“Bürger als Verhandlungsmasse”

Die britisch-polnischen Pläne, schon vor dem offiziellen Start der EU-Austrittsverhandlungen über Sonderrrechte für ihre Bürger zu sprechen, stoßen auf Widerstand in Brüssel und Berlin.

“Genau wie Sie möchte ich eine Situation vermeiden, in der Bürger zur Verhandlungsmasse werden”, schrieb EU-Ratspräsident Tusk in einem Brief an das britische Parlament.

Ähnlich äußerte sich Kanzlerin Merkel. “Erst Artikel 50, dann gemeinsame Leitlinien des Europäischen Rates und dann die dazugehörigen Verhandlungen”, sagte sie. Artikel 50 regelt den Brexit; die Briten müssen ihn anwenden, damit die Gespräche beginnen.

“Ich habe keinen Anlass jetzt daran zu zweifeln, dass diese von uns vereinbarte Strategie auch gelebt wird”, fügte Merkel hinzu. Das ist allerdings nicht die ganze Wahrheit. Denn die polnische und die britische Regierungschefin haben genau das Gegenteil versucht.

Sie haben über die Polen in UK und die Briten in der EU gesprochen – und sich offenbar gegenseitig Hilfe versprochen. Genau das löst nun den Alarm in Berlin und Brüssel aus. Jetzt rächt es sich, dass Merkel den Brexit immer wieder verschleppt hat.

Denn Tusk und Kommissionschef Juncker wollten die Verhandlungen schon im Sommer beginnen. Merkel hingegen wollte nichts überstürzen; sie hat sogar verhindert, dass die EU irgendwelche Beschlüsse gefasst hat…