Das AAA-Trio schwächelt

Schlechte Nachrichten für die selbsternannte Elite der Eurogruppe: Deutschland, die Niederlande und Finnland schwächeln, vor allem Holland könnte bald das Spitzenrating „AAA“ verlieren. Darauf weisen die jüngsten Konjunkturdaten der OECD und eine Auswertung der EU-Statistik zu wirtschaftlichen Ungleichgewichten in der Eurozone hin. Das AAA-Trio schwächelt, ein Vorbild ist es nicht mehr. 

Laut OECD dürfte Deutschland in diesem Winter zwar knapp an einer Rezession vorbei schrammen, das Wachstum im nächsten Jahr wird aber wohl nur halb so hoch ausfallen wie von der Bundesregierung geschätzt. Die Niederlande müssen sich 2013 auf Nullwachstum einstellen, in Finnland setzt wohl der Exportmotor aus.

Insgesamt schneiden die drei „AAA“-Länder kaum besser ab als das gerade herabgestufte Frankreich. Die Niederlande stehen, was das Wachstum betrifft, derzeit sogar schlechter da als Italien oder Spanien. Und Deutschland ist kein „Wachstumsmotor“ mehr, es kann die Eurozone also auch nicht mitziehen.

Deutschland drohen Sanktionen

Noch bedenklicher sieht es bei den Ungleichgewichten aus. Nach Angaben des Blogs „Economonitor“, der sich auf Daten der EU-Kommission beruft, fällt Deutschland immer wieder durch zu hohe Leistungsbilanzüberschüsse auf. 2006 und 2011 hätten diese höher als vier Prozent des BIP gelegen.

2012 dürften sie nach neuen Daten sogar den extra für Deutschland höher gelegten Grenzwert von 6 Prozent sprengen, was EU-Sanktionen auslösen könnte. Denn die Überschüsse der einen sind die Defizite der anderen, ungesund ist beides… Außerdem koppelt sich die deutsche Außenwirtschaft zunehmend von Europa ab, so dass sie kaum noch Impulse für die Krisenländer geben kann.

In den Niederlanden macht vor allem die private Verschuldung Sorgen, die zuletzt bei mehr als 220 Prozent des BIP lag, Tendenz gleichbleibend. Die privaten Haushalte machen sogar noch mehr Miese – eine Spätfolge der geplatzten Immobilienblase. In Finnland konstatieren die Experten eine rapide schwindende „Wettbewerbsfähigkeit“ (was auch immer das heißt) – Nokia lässt grüßen.

Schluss mit der Kungelei

Ich bin mal gespannt, wann Berlin diese Daten zur Kenntnis nimmt und aufhört, mit Helsinki und Den Haag gegen den vermeintlich schwächeren Rest der Eurozone zu kungeln. Zumindest könnte man mal das Frankreich-Bashing einstellen und auf die Experten hören – die fordern nämlich, die Konsolidierung in der Eurozone zu bremsen und die „automatischen Stabilisatoren“ wirken zu lassen.

Im Klartext: Ein forcierter Defizitabbau in der Krise wäre kontraproduktiv, die wahren Risiken der Eurozone liegen woanders, nämlich in einer prozyklischen Wirtschafts- und Finanzpolitik. Dummerweise will die Bundesregierung diese Politik beim nächsten EU-Gipfel festschreiben (siehe „Das Ende aktiver Wirtschaftspolitik“)…