Bye, bye, Greece?

In seinem jüngsten Griechenland-Bericht zeichnet der IWF ein verheerendes Bild der Lage. Die Strukturreformen kämen nicht voran, die Sparpolitik sei gescheitert und es täten sich neue Finanzlöcher auf. Der Rapport liest sich in weiten Strecken wie ein Abschiedsbrief.

Kaum ist Finanzminister Schäuble zurück aus seiner Wahlkampf-Tour in Athen, kommt die Wahrheit ans Licht. Der “gute Weg”, den Schäuble lobte, führt ins Nirgendwo.

Der IWF-Bericht, der offenbar kurz vor Schäubles Athen-Trip fertig wurde und ihm vermutlich bekannt war, findet nur ein gutes Wort – für die Neuverschuldung, die planmäßig sinkt (der Originaltext steht hier).

Ansonsten: nur Fehler, Verspätungen, mangelnder Reformwillen und falsche Erwartungen. Weder sinkt die Schuldenquote wie erwartet, noch ist die Finanzierung gesichert: 2013 und 2014 tun sich neue Lücken von 11 Mrd. Euro auf.

Der Abbau der Ungleichgewichte, den Schäuble immer so positiv herausstellt, sei fast ausschließlich durch Schrumpfung der Wirtschaftsleistung und weniger Importe erfolgt, stellt der IWF klar.

Diese Rosskur hatte einen hohen Preis: um atemberaubende 25 Prozent schrumpfte die griechische Wirtschaftsleistung seit Beginn der “Rettung” – so etwas hat es in Friedenszeiten noch nie gegeben.

Die IWF-Experten hüten sich zwar davor, Schlüsse aus ihrer Diagnose zu ziehen. Offenbar wollen sie mitten im deutschen Wahlkampf keinen Ärger riskieren. Nicht mal das Wort Schuldenschnitt findet sich in dem Bericht.

Doch zwischen den Zeilen lässt sich ohne weiteres herauslesen, dass der IWF die bisherige Strategie für gescheitert hält und seinen Abschied aus dem “Hilfs-“programm vorbereitet.

Brasilien und einige Schwellenländer haben die letzten IWF-Hilfen für Griechenland schon nicht mehr mitgetragen. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann auch die USA aufbegehren und eine Wende fordern.

Wenn Berlin dann immer noch einen Schuldenschnitt ablehnt, könnte der IWF die Konsequenzen ziehen und “bye, bye Greece” rufen, vielleicht auch “bye, bye, Europe”.

Natürlich dürfen dies die CDU/CSU-Wähler nicht wissen. Schließlich war es ein gewisser Schäuble, der einst darauf bestanden hatte, den IWF ins Boot zu holen – und der jetzt noch so tut, als sei alles “auf gutem Weg”…