Das dritte Politbeben

Gefährlich sind immer die anderen: Die Briten mit ihrem Brexit, die Amerikaner mit ihrem Trump. Dass auch die Deutschen für ein politisches Erdbeben sorgen könnten, passt nicht in unser stabilitäts-fixiertes (deutsches) Weltbild. Dabei ist genau das gerade passiert.

Manche haben es sogar kommen sehen. „Dies war die denkbar schlechteste deutsche Wahl für Europa“, schrieb „Foreign Policy“ schon im September.

Damals habe ich es selbst nicht glauben wollen. Denn das Wahlergebnis determiniert ja noch keine Regierung. So richtig schlecht wurde es erst, als die „Jamaika“-Gespräche begannen.

Denn statt eine klare politische Linie vorzugeben und Europa in den Mittelpunkt zu stellen, machte Merkel genau das Gegenteil: Sie hielt sich zurück und klammerte Europa aus. Das war ein schwerer Fehler.

Nun haben wir den Salat. Merkel, „the leader of the free world“,  steht als lame duck da. Und Deutschland, der „Stabilitätsanker Europas“, ist zum Problem geworden. Ein politisches Erdbeben.

Es könnte die EU mehr verändern als der Brexit oder Trump, so viel steht jetzt schon fest. Denn die Ereignisse in UK und in den USA haben die EUropäer zusammengeschweißt.

Die Ereignisse in Berlin hingegen haben das Zeug, sie auseinander zu dividieren – und die schönen Reformpläne von Juncker, Macron & Co. in den Hintergrund zu drängen.

Die besondere Ironie an der Geschicht‘ ist, dass man die Tragweite in Brüssel immer noch nicht erkannt hat. Hier haben sie das ganze Jahr auf die Niederlande und Frankreich gestarrt, wegen der „Populisten“.

Dass die eigentliche Gefahr von Deutschland und Merkel ausgehen könnte, hatte niemand auf dem Schirm. „Die EU hat wieder Wind in den Segeln“, verkündete Juncker kurz vor der Bundestagswahl.

Seitdem herrscht Ruhe. Ist es nur die große Flaute in Berlin –  oder schon die Ruhe vor dem nächsten Sturm?

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