Deutsche Nachhilfe für Paris?

Bundesfinanzminister Schäuble ist immer für eine Überraschung gut. Während er die Lösung der Eurokrise in Griechenland verschleppt, hat er nun offenbar vorgeschlagen, deutsche Wirtschaftsweise nach Paris zu schicken, um ein Reformprogramm für Frankreich auszuarbeiten. Dies meldet „Zeit online“; die Hamburger Redakteure sprechen von einem „ungewöhnlichen Schritt“.

Ich würde es eher als Provokation bezeichnen. Denn zum einen werden die Probleme Frankreichs in Berlin maßlos übertrieben, wie ich bereits hier erörtert habe. Zum anderen gibt es in Paris eine funktionierende Regierung, die bereits ein Reformprogramm nach dem Muster der Agenda 2010 ausgearbeitet hat. Nun auch noch deutsche Weise anzubieten, erinnert an das arrogante Gehabe in Griechenland, wo die Experten bekanntlich für „blühende Landschaften“ gesorgt haben…

Zudem dürfte man in Paris nur zu gut wissen, dass Schäuble die Ratschläge der Wirtschaftsweisen für Deutschland seit Jahren ignoriert. War da nicht mal was mit einem Schuldentilgungsfonds? Und wie steht es um das Betreuungsgeld, Herr Minister? Was ist mit dem deutschen Konsolidierungskurs? Lesen Sie doch noch einmal im neuesten Gutachten nach, Sie werden staunen! Mehr zu unserem offenbar vergesslichen Kassenwart hier.

 

P.S. Entweder hat die „Zeit“ etwas falsch verstanden, oder Schäuble rudert schon wieder zurück. Jedenfalls ist jetzt nur noch von einem Sondergutachten zu Frankreich die Rede, nicht von der Entsendung von Experten nach Paris. Und der Chef der Wirtschaftsweisen, Franz, hat den Bericht nach Angaben von „Le Monde“ dementiert. Süffisant verweist das Blatt darauf, dass auch das deutsche Wirtschaftswachstum nachlässt – wie Schäuble heute selbst eingeräumt hat…