Pharisäer beim Papst
Das hat gerade noch gefehlt: Mitten in der Krise feiert die EU sich selbst – indem sie Papst Franziskus und dem Karlspreis huldigt. Der Papst stehe für die Seele Europas, so der Tenor.
Richtig – Franziskus ist nach Lesbos gefahren, um sich die Deportationslager anzuschauen und ein Dutzend Flüchtlinge mit nach Hause zu nehmen – mehr, als die meisten EU-Länder aufgenommen haben.
Derweil waren Kanzlerin Merkel und Ratspräsident Tusk, die nun so demonstrativ dem Papst huldigen, in der Türkei, wo sie Sultan Erdogan und seinen schmutzigen Flüchtlingsdeal feierten.
Nun behauptet Tusk, die EU sei ein „Glaubensgrundsatz“. Kommissionschef Juncker spricht vom „gelebten Bekenntnis zur Würde des Menschen, zu Miteinander und sozialem Frieden“.
Gemach. Natürlich haben dieselben Herrschaften (und die deutsche Dame) Europas Seele verkauft. Darauf haben zuletzt 60 Intellektuelle hingewiesen – ich teile ihre Meinung!
Peter Nemschak
7. Mai 2016 @ 12:36
Ist doch rührend: ein Treffen zwischen Himmel und Erde. Das gibt bewegende Aufnahmen für die Medien, gerade rechtzeitig zum Muttertag.
kaush
6. Mai 2016 @ 18:30
„Nun behauptet Tusk, die EU sei ein „Glaubensgrundsatz“.“
Wenn man keine rationalen Argumente hat, dann kommt man mit Glauben. Was für ein Armutszeugnis für Tusk und die EU. Quasi die Bankroterklärung.
Zu den 60 selbsternannten Intellektuellen:
Ihr kommt ein bisschen spät daher. Seit 2011 hungert die EU mit einem vollumfänglichen Embargo die syrische Bevölkerung aus. Bis heute.
ebo
6. Mai 2016 @ 18:49
@Kaush Was heißt hier selbsternannte Intellektuelle? Das klingt abfällig. Es sind Intellektuelle, Punkt. Ob man mit ihnen einer Meinung ist, ist eine andere Frage.