Das griechische Paradox

Widersprüchliche Meldungen aus Griechenland: Die Rezession schwächt sich ab, das Budget verzeichnet überraschend einen Primärüberschuss (ohne Schuldendienst). Doch gleichzeitig ist die Rede von einem neuen, dritten Hilfsplan. Wie passt das zusammen?

Auf diesen Moment haben Euro-„retter“ und „Grexit“-Anhänger gleichermaßen gewartet: Erstmals seit Beginn der Krise meldet Athen einen Primärüberschuss im Staatshaushalt.

Die „Retter“ sehen sich damit in ihrem „Sanierungskurs“ betätigt. Schaut her, der Sparkurs zeigt Wirkung, rufen sie. Dabei zahlt Athen derzeit nur die wichtigsten Rechnungen.

Die „Grexit“-Theoretiker frohlocken, nun könne Griechenland endlich aus dem Euro austreten. Dabei reicht der Überschuss hinten und vorne nicht, die laufenden Staatsgeschäfte zu finanzieren.

Der größte Batzen – 1,5 Milliarden Euro – kommt nämlich von Zentralbanken der Eurozone. Diese hatten das Geld mit griechischen Staatsanleihen verdient und den Gewinn – wie im internationalen Hilfsprogramm vereinbart – an Athen überwiesen.

Ohne diese Einmalmaßnahme stünde Athen weiter miserabel da. Und zwar weitaus miserabler als zu Beginn der Krise. Die Wirtschaft  ist seither um 20 Prozent geschrumpft, der Schuldenberg ist höher denn je.

Dies ist auch der Grund, warum nun sogar die Bundesbank mit einem dritten Hilfsplan rechnet. Er soll Anfang 2014 kommen – gleich nach der Bundestagswahl. Erst muss der deutsche Michel belogen werden…

Letztlich zeigen die scheinbar so widersprüchlichen Meldung aus Athen, dass die gesamte „Rettungs“-strategie gescheitert ist. Sie war nur auf einen Abbau der Neuverschuldung ausgelegt, nicht jedoch auf Wachstum.

Das rächt sich jetzt: Während die Neuverschuldung tatsächlich erstmals zurückgeht, ist die Wirtschaft bereits derart geschrumpft, dass die Schuldenquote weiter steigt – auf ein Niveau, das nie und nimmer „nachhaltig“ ist.

Es ist das griechische Paradox: selbst noch scheinbar gute Nachrichten enthalten schlechte Nachrichten. Das Land wurde schlicht kaputt „saniert“ – selbst ein Euro-Austritt erscheint nun nicht mehr als wünschenswerte Alternative…