Dr. Doom sieht schwarz
Weil er frühzeitig vor dem globalen Finanzcrash 2008 warnte, bekam N. Roubini den Spitznamen “Dr. Doom”. Nun warnt er wieder – vor Europa.
Der alte Kontinent könnte sich im neuen Jahr zum “Ground Zero” entwickeln, so der US-Experte. Dafür nennt er mehrere gute Gründe.
Dazu zählen, wie nicht anders zu erwarten, ein Grexit, und der Brexit. Beide hätten schwer einzudämmende Dominoeffekte. Auch die Terrorgefahr könnte Europa erschüttern.
Hinzu kommt, was Roubini “austerity fatigue” und “bailout fatigue” nennt – also den Unwillen von Süd- und Nordländern der Eurozone, die (von Berlin erzwungenen) Versprechen einzuhalten.
Die Flüchtlingskrise kommt nur am Rande vor. Denn gefährlicher als die eine Million Migranten, die schon in Europa angekommen sind, seien die 20 Millionen, die noch warten…
Und hier das Fazit von Dr. Doom:
Europe needs more cooperation, integration, risk sharing, and solidarity. Instead, Europeans appear to be embracing nationalism, balkanization, divergence, and disintegration.
Siehe zu diesem Thema auch meine Serie “Ist EUropa noch zu retten”, Teil 1 steht hier
Hans-Luzius Schmid (@OurNewEurope)
7. Januar 2016 @ 15:11
“Europe needs more cooperation, integration, risk sharing, and solidarity.”
Und was meinen denn die Bürgerinnen und Bürger, die Europäerinnen und Europäer dazu? Sind sie damit einverstanden, in allen Ländern Europas? Sie sind alle eingeladen, darüber abzustimmen, auf http://www.our-new-europe.eu
S.B.
7. Januar 2016 @ 10:47
Roubini ist mit seiner Empfehlung – erwartungsgemäß – ganz auf NWO-Linie (wie nicht anders zu erwarten). Meiner Ansicht nach liegt er damit falsch. EUropa schafft es eben gerade nicht, die anstehenden Probleme zu bewältigen. Im Gegenteil ist die EU der (Mit-) Verursacher dieser Probleme (zusammen mit Schengen und Euro), da ihre Mitgliedsstaaten zu unterschiedliche Interessen verfolgen, was wiederum an den sehr unterschiedlichen nationalen Ausgangssituationen liegt.
Freiberufler
7. Januar 2016 @ 10:16
“Europe needs more cooperation, integration, risk sharing, and solidarity.”
Es ist bezeichnend für die heutige “Politik”, dass sie das Sozialisieren von Problemen als deren Lösung verkauft – alternativlos, versteht sich.
ebo
7. Januar 2016 @ 10:23
@Freiberufler Ja und Nein. Die EU ist derzeit zwischen Baum und Borke: Sie greift immer tiefer in souveräne Rechte der Nationalstaaten ein, baut jedoch keine eigene Souveränität auf, vor allem keinen eigenen Schutz. Das macht das ganze EU-System extrem anfällig und angreifbar, siehe Eurokrise. Deshalb muss es zu einer Vergemeinschaftung im Sinne einer wechselseitigen Stärkung kommen – oder das System bricht irgendwann zusammen. Bei Schengen sehen wir das schon…
Peter Nemschak
7. Januar 2016 @ 08:32
Gäbe es erfolgversprechendere Alternativen für die Südländer, hätten sie diese wahrscheinlich schon wahrgenommen. Griechenland hat sich für den Euro und die damit verbundenen Auflagen entschieden. Offenbar war die angedachte Rückkehr zur Drachme weniger attraktiv. Die derzeit zu beobachtenden Desintegrationserscheinungen sind für einen wirtschaftlichen Aufschwung in Europa schädlich. Nur: die von Roubini erwähnten Risiken sind alle bekannt und werden dadurch nicht größer, dass sie jeden Tag in der Öffentlichkeit beschworen werden.