Der Euro – ein sicherer Hafen?

Der Euro hat sich in den letzten Wochen zu einem Hort der Stabilität entwickelt, meldet das „Wall Street Journal„. Während die Märkte die USA und Japan durchgeschüttelt hätten, sei die Gemeinschaftswährung stabil geblieben. Ist die Eurokrise plötzlich doch vorbei? Wohl kaum.

Der Euro durchlaufe einen „dramatischen Rollenwechsel“, schreibt das Finanzblatt aus New York. Noch vor einem Jahr bereiteten sich Staaten und Unternehmen auf einen Zusammenbruch der Eurowährung vor.

Nur dem beherzten Eingreifen der USA und Frankreichs war es zu verdanken, dass es nicht zum „Grexit“ kam und Deutschland seine Kampagne gegen Griechenland einstellte (siehe „Wie Geithner den Grexit stoppte“)

Nun kehren die Investoren zurück: In den vergangenen zwei Wochen hätten sich Euro-Positionen, die auf eine fallende Tendenz spekulieren, um 90 Prozent verringert, meldet das „WSJ“.

Das klingt nach einer verdammt guten Nachricht. Doch bei näherer Betrachtung ist es nicht die Stabilität des Eurosystems oder das Vertrauen der Anleger auf ein Ende der Krise, das den Euro stützt.

Es ist vielmehr die Sorge, dass die USA und Japan ihre Politik des lockeren Geldes beenden könnten. Die Anleger flüchten aus den Carry Trades und stärken so – eigentlich ungewollt – den Euro.

Dies wiederum ist Gift für die Konjunktur in Europa. Denn ein allzu starker Euro verhindert einen exportgetriebenen Aufschwung – derzeit die einzige Hoffnung mitten in der schweren Rezession.

Wie so oft hat die Marktreaktion nichts, aber auch gar nichts mit den fundamentalen Daten der Eurozone zu tun – denn die sind grottenschlecht, normalerweise müsste der Euro absacken.

Wieder einmal erweist sich der Euro als Spielball der Finanz- und Geldpolitik der Federal Reserve und der Wall Street. Was wie eine gute Nachricht klingt, kann also auch eine schlechte sein – und die Krise verlängern…