Diese drei PR-Tricks sollen die EU retten
Nach dem Brexit würden wir eigentlich gern wissen, wie es mit Europa weiter geht. Stattdessen produzieren die EU-Profis neuerdings PR-Ideen, mit denen sie die Bürger bei der Stange halten wollen. Hier drei Beispiele:
- Kostenloses WLAN für alle. Was wie Freibier für alle klingt, hat Kommissionschef Juncker schon Mitte September in seiner Rede zur Lage der Union vorgeschlagen. In jeder Stadt und jedem Dorf soll man künftig kostenlos surfen können, dank EU.
- Ein Interrail-Ticket für alle Schulabgänger. Diese Idee kommt aus dem Europaparlament, erst von den Grünen, nun von der konservativen Mehrheitsfraktion EVP. Mit der Bahncard soll Europa wieder greif- und erlebbar werden, Brüssel sei dank.
- EU-Botschafter an den Schulen. Noch eine Idee aus dem Europaparlament, mit der man die Beteiligung bei der Europawahl heben will. Die Abgeordneten wollen Lehrer zu EU-Botschaftern machen, mit Debatten, Quizz und Reisen nach Straßburg.
Das klingt alles gut und wird vielen Bürgern sicher auch gefallen. Aber es ist wie mit allen PR-Ideen: Nur wenn der Markenkern stimmt und die Werbe-Aussage klar ist, kann die Kampagne gelingen.
Bei der EU ist beides nicht der Fall. Zudem mischt sie sich mit allen drei Vorschlägen in Gebiete ein, die sie nichts angehen. Brüssel ist weder für Funksignale noch für Bahntickets oder Lehrer zuständig.
Doch da, wo man zuständig ist, handelt man nicht – siehe Roaming. Juncker und sein Team (Oettinger!) haben immer noch keinen zündenden Vorschlag zur Abschaffung der Gebühren vorgelegt.
Vielleicht sollten sie mal eine gute PR-Agentur einschalten – aber möglichst eine, die nicht auch für die Telekom arbeitet…
hyperlokal
5. Oktober 2016 @ 19:00
Fragt man die Jugend, was sie von kostenlosem WLAN in Innenstädten hält, was es ja schon gibt, dann lachen die einen aus. Zu umständlich das Login, meist zu langsam und dann hat man ja sein Mobile-Flatrate. Wozu braucht man dann noch WLAN. Hier zeigt sich mal wieder die nicht mal vorgetäuschte Technikschusseligkeit eines Günther Oettingers.
Peter Nemschak
5. Oktober 2016 @ 08:43
Die Abschaffung der Roaminggebühren scheitert an der unterschiedlichen Geografie der EU-Mitglieder. Voraussetzung für die Abschaffung wäre die Umverteilung von Gebühren der Telekombetreiber untereinander, um die unterschiedlich teure Infrastruktur auszugleichen. Irgend jemand muss die Kosten tragen. An den Roaminggebühren in der derzeitigen Höhe sind die wenigsten gescheitert. Für Unternehmer, die davon betroffen sind, sind sie Teil ihrer Kostenstruktur, Konsumenten sind kaum betroffen. Jene wie Pendler, welche häufig zwischen zwei Staaten wechseln haben zwei Karten. Weniger Blah-Blah bei Telefonaten ist der größte Kostensparer für Konsumenten. Damit reiht sich das Thema Roaminggebührenabschaffung in jene der anderen PR-Aktionen ein. Die Idee des Interrail-Ticket ist eine Investition in die nächste Generation, mit Abstand die beste der PR-Ideen.
ebo
5. Oktober 2016 @ 09:05
@Nemschak Die Abschaffung der Roaming-Gebühren war ein zentrales Wahlversprechen bei der Europawahl 2014. Wenn man es nicht einlösen kann oder will, soll man nicht neue Versprechen (WLAN) machen, die auch wieder gebrochen werden!