Die beste „Strukturreform“
Würden Sie nach einer Bundestagswahl den griechischen Notenbankchef nach dessen Meinung befragen? Nein, wieso? Weil das in Deutschland so üblich ist.
Die deutschen Medien zitieren lang und breit Bundesbankchef Weidmann, obwohl der für Griechenland-Wahlanalysen weder kompetent noch legitimiert ist.
Weidmann fordert, wenn man der „FAZ“ glauben möchte, eine Fortsetzung des Sparkurses (der die Schulden erhöht) und der Strukturreformen (die gerade abgewählt wurden).
Wann begreift man in Deutschland endlich, dass die beste und nachhaltigste „Strukturreform“ die Abwahl des Zwei-Parteien-Machtkartells in Athen war?
Und dass Demokratie zur Erneuerung eines Landes besser geeignet ist als eine Troika von Weidmanns oder Merkels Gnaden? – Mehr hier
luciérnaga rebelde
26. Januar 2015 @ 15:29
SPON meldet heute:
Unangefochten ist die Brüsseler Verhandlungsposition mit Syriza nämlich nicht. Wenn deren Spitzenkandidat Alexis Tsipras seine Wahlversprechen ernst nimmt und den Reformkurs zurück dreht, vermag die Kommission dagegen zunächst wenig auszurichten. Weil der griechische Staatshaushalt mittlerweile – ohne Zinsausgaben – einen leichten Überschuss aufweist, könnte sich das Land zumindest vorläufig selbst finanzieren.
Na also…
Peter Nemschak
26. Januar 2015 @ 12:02
@Tim die griechische Koalition: ein ungleiches Paar. Neuwahlen in ein paar Monaten sind daher durchaus möglich.
Peter Nemschak
26. Januar 2015 @ 10:33
Die Suppe wird wohl nicht so heiß gegessen werden, wie sie gekocht wurde. Werden wir sehen, mit wem Tsipras eine Koalitionsregierung bilden wird. Jedenfalls werden Kompromisse nach innen und außen notwendig sein.
ebo
26. Januar 2015 @ 10:58
Gewiss, aber nehmen Sie doch bitte endlich einmal zur Kenntnis, dass der bisherige Kurs ABGEWÄHLT worden ist. Wenn Kompromiss bedeutet, einfach weiter zu machen, wie bisher, wird es böse enden – für Griechenland, die Demokratie und den Euro.
Tim
26. Januar 2015 @ 11:23
@ ebo
Bist Du Dir sicher, daß die Griechen wirklich wußten, was sie da genau abgewählt haben? Die Alternative lautet ja Euro-Austritt, was unter den gegebenen Umständen sicher die beste Möglichkeit ist – aber es ist trotzdem immer noch eine extrem schlechte Möglichkeit. Griechenland hat schon lange keine guten Optionen mehr.
In ein paar Monaten werden die griechischen Wähler nicht mehr auf den Straßen tanzen, leider.
Peter Nemschak
26. Januar 2015 @ 14:28
Die in den letzten Jahren erfolgte innere Abwertung rückgängig zu machen, wäre der falsche Weg. Allerdings müssen die sozialen Folgen abgemildert werden. Das Geld dafür könnte aus weiteren Reformen kommen. Diese müssten ein aktives Wirtschaftsprogramm einschließen. Abgewählt wurde vor allem ein korruptes politisches System, das in unterschiedlichen Spielarten seit 1974 versagt hat. Bleibt zu hoffen, dass es die Neuen besser machen.
Andres Müller
26. Januar 2015 @ 09:10
Eine gute Beobachtung @ebo
Die Propaganda in den Medien behauptete im Vorfeld der Wahlen dass Tsipras der Führer einer gefährlichen links-extremistischen Partei sei. Ein Erfolg dieser Partei würde für Europas Machtelite zum Supergau. Aus diesem Grund wird „man“ nun bestimmt alles unternehmen um jetzt die Weichen gegen einen „drohenden“ Erfolg der „linksextremen Griechen“ zu stellen.
Es wird nun vermutlich sehr gefährlich in Europa und besonders im Süden werden, denn ohne Nebengeräusche und viele sozialen Opfer wird das kaum mehr ablaufen. Auch die Zusprache von Syriza für einen Palästinenserstaat dürfte die geheimen Zirkel der „atlantischen Brücke“ zum schäumen bringen, ebenso wie der Versuch Tsipras um Griechenland zu entmilitarisieren. Gut möglich das wir in einigen Monaten den ersten Militärputsch der Geschichte in einem EU-Staat sehen werden.
Peter Nemschak
26. Januar 2015 @ 08:49
Die EZB will sich jedenfalls nicht an etwaigen Schuldenschnitten beteiligen. Offenbar gibt es dafür keine Mehrheit im Gouverneursrat. Der wahrscheinlichste Ausgang: Reformen werden fortgeführt mit sozialer Abfederung für die schwächsten Gruppen in der griechischen Gesellschaft. Anders wird es kein Geld aus der EU mehr geben. Dass Deutschland als größter Zahler eine Meinung zur Situation in Griechenland haben darf, will in die erhitzten Köpfe der Linken nicht hinein.
DerDicke
26. Januar 2015 @ 09:15
Da wird der EZB aber nichts anderes übrig bleiben. Wenn die Schulden nicht mehr bedient werden nennt man das „Default“. Dann bleibt nur die Frage offen, ob dieser Default innerhalb oder außerhalb der Eurozone stattfindet.
Und das würde um ein vielfaches teurer werden als ein abgesprochener Schuldenschnitt.
Ist aber letztendlich egal, die Gemeinschaftswährung ist im Verlauf der Dauerrettung leider ohnehin schon verstorben. Sie wird (noch) von den Nordländern weitergeschleift, mal sehen wie lange noch.
Werner Thies
26. Januar 2015 @ 08:36
Weidmann fragen und zitieren ? Warum nicht ? Das ist ein schöner Beitrag im Rahmen der Qualitäts-Kampagne des deutschen Journalismus. Arbeitstitel: „Für die Propaganda, die Ihre Regierung lesen will.“