Déjà vu im deutschen EUropa

Vor einem Jahr inszenierte die deutsche Öffentlichkeit das griechische „Schuldendrama“. Europa spielte nur eine Nebenrolle, die Realität auch. Ähnliches erleben wir nun mit der Türkei.

Seit dem Putschversuch vergeht kaum noch ein Tag, an dem Politik und Medien nicht Präsident Erdogan und seine Manöver zum Topthema machten. Jeder Schachzug des Sultans wird breit kommentiert.

Nicht kommentiert wird hingegen die Rolle von Kanzlerin Merkel, die Erdogan überhaupt erst in die Schlüsselrolle gehievt hat. Sie war es auch, die die Visa-Liberalisierung zur Verhandlungsmasse machte.

Das war ein Fehler. Schließlich haben die EU und die Türkei schon lange vor dem Flüchtlingsabkommen über die Visafrage diskutiert; beide Themen haben sachlich nichts miteinander zu tun.

Man könnte sie also voneinander trennen – und Erdogan so ein wichtiges Druckmittel nehmen. Das hieße aber auch, den Merkel-Erdogan-Deal aufzudröseln, zumindest in Frage zu stellen.

Doch genau das wagt die deutsche Öffentlichkeit nicht. Auch die EU in Brüssel kommt nicht auf diese Idee. Es ist wie vor einem Jahr mit Griechenland: Über die eigenen Fehler spricht man nicht.

Und über Alternativen zum deutschen Kurs – etwa eine Stärkung Griechenlands, einen Plan B – schon gar nicht…