Downgrade für den Hardliner
Auf dem Höhepunkt der Eurokrise war Finnland unerbittlich. Gestützt auf ihr Triple-A-Rating, gerierten sich die Finnen als Hardliner, vor allem Griechenland musste leiden. Doch nun sind sie selbst nicht mehr Spitze.
Die US-Ratingagentur “Moody’s” hat Finnland das letzte “A” entzogen – und die Bonität auf Aa1 herabgesetzt. Finnland steht jetzt da, wo Frankreich schon Ende 2012 gelandet war, also in der 2. Liga.
Als Gründe nennt “Moody’s” das unterdurchschnittliche Wachstum und die negativen Folgen für das Budgetdefizit. Der Niedergang von Nokia und die EU-Sanktionen gegen Russland spielen auch eine Rolle.
Das ist nicht nur für Helsinki peinlich, sondern auch für Brüssel. Ex-Währungskommissar Rehn, ein Finne, hat die Probleme seines eigenen Landes übersehen, aber stets den starken Mann markiert…
In der Eurozone gibt es nun nur noch zwei Triple-A-Staaten: Deutschland und Luxemburg. Auch die Niederlande, Heimat von Eurogruppenchef Dijsselbloem, wurde längst abgewertet…
bluecrystal7
8. Juni 2016 @ 02:02
Tja, dann bräuchten die USA ja schon lange ein Downgrade…
Skyjumper
4. Juni 2016 @ 21:41
Der Downgrade ist objektiv gesehen richtig. Finnlands Wachstumsraten sind bescheiden, die Neuverschuldung deutlich höher als das Wachstum. Da hilft es auch nichts dass Wachstum und Neuverschuldung in 2015 günstiger waren als in 2014. Finnland verfrühstückt jetzt seit gut 4 Jahren Substanz. Was sollte daran Triple A sein?
Ob andere Staaten (vorzugsweise die USA) nicht objektiv gesehen gleichfalls einen Downgrade bräuchten ……… darüber will ich mich lieber nicht auslassen da ich mich mit den Kriterien noch nie genauer beschäftigt habe. Gibt es z.B. absolute Zahlenwerte die es einzuhalten gilt? Oder sind es relative Zahlenwerte die sich jeweils an den Top’s orientieren und dann nach unten abstufen?
Das Finnland nunmal durch die Russlandsanktionen extrem getroffen wird und wurde ist richtig. Das Finnland das nur zu 1/28 in der Hand hatte und ihnen diese Entscheidung daher nicht als Eigenversagen anzukreiden ist, ist auch richtig. Das ändert aber nichts an den Zahlen die objektiv zu schlecht sind für ein AAA.
Nokias Niedergang ist Schnee von vorvorgestern und hat daher in der Begründung eigentlich nichts zu suchen. Und auch dafür hat Finnland nun kein Prädikat “peinlich” verdient.
Inwieweit man es Finnland ankreiden sollte dass der Staat zu hohe Sozialausgaben hat? Ja. Das ist der einzige Punkt wo sich ein Vergleich mit dem griechischen Rentensystem anbietet und wo die Regierung es versäumt hat vor der eigenen Haustür zu kehren. Da darf man von “peinlich” sprechen.
S.B.
4. Juni 2016 @ 20:28
Ein politisches Downgrad, nicht mehr und nicht weniger. So sollte man es aber auch nennen. Peinlich jedenfalls nicht für Finnland.
Peinlich eher für D Luxemburg, die das AAA-Rating allein wegen ihrer besonders treuen US-Vasallendienste behalten.
Defacto sind sie genauso Pleite, wie der Rest.
kaush
4. Juni 2016 @ 18:37
Und Moody’s ist so etwas wie der liebe Gott, dass all sehende Auge? Oder die Scharia der Finanz-Mafia?
Nur mal zur Erinnerung:
“…Zum Beispiel in Sachen Lehman Brothers. Noch einen Tag vor dem Konkurs war ihnen die Bank Top-Noten wert, genauer gesagt A, A2 und A+…
…Genauso lief es bei Subprime-Hypothekenpapieren sowie bei fast allen Crash- und Pleitehäusern seit Ausbruch der Krise, ganz gleich ob AIG, Bear Stearns oder Merrill Lynch. Moody’s & Co. vergaben Traumnoten…”
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-65243767.html
Peter Nemschak
4. Juni 2016 @ 14:20
Entscheidend ist nicht, ob Finnland ein AAA-Rating hat, sondern wie sich die Kosten für seine Kapitalmarktoperationen zur Staatsfinanzierung entwickeln. Ein Vergleich mit den anderen EU-Staaten zeigt, dass Finnland, vor allem im Vergleich mit Südeuropa, exzellent abschneidet. “Peinlichkeit” ist Wunschdenken all jener, die meinen, man könne über erhöhte Staatsschulden ein Land sanieren. Die Sanierung eines Landes beginnt beim Umdenken der nationalen Politiker. Manchen europäischen Gesellschaften und Mentalitäten ist schwer zu helfen – mit oder ohne Euro.
luciérnaga rebelde
4. Juni 2016 @ 13:48
Darum muss ja auch Deutschland seinen Status verteidigen durch die Integrierung der Türkei: 80 Millionen Konsumenten!!!