Deutsches Drehbuch im Brexit-Theater

Es war als vertrauliches Abendessen geplant und wird nun als „Desaster-Dinner“ (SPON) ausgeschlachtet: Ein Brexit-Treffen in London ging gründlich daneben. Der Skandal trägt eine deutsche Handschrift.

Was ist passiert? Auf den ersten Blick nicht viel. Am vergangenen Mittwoch trafen sich Kommissionschef Juncker und die britische Premierministerin May, um den Brexit-Gipfel am Samstag vorzubereiten.

Eine Routine-Runde, könnte man meinen. Doch dann standen nicht nur alle Details des vertraulichen Gesprächs in der „FAS“. Das Ganze war auch noch mit Juncker-Kommentar und Negativ-Spin gewürzt.

May lebe auf einer „anderen Galaxie“, stand da zu lesen, Juncker fürchte mehr den je ein Scheitern der Verhandlungen. Der Artikel wurde zum Skandal, die britische Presse rief den Brexit-Krieg aus.

Schuld seien Juncker und seine rechte Hand, M. Selmayer, heißt es nun. Tatsächlich sticht Selmayr regelmäßig alles an die „FAS“ durch, was seinen Chef Juncker in gutem Licht erscheinen lässt.

Doch die Story ist noch ein wenig komplizierter. Juncker hat nämlich vorab Kanzlerin Merkel informiert. Und die nutzte ihr Wissen, um May in ihrer Regierungserklärung öffentlich vor „Illusionen“ zu warnen.

Das Brexit-Theater trägt also eine deutsche Handschrift, denn auch Selmayr ist Deutscher. Das „deutsche EUropa“ hat wieder einmal gezeigt, wie es Infos durchstechen und über Bande spielen kann…

Siehe auch „May kontert Merkel“