatic move? Certainly. A sign of German arrogance? No doubt. A spasmodic act? For sure. Authoritarian behavior? Absolutely.”
http://www.keeptalkinggreece.com/2016/06/25/brexit-vote-berlin-might-be-on-the-verge-of-a-nervous-breakdown-and-doesnt-know-it/?utm_source=feedburner&utm_medium=twitter&utm_campaign=Feed%3A+KeepTalkingGreece+%28Keep+Talking+Greece%29
Lina
25. Juni 2016 @ 19:40
“Sie übersehen die vielen Pensionsfonds und Versicherungen, welche den Menschen die Altersversorgung sichern.”
Oh je….
Maschmeyer verdient da nicht mit?
Geht’s ne Spur naiver?
Peter Nemschak
26. Juni 2016 @ 08:48
Solange ich meine Rente auf mein Konto bekomme, ist mir egal, ob jemand dabei mitverdient. Bei jedem Stück Brot, das Sie kaufen, verdient jemand mit. Na und? Ist das, was Sie als “marktkonforme Demokratie” bezeichnen, so viel schlechter als einen volatilen Mehrheitswillen aufgedrängt zu bekommen?
Peter Nemschak
25. Juni 2016 @ 14:27
@ebo Ihre Kommentare zeigen, dass die Feinde der Freiheit sowohl am rechten wie am linken Rand des politischen Spektrums zu suchen sind. Letztlich wird sich wirtschaftlicher in politischen Pragmatismus umsetzen. Schließlich hängen am wirtschaftlichen Erfolg Großbritanniens wie der EU Millionen von Arbeitsplätzen. Die Finanzmärkte werden sich beruhigen, sobald die möglichen Zukunftsszenarien nach dem Brexit konkretisiert sind. Dass die Auswirkungen bis Asien und Südamerika zu spüren sind, ist angesichts der globalen Vernetzung nicht überraschend. Wesentlich kleinere Erwartungsstörungen wirken heute weltweit. Derzeit wirkt alles wie ein Hühnerstall, in den der Fuchs eingedrungen ist. Aus jeder Krise – wenn der BREXIT überhaupt eine globale Krise ist, was ich bezweifle – ist das kapitalistische marktwirtschaftliche System dank seiner Anpassungs- und Kompromissfähigkeit gestärkt hervorgegangen. Das müssen auch seine schärfsten Gegner zähneknirschend zugeben.
Lina
25. Juni 2016 @ 17:25
Peter Nemschak
“Die Finanzmärkte werden sich beruhigen, sobald die möglichen Zukunftsszenarien nach dem Brexit konkretisiert sind.”
DIE FINANZMÄRKTE sind Plätze, auf denen (meistens) sehr, sehr reiche Menschen, Oligarchen agieren.
Folglich müsste dieser Satz lauten:
Die Oligarchen werden sich wieder beruhigen, wenn man ihnen anderweitige Renditemöglichkeiten gibt.
z.b. alles Öffentliche (incl Bildung und Gesundheit) privatisieren, Löhne auf unter Existenzminimum drücken, Arbeiterrechte abschafft, staatliche Renten durch private ersetzt etc. p.p.
Und wenn diese “Beruhigung” erfolgreich umgesetzt wurde, werden überall Aufstände folgen….etc…
Die rechtradikalen werden massiv zulegen und die EU wird sich auflösen.
“Derzeit wirkt alles wie ein Hühnerstall, in den der Fuchs eingedrungen ist.”
Man hat schon längst dem Fuchs die Aufsicht über den Hühnerstall gegeben!
-> marktkonforme Demokratie
Peter Nemschak
25. Juni 2016 @ 18:57
Sie übersehen die vielen Pensionsfonds und Versicherungen, welche den Menschen die Altersversorgung sichern. Auch diese sind betroffen. Manche staatlichen Rentensysteme funktionieren nach dem Kapitaldeckungsverfahren. Aufstände sehe ich keine, nicht einmal wenn die Rechtspopulisten an die Macht kommen. Hat es in Ungarn einen Aufstand gegeben, als Orban mit seiner Fidesz und einer Zweidrittelmehrheit an die Macht kam? Die Welt ist eine andere als vor 50 Jahren. Das wird gerne von jenen übersehen, welche der goldenen Zeit des Fordismus nachtrauern. So golden war diese Zeit nun auch wieder nicht: Martin Luther King und Robert Kennedy, die sich für die Bürgerrechte einsetzten, wurden ermordet, die Nationalgarde schoss auf die Studenten, die gegen den Vietnamkrieg protestierten, die Sowjetunion schlug den Prager Frühling, der auf Demokratie im Osten Europas hoffen ließ, gewaltsam nieder usw.
Lina
25. Juni 2016 @ 14:20
Wenn die deutsche Regierung über Demokratie in Europa spricht und und nur die Gründungsmitglieder zu Konsultationen einlädt, welches Signal sendet sie an die restlichen EU Völker?
Lina
25. Juni 2016 @ 13:39
Der deutsche “Mainstream” gehört mainly zwei deutschen autoritäten Oligarchenfamilien.
Eine davon möchte via “Welt” wieder mal “ein Exempel” statuieren und danach zynisch via “Bild” britische “Flüchtlinge”aufnehmen.
Als Gründe für die Brexit-Kampangne wurden ausschließlich rechten, rassistische Standpunkte aufgeführt.
Der Standpunkt der Linken, zu bleiben um die EU von innen heraus zu demokratisieren wurde so dargestellt, als ob die Linke BEDINGUNGSLOS bleiben wollte.
Da die Linke über keine Mainstream-Sprachrohre verfügt, hier noch mal eine Zusammenfassung:
https://diem25.org/zum-ergebnis-referendum-grossbritannien/
hyperlokal
25. Juni 2016 @ 13:28
Eine schöne Analyse der Gründe für den Brexit kam heute von RT (TV, engl.). Danach hat eine inkompetente Regierung die “Lebensqualität der Arbeiterklasse zerstört”.
Ich finde das als ursächlichen Grund plausibel und sehr schön formuliert. Denn Lebensqualität ist eben mehr, als nur “Hauptsache Arbeit”, z.B. eine sichere Lebensperspektive.
Unsere Mainstream-Medien schieben die Schuld hauptsächlich auf den sich ausbreitenden “Rechtspopulismus”, der sich im Haß gegen Politiker äußere und sich über das pöse Internet verbreite.
Das ist oberflächlich, sehr oberflächlich.
Peter Nemschak
25. Juni 2016 @ 15:05
War die Lebensqualität der englischen Arbeiterklasse 1970 um so vieles besser als heute? Die englische Klassengesellschaft war damals viel undurchlässiger als heute, landed gentry das englische gesellschaftliche Ideal, auch für prominente Labour-Politiker wie den damaligen Schatzkanzler Callaghan, der sich in Reitstiefeln vor seinem Landgut fotografieren ließ. Nostalgie trübt die Sinne.
Peter Nemschak
25. Juni 2016 @ 13:02
Die Finanzmärkte spiegeln die Volatilität der öffentlichen Meinung. Kein Wunder, dass die Börsen im Keller sind. Jetzt: kaufen, kaufen, kaufen. Es gibt sicher zahlreiche private Investoren, die sich seit langem überlegt haben, welche nachhaltig soliden Titel sie beim Crash nach einem Brexit kaufen werden. Schon jetzt wenden sich wirtschaftlich einflussreiche Eliten gegen einen Rachefeldzug der EU wegen des Brexit. Zu eng sind die wirtschaftlichen Interessen Großbritanniens mit denen der EU verwoben. Bald wird man Wetten entgegen nehmen können, welches Brexit-Modell sich durchsetzen wird. Ein modifiziert norwegisches Modell wäre für die vom irrationalen Volkswillen Betroffenen wahrscheinlich die wirtschaftlich günstigste Lösung. Am Beispiel der wissenschaftlichen Forschung, die eng mit der Wirtschaft verknüpft ist, lässt sich zeigen, dass weder das UK noch die EU ein Interesse daran haben können, dass diese für beide Partner wichtige Funktion mangels entsprechender Finanzierung aus Europa abwandert. Cameron und der Möchtegern Michael Foot Corbyn sollten beide den Hut nehmen, der eine weil er aus Machtgier das Schicksal seines Landes über Gebühr riskiert hat, der andere, weil er ein ideologisches Brett mit bloß musealem Wert vor dem Kopf hat.
ebo
25. Juni 2016 @ 13:05
Na klar, jetzt wird Corbyn verantwortlich gemacht. Und gleichzeitig rechtfertigen sie die Finanzmärkte, die in einer Nach Milliarden verpulvert haben. Genau das ist das neoliberale Denken….
Peter Nemschak
25. Juni 2016 @ 13:48
Warum sorgen Sie sich um die Finanzmärkte deren Existenz Sie für entbehrlich halten? Unlogisch.
ebo
25. Juni 2016 @ 14:05
Weil diese Finanzmärkte schon einmal die halbe Welt Richtung Abgrund gerissen haben (Lehmann) und nun dabei sind, erneut großen Schaden anzurichten (sogar die Märkte in Südamerika sind betroffen)