Brexit? Verboten!
Diese Meldung ist so schräg, das kann man sich nicht ausdenken. Da stimmt ein Land für den EU-Austritt. Und dann sagen ehemalige deutsche Wirtschaftsführer, das ginge so nicht, das müsse man rückgängig machen.
So geschehen heute in Berlin. Auszug aus der Pressemitteilung:
„Ob mit oder ohne Einigung, beide Seiten können mit einem Brexit nur verlieren“, erklärten die ehemaligen Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) Hans-Olaf Henkel, Michael Rogowski und Heinrich Weiss auf einer Pressekonferenz in Berlin. Zusammen mit Roland Berger, Gründer des gleichnamigen Beratungsunternehmens, Klaus-Michael Kühne, Hauptaktionär von Kühne & Nagel, Manfred Schneider, ehemaliger Chef der Bayer AG und dem Wirtschaftsprofessor Hans-Werner Sinn fordern sie die zukünftige Bundesregierung dazu auf, sich in Brüssel für einen „New Deal for Britain and the EU“ einzusetzen. Das Ziel müsse sein, den Brexit zu verhindern.
Die Herrschaften haben wohl die letzten Jahre verschlafen. Der “New Deal for Britain and the EU” wurde nämlich schon einmal gefordert. Von D. Cameron, dem Ex-Premier, der das EU-Referendum ansetzte.
Damals war es eine gewisse A. Merkel, Camerons ziemlich beste Freundin, die den “New Deal” verweigerte. Auch jetzt möchte die Noch-Kanzlerin keinen “Neustart”, wie ihn z.B. Frankreichs Macron fordert.
Bemerkenswert ist die PM aber noch aus einem anderen Grund. Die Wirtschaftsführer maßen sich nämlich an, über die EU und ihre Mitglieder wie über einen deutschen Besitzstand zu sprechen.
Wäre es anders, hätten sie wenigstens noch einen Anstands-Franzosen und einen Alibi-Italiener hinzugerufen. Aber nein, es musste ein Appell “der deutschen Wirtschaft” werden.
Die Unterzeichner (übrigens alles Leute von gestern bzw. vorgestern) sehen Europa offenbar als riesige deutsche Freihandelszone, aus der es kein Entrinnen gibt bzw. geben darf. Brexit? Verboten!
Politische Entscheidungen sind nur gewünscht, wenn sie zum ersehnten “Exit vom Brexit” führen. Wie sagte schon Merkel so schön: Die Demokratie muss “marktkonform” bleiben…
asisi1
21. November 2017 @ 08:58
wem hat denn die EU Vorteile gebracht? doch nur unternehmen und den nichtsnutzigen beamten.siehe die hohen pensionskostenlasten die der einfache Michel,welcher bald nicht mehr genug geld hat um seine energiekosten zu zahlen, zahlen muss.
bis zur gründung der eu lief es in Deutschland auch nicht schlecht. die Einführung des euro hat Deutschland den rest gegeben, nur keiner will und darf es offen ansprechen!
Peter Nemschak
20. November 2017 @ 14:41
Erstens: was spricht gegen den Freihandel unter entwickelten Staaten außer vorgestrige protektionistische Ideologie von rechts- und linksaußen?
Zweitens: haben sowohl die britische wie auch die EU ein starkes wirtschaftliches Interesse an einer Rückgängigmachung des BREXIT bzw. an Arrangements, welche den Schaden des BREXIT für beide Teile so gering wie möglich halten. Auch die Bürger sollten daran ein Eigeninteresse haben, weil der wirtschaftliche Schaden an ihnen hängen bleibt. Halten Sie das Volk für dümmer als es ist?
Claus
20. November 2017 @ 15:50
Nein, ganz im Gegenteil. Die Wahlen in der EU zeigen dies ja zunehmend.
Dixie Chique
21. November 2017 @ 11:02
Zunächst sagte die MEHRHEIT der Bürger Englands noch:
„We voted OUT, now make it happen!“
Inzwischen rufen sie:
„WE VOTED FUCKING OUT!!! WHY THE FUCK ARE WE NOT OUT YET ???“
Alle übrigen Interessen und Meinungen, von wem auch immer, sind nichts weiter als Interessen und Meinungen. Sie taugen höchstens als Vermerk im Protokoll und spielen ansonsten schlicht keine Rolle. Period.
Jeder (!), der anderes behauptet, ist Gegner der Demokratie an sich, somit Verfassungsfeind per definitionem, und als solcher auch zu behandeln.
Claus
20. November 2017 @ 14:22
Tja, was soll man dazu sagen? EU, Euro und Globalisierung, freier Personen- und Warenverkehr, geplantes Lohndumping mittels Niederlassungsfreiheit aus Osteuropa mit Scheinselbständigkeit, Entsendegesetz, Sozialbetrug etc., etc. zwecks Profiterhöhung, gern genannt „Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit“: Wem hat es genützt? Doch nicht den zunehmend vielen Leuten, die sich mit 3 prekären Jobs über Wasser halten, am Monatsende noch um Lohnaufstockung und Wohngeld betteln müssen und ihrer Altersarmut entgegensehen, weil das ihnen zustehende Geld woanders versenkt wird. Und nun wegen irrwitziger Anordnungen aus Brüssel auch noch ihren noch garnicht so alten Diesel, mit dem sie ihre Jobs abklappern, verschrotten sollen.
Die EU, wie sie sich anmaßend entwickelt hat, vertritt primär die Interessen der europäischen Groß- und Finanzindustrie und nicht der Bürger, wie dies wohl von vornherein der Plan war.
Und jetzt wächst da ein Unkraut namens Brexit auf der ansonsten sehr gepflegten BDI- / EU-Spielwiese. Klar, dass Henkel & Co. da aufjaulen.
Oudejans
20. November 2017 @ 12:40
>>“Damals war es eine gewisse A. Merkel, Camerons ziemlich beste Freundin, die den “New Deal” verweigerte.“
Der Wächterrat der dt. Industrie kann doch seine Meinung mal ändern? Und St. Angela wird doch wohl einen geänderten Text vom Blatt ablesen können? Dazu braucht es keine Neuwahlen. Nehmen Sie Friede Springer: ließ kürzlich ihren ersten Angestellten nach Canossa gehen. Vielleicht hängt es ja mit den neuen Gravitationswellen zusammen. Wir wissen doch so vieles nicht.
Reinard Schmitz
20. November 2017 @ 12:38
In einer marktkonformen Demokratie hat in der der Tat der Chef das Sagen und nicht die Handlanger in einer schließlich nur ausführenden Regierung. Man muss das wohl mal wieder festhalten.
asisi1
20. November 2017 @ 12:31
diese lumpentypen von Wirtschaftsführern haben doch auch hier in Deutschland die schnautze gehalten, solange sie im kanzlerairbus mitgeflogen sind. sie haben kein gewissen, siehe jetzt siemens. hätten doch einmal alle zusammen der Merkel den marsch geblasen, aber nein, keine eier in der hose (Kommentar gekürzt, der Rest war unter der Gürtellinie – ebo)