Die Gläubiger werden kreativ
Während Athen ungenutzte Bankkonten konfiszieren will, um Geld einzusammeln, werden nun auch die Gläubiger kreativ. Sie haben einen Trick gefunden, wie der Countdown beim IWF gestoppt werden könnte.
Die Regierung in Athen könne alle Rechnungen für den IWF im Juni zusammennehmen und erst Ende des Monats begleichen, sagte ein hochrangiger Vertreter der Euro-Zone der Nachrichtenagentur Reuters.
Insgesamt muss die griechische Regierung im Juni rund 1,6 Milliarden Euro an den IWF überweisen. Ohne Hilfe der Gläubiger kann sie das nie und nimmer schaffen.
Der IWF-Trick könnte beiden Seiten helfen, das Gesicht zu wahren. Ohne diesen Kniff könnte der IWF aussteigen, was Deutschland nicht will. Oder es käme zum Grexit, was offenbar auch niemand will…
Mehr zum Countdown im Schuldenstreit hier
thewisemansfear
27. Mai 2015 @ 19:13
Die Griechenland-Krise ist keine Frage von (In-)Solvenz sondern von (IL-)Liquidität. Ein nicht unerheblicher Teil des Geldes der Bevölkerung ist über die Landesgrenzen geflossen, einerseits weil die Produkte dort günstiger zu haben waren, andererseits weil man unter medialem Dauerfeuer “DAS ENDE NAHT” seine Kohle lieber in vermeintlich sichere Häfen transferiert hat. Das hat vor allem etwas mit Psychologie zu tun. Wird hier nach Ursachen geforscht und aufgeklärt? Eher nicht…
Der Staat hat zuerst angefangen, Banken zu rekapitalisieren. Dann kamen IWF, ESM, usw. und haben sich als rettende Gläubiger eingekauft. Nur war allerdings irgendwann Schluss, denn die Zentralbank mit dem unendlich großen Tresor sitzt in Frankfurt und damit nicht im direkten Zugriff. Jetzt kehrt die gr. Regierung die letzten Krümel zusammen, um sie den großen “Gläubigern” in den Rachen zu werfen.
Staaten können nicht pleite gehen wie Unternehmen, wieder einmal wird von der BWL-Welt auf die VWL-Welt geschlossen. Das Unternehmen verschwindet von der Bildfläche, und was machen die Bürger?
Dass eine Gläubiger – Schuldner Beziehung nur dann aufgeht, wenn der Schuldner die Rückzahlung aus eigener Kraft leisten kann, scheinen ja immer mehr Leute zu merken. Bei einer Pleite verliert der Gläubiger auf einen Schlag. Bis kurz davor konnte er sich noch reich fühlen… Wäre reichlich schizophren, den Ast abzusägen, auf dem man sitzt. Aber hey, das ist Politik. Hat nicht viel mit rationalen Entscheidungen zu tun…
Nemschak
27. Mai 2015 @ 08:18
In internationalen Kredit- und Anleiheverträgen ist es nicht unüblich, dem Schuldner eine eine Zahlungsfrist von 30 Tagen ab Fälligkeit einzuräumen, bevor die Folgen eines Zahlungsverzugs wirksam werden. Nachdem sich die griechische Regierung bis jetzt geziert hat, notwendige, aber unpopuläre Reformen in Angriff zu nehmen, muss sie sich den Vorwurf gefallen lassen, die Sanierung ihres Landes hinauszuzögern. Politik ist mitleidslos, auch was die sich so sozial gebenden Sozialisten betrifft. Es geht in erster Linie um die Macht.
ebo
27. Mai 2015 @ 09:11
Ich würde eher von Konkursverschleppung auf Seiten der Gläubiger sprechen – zu Lasten der sozial Schwachen in Griechenland und anderswo
S.B.
27. Mai 2015 @ 15:17
@ebo: Sie haben die Steuerzahler der Gläubigerländer vergessen zu erwähnen. Auch zu deren Lasten geht die Konkursverschleppung. Im Übrigen Zustimmung: Ja, paradoxerweise wird hier der Konkurs von den Gläubigern verschleppt. Ursache hierfür ist, dass die verantwortlichen Politiker unbedingt das Eingeständnis vermeiden wollen, hunderte Milliarden in den Sand gesetzt zu haben.