Der Nächste, bitte!

Wie hieß nochmal der italienische Patient, irgendwas mit B, oder M?

Nach Spanien dürfte bald auch Zypern um Hilfe aus dem Euro-Rettungsschirm nachfragen. Die Insel leidet unter einer schwer verdaulichen Mischung aus Bankenkrise und Griechenland-Abhängigkeit. Vermutlich soll sie genau wie Spanien „rechtzeitig“ vor den Wahlen in Athen in „Sicherheit“ gebracht werden. Danach könnte Italien dran sein – dort verschärft sich erwartungsgemäß die Rezession, und die Spekulanten wittern ihre Chance.

Dass die Eurokrise außer Kontrolle ist, habe ich ja schon oft genug behauptet, zuletzt hier. Doch dass es so dick kommen würde wie jetzt, hätte ich selbst nicht gedacht. Spanien hat noch nicht einmal einen offiziellen Hilfsantrag eingereicht, da laufen in Brüssel schon Gerüchte über einen unmittelbar bevorstehenden Bailout für Zypern um. Mittlerweile haben sie auch die deutschen Redaktionen ereicht; die „Süddeutsche“ bringt einen ersten Bericht.

Zypern ist natürlich Peanuts, verglichen mit dem Schwergewicht Spanien. Das Problem ist nur, dass das Inselland am 1. Juli die EU-Ratspräsidentschaft übernehmen soll. Dann stehen so schöne Themen wie Fiskalunion, Bankenunion und Eurobonds auf der Agenda. Ein Land, das selbst am Tropf hängt, kann die Debatte bestimmt gut leiten und zu einem guten Ende führen… Außerdem dürfte die EU im Juli offiziell über den spanischen Hilfsantrag entscheiden und – wenn alles schief geht – auch noch über Italien.

Denn auch die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone gerät immer mehr in eine Schieflage. Dort hat sich Rezession im ersten Quartal detulich verschärft, was nicht zuletzt auf den von den Euro-„Rettern“ verordneten Sparkurs zurückzuführen ist. Außerdem wittern die Spekulanten in Rom ihre nächste Chance; schließlich steht ja auch Rom auf der PIGS-Abschußliste. „Ein Hilfsantrag Italiens könnte nur noch eine Frage der Zeit sein“, zititiert SPON einen anonymen Experten.

„Der Nächste bitte“, möchte man den Wackelkandidaten zurufen. Frau Doktor Merkel wartet schon mit der „bewährten“ bitteren Medizin…

Doch dafür ist die Lage zu ernst. Wenn Italien auch noch wackelt, dann wankt die gesamte Währungsunion. Dann wird nichts anderes übrig bleiben, als den Euro-Rettungsschirm nochmals massiv auszuweiten, am besten gleich mit einer Banklizenz und direktem Zugang zur EZB. Im Grunde genommen wäre dies ohnehin überfällig. Denn auch das spanische Problem ist nicht gelöst – nach einer kurzen Erholung gingen die Renditen für spanische Staatsanleihen heute schon wieder hoch.

Damit gerät nach den Banken auch der spanische Staat in Gefahr. Wenn Spanien am Ende mehr als die versprochenen 100 Mrd. Euro brauchen sollte, wird es ernst. Denn ein vollständiges „Anpassungsprogramm“ könnte den ohnehin knapp gestrickten Euro-Rettungsschirm überlasten. Außerdem würde Spanien dann womöglich als Geldgeber für die anderen Programmländer ausfallen – was den deutschen Anteil deutlich steigen ließe…




kostenloser Counter

Twittern