Die Wut auf die Bürger

Wenn deutsche Medien über Griechenland herfallen, nennt man das eine demokratische Debatte. Wenn aber belgische Bürger über Ceta verhandeln, nennt man das Erpressung oder “Wutdebatte”.

So betitelt jedenfalls SPON einen Beitrag zum aktuellen, verzweifelten Ringen um den Freihandel. Obwohl die Belgier gerade eingelenkt sind, warnen die Hamburger vor einer weiteren “Radikalisierung”.

Noch doller schlägt die angeblich so nachdenkliche “Zeit” drauf. Von dem Widerstand in der Wallonie würden doch nur Putin und Le Pen profitieren, heißt des dort in typischer Kalter-Kriegs-Manier.

Längst gehe es nicht mehr bloß um Ceta oder den Freihandel, so die “Zeit” weiter. “Es geht darum, ob die EU in dem gegenwärtigen geopolitischen Umfeld handlungsfähig ist.”

Ach so, es geht also um Geopolitik. Wer hätte das gedacht, dass Kanada so wichtig ist? Und wer hätte gedacht, dass die Wallonie, also die Region, wo der 1. und 2. Weltkrieg tobten, so weltfremd ist?

Oh weh, was für ein Unsinn. In Wahrheit kommt in diesen Zeilen doch nur die Wut auf die Bürger zum Ausdruck. Wäre ja auch noch schöner, wenn neuerdings auch noch die Belgier mitreden!