Deutschland entscheidet: Briten müssen bleiben!
In Deutschland hat es noch nie ein EU-Referendum gegeben. Das hindert Politik und Medien aber nicht, so zu tun, als ob. Im neuen “Politbarometer” durften die Deutschen sogar sagen, was sie vom Brexit halten.
Und siehe da: Eine große Mehrheit lehnt einen EU-Austritt Großbritanniens ab! 67 Prozent der Befragten sind gegen den “Brexit”. Lediglich acht Prozent würden gern auf Großbritannien in der EU verzichten.
So meldet es das ZDF. Ernsthaft. Wie verrückt ist das denn? Die Briten dürfen wirklich abstimmen, doch die Deutschen tun so, als könnten sie entscheiden. Gelebte gegen simulierte Demokratie!
Warum hat das ZDF nicht mal gefragt, wie viele Deutsche in der EU bleiben möchten? Oder ob es in Deutschland auch Volksabstimmungen zu EU-Themen geben sollte – wie zuletzt in den Niederlanden?
Vermutlich hat man Angst vor dem unmündigen Bürger, der AfD und Seehofer. Im deutschen EUropa darf nur eine entscheiden, die Kanzlerin, und das ist auch gut so!?
P.S. Werde diesen Post mal dem Postillon anbieten. Aus der Reihe: Realsatire!
hlschmid
5. Juni 2016 @ 07:58
Die Briten dürfen wirklich abstimmen, doch die Deutschen tun so, als könnten sie entscheiden.“
Ganz anders auf http://www.our-new-europe.eu: Hier können sich alle Bürgerinnen und Bürger in ganz Europa über die EU-Mitgliedschaft ihres Landes äussern. Sie können aber auch sagen, was für ein Europa sie wollen: Weiter wie bisher, oder zurück zu den Nationalstaaten oder ein flexibles, bürgernahes, demokratischeres Europa – und welche Rolle die Bürgerinnen und Bürger in diesem Europa spielen sollen.
kaush
3. Juni 2016 @ 16:14
Antwort:
Man fragt diese Frage die Deutschen nicht, weil die Antwort klar ist: Natürlich würden sie gerne darüber abstimmen.
Also halten logischerweise die Staats-Medien publizistisch den Deckel drauf.
Still ruht der See, die Fische schlafen…
GS
3. Juni 2016 @ 16:13
Also, ebo, ich finde Deine Darstellung hier auch eher unglücklich. Die Fragen, wie sie kaush oben präsentiert hat, sind doch völlig in Ordnung. Dass AFP daraus ne dumme Story macht, sollte eigentlich kein Grund sein, jetzt plötzlich gegen die Deutschen zu hetzen.
ebo
3. Juni 2016 @ 16:45
Och die armen Deutschen. Denen geht ja soooo schlecht in der EU… Komisch, dass alle anderen überzeugt sind, dass die EU vor allem Deutschland nützt, übrigens auch in UK!
Skyjumper
3. Juni 2016 @ 21:56
@ ebo
“Och die armen Deutschen. Denen geht ja soooo schlecht in der EU”
Ja, geht es. Nicht allen, aber zu vielen. Oder wollen Sie jetzt anfangen “die Deutschen” mit den Konzernen gleichzusetzen?
Es gibt auch in Deutschland viele Verlierer der EU-isierung und der Globalisierung. Bis zu einem gewissen Grad ist die Entwicklung vielleicht nicht zu vermeiden gewesen, EU hin oder her. Aber das ist doch kein Grund so zu tun als ob die Exportüberschüsse nun gleichmässig “den Deutschen” in die Taschen fliessen würden.
Mal davon abgesehen dass Ihnen sicherlich bekannt ist, dass dem Exportüberschuss ein annährend gleichgroßer Kapitalexport gegenüber steht. Dieser gewaltige Überschussertrag KANN nicht im Land bleiben und verbessert für “die Deutschen” daher gar nichts.
kaush
3. Juni 2016 @ 15:53
@Ebo
Das klingt doch nur dann so, wenn man “den Deutschen” (was Du tust) unterstellt, sie würden glauben, Deutschland müsste einen Brexit genehmigen….
Unter solchen verqueren Annahmen, kann man das so verstehen. Aber das muss man echt wollen.
Mal ehrlich: Gibt das die Fragestellung, oder die Antwortmöglichkeiten der Umfrage her?
ebo
3. Juni 2016 @ 15:59
@kaush Gegenfrage: Warum fragt man die Deutschen, ob sie für einen Brexit sind – aber nicht, ob sie selbst auch mal über EU-Themen abstimmen wollen? Übrigens war der Post ironisch gemeint, was der Hinweis auf den Postillon doch deutlich machen sollte…
kaush
3. Juni 2016 @ 13:38
@Ebo
Da hast Du aber ein arg verzerrte Wahrnehmung, wie ich finde.
Ich habe mir mal die Fragen bei der “Forschungsgruppe Wahlen” angeschaut:
“In Großbritannien gibt es Ende Juni eine Volksabstimmung darüber, ob das Land in der Europäischen Union bleiben oder austreten soll.
Wenn Großbritannien aus der Europäischen Union austritt, …
– fänden Sie das gut,
– fänden Sie das schlecht oder – wäre Ihnen das egal?
• Und wenn Großbritannien aus der Europäischen Union austritt, würde das Deutschland wirtschaftlich …
– sehr stark schaden,
– stark,
– nicht so stark oder
– überhaupt nicht schaden?
• Und glauben Sie, dass ein Austritt Großbritanniens dazu führen würde, dass … – die Europäische Union in den nächsten Jahren zerbricht oder
– glauben Sie das nicht?”
(Quelle: Forschungsgruppe Wahlen)
Trotz aller Sonderwünsche und einer ausführlichen Berichterstattung über Rabatte für die Briten, wollen trotzdem 67% das sie in der EU bleiben?
Ich finde das eher eine erstaunliche Sympathiebekundung gegenüber den Briten, bzw. eine Zustimmung für den Bestand einer europäischen Gemeinschaft.
So interpretiere ich das jedenfalls.
Zur letzten Frage dieser Umfrage finde ich überraschenderweise keine Auswertung.
ebo
3. Juni 2016 @ 14:19
@kaush Wieso verzerrt? So brachte AFP die Story:
“Politbarometer”: Große Mehrheit der Deutschen lehnt “Brexit” ab. Das klingt doch so, als könnten die Deutschen entscheiden. Dabei sind es die Briten, die entscheiden! wir haben gar nix zu melden!
Claus
3. Juni 2016 @ 12:50
Referendum in Deutschland? Um Gottes Willen! Sagte auch Gauck bereits: “Politische Fragen sind zu komplex, als dass sie der Bürger verstehen würde!”
In den ARD Tagesthemen gestern wollten gestern sogar 79% der Deutschen, dass die Briten in der EU bleiben, und nur 15% wollten es nicht. Wobei diese Umfragen alles andere als repräsentativ sind: 1.024 Leute werktags nachmittags angerufen, davon mindestens 90% auf Festnetz, da weiß man schon, wen man an die Strippe bekommt. Und die Umfrage hat gemäß Rundfunkstaatsvertrag ein Ergebnis im Geiste der großen europäischen Idee, also Pro EU zu bringen, und wenn nicht, gibt es Schimpfe vom Intendanten. Die Zunft der seriösen Meinungsforscher lacht sich nur noch schlapp über das, was da in den öffentlich-rechtlichen Medien geboten wird.
In der gleichen Kategorie geht es dann weiter in der direkt folgenden “Sonntagsfrage”, wie würden die Deutschen wählen: Da liegt die AfD in der Balkengraphik mit ihren 15% rechts, also hinter der FDP mit ihren 6%, und die Linke liegt mit 9% vor den Grünen mit 13%. Wenn man da die AfD gemäß vermeintlichen Koordinaten rechtsaußen zeigen wollte, müsste die Linke eigentlich ganz links, als in der Graphik noch vor der CDU und der SPD stehen, tut sie aber nicht. Die Erklärung der ARD, es würden zunächst die im Bundestag vertreten Parteien nach Größe der Umfrage-oder Wahlergebnisse gezeigt, stimmt dann auch nicht.
Wie sagte mein früherer Boss: „Wenn Du nichts hast, musst Du wenigstens eine hübsche Graphik haben!“ Wie recht er hatte!