„Bad, very bad“ – so what?
Bei seinem Besuch in Brüssel hat US-Präsident Trump wieder einmal provoziert. Er hat den Nato-Mitgliedern eine Standpauke gehalten und die deutschen Exportüberschüsse „very bad“ genannt. So what?
Was nun, Frau Merkel? Sie war nämlich die eigentliche Zielscheibe der Attacken. Trumps Standpauke zu den angeblich zu niedrigen Nato-Beiträgen und seine Klage über die „bösen“ Exporte zielte vor allem auf die Kanzlerin.
Das ist ärgerlich, aber kein Grund, Merkel zu bedauern. Die CDU-Chefin hat es versäumt, den Falken in der Nato etwas entgegenzusetzen, die seit Jahren für Aufrüstung trommeln.
Trump trommelt am lautesten für das unsinnige Zwei-Prozent-Ziel, doch das Wettrüsten ging schon unter Merkels neuem Liebling Obama los.
Die CDU-Kanzlerin hat es zudem versäumt, die völlig einseitige Export-Orientierung der deutschen Wirtschaft zu korrigieren.
Statt heimische Investitionen und die Binnennachfrage zu fördern, setzt sie auf totale Liberalisierung, bis in den letzten Winkel dieser Welt. Deutschland, Deutschland Freihandel, Freihandel über alles!
Das kann nicht gut gehen, auch nicht für Europa. Deshalb ist es fatal, dass die EU-Politiker nun nichts Besseres zu tun haben, als sich über Trumps Provokationen aufzuregen.
Sie sollten sich lieber an die eigene Nase fassen und eine andere Sicherheits- und Handelspolitik formulieren. Dann hätte das Trumpeltier in Brüssel doch noch etwas Positives bewirkt…
Der ganze Kommentar steht hier (taz.de) Siehe auch „Dank Donald“
Heinz
31. Mai 2017 @ 09:58
Kurz und bündig.
Das einzige heilsame Mittel gegen hohe Exportüberschüsse ist eine Aufwertung der Währung!
Stellen sie sich zb. eine 10% ige Lohnerhöhung vor, dies würde sofort hohe Arbeitslosigkeit bewirken, wahrend die höhere Kaufkraft der Währung die Importe
ankurbelt.
Dies ist das Dilema des Euro!!!!!
Baer
29. Mai 2017 @ 08:33
@Nemschak
Muss es unbedingt Merkel sein?
Winston
27. Mai 2017 @ 22:36
Merkel täte gut daran auf Trump zu hören, bevor es zum Eklat kommt.
Peter Nemschak
28. Mai 2017 @ 09:31
Muss es unbedingt Trump sein?
Ute
26. Mai 2017 @ 20:43
In einer Berliner Schulklasse hat Frau Merkel Stellung bezogen zu den „bösen Exportüberschüssen“: http://www.nachdenkseiten.de/?p=38436
Nun, mit diesen volkswirtschaftlichen Thesen konnte sie bei Trump wohl nicht punkten. Sollte das an Unwissenheit oder Gerissenheit gelegen haben, dann vielleicht deshalb, weil sie im amtierenden US-Präsidenten so etwas wie einen Bruder im (kapitalen)Geiste gefunden hat? :-D.
Peter Nemschak
27. Mai 2017 @ 14:33
Makroökonomie ist nicht Trumps Stärke. Ob alles, was er plant, letztlich Amerika nützt, bleibe dahingestellt. Die Lasten seiner Politik werden überproportional von seinen glühendsten Anhängern getragen. Es gibt doch eine gewisse “Gerechtigkeit” auf dieser Welt.
hintermbusch
28. Mai 2017 @ 19:10
Die makroökonomische Ignoranz ist in der deutschen Regierung am besten repräsentiert, beim badischen Volljuristen und der schwäbischen Hausfrau aus der Uckermark.
Claus
26. Mai 2017 @ 13:13
In dem genannten Zusammenhang bedeutet „bad“ wohl eher „schlimm“, wie es u. A. auch schlecht, ungut, schädlich, übel, unangenehm oder arg bedeuten kann. Habe da heute früh schon bei SPON schmunzeln müssen, die auch die denkbar übelste Auslegung von „bad“ herausposaunten. Etwas mehr Entspannung und sprachlicher Horizont ist angesagt, selbst wenn es sich um Trump handelt.
ebo
26. Mai 2017 @ 14:59
@Claus Völlig korrekt, SPON hat mal wieder maßlos übertrieben!
Oudejans
26. Mai 2017 @ 15:28
„Böse, sehr böse“ lautete schon gestern FAZ.net.
Die Äußerungen des Gegenpräsidenten wurden in entsprechend leuchtenden Farben transportiert. Eine bessere Welt bleibe möglich. Ich hatte mir diese Frage noch am Mittwoch gestellt – bleibt eine bessere Welt möglich? – und war dementsprechend erleichtert, wie Sie sich wohl denken können.
Peter Nemschak
26. Mai 2017 @ 12:47
Die Liberalisierung des Welthandels werden Sie nicht aufhalten können. Heimische Investitionen werden kommen, sobald die auf Hochtouren laufende Konjunktur nachlässt. Derzeit würden sie zur Überhitzung führen. Die Politik Merkels schlecht reden, wird der SPD nicht zum Sieg verhelfen. Trump sollte man nicht überschätzen. Er wird früher oder später in das Messer seiner innenpolitischen Gegner laufen.
Oudejans
26. Mai 2017 @ 15:22
>>“die auf Hochtouren laufende Konjunktur“
Wird ein Prozent über Null erreicht?
Peter Nemschak
26. Mai 2017 @ 17:21
Die Arbeitslosenzahlen sind so tief wie schon lange nicht.
Manifesto
26. Mai 2017 @ 18:03
Hören Sie doch mal auf mit diesem Blödsinn. Wer die Statistiken richtig liest, der sieht, wieviel tatsächlich Arbeitslosigkeit versteckt wird. Abgesehen davon lässt die Qualität der Arbeit in weiten Bereichen stark zu wünschen übrig. Wir haben in Deutschland einen riesigen Niedriglohnsektor.
Lesen Sie sich mal schlau, wieviel selbst Hochqualifizierte arbeitslos sind, oder in in irgendwelchen Befristungen hängen.
hintermbusch
27. Mai 2017 @ 10:40
@ Peter Nemschak.
Ich bin immer wieder fasziniert, wieviele felsenfeste Irrtümer Sie in einem Kommentar unterbringen:
1.) Die liberale Idee vom Freihandel basiert auf Gegenseitigkeit zum beiderseitigen Vorteil und erfordert einen mittelfristig ausgeglichenen Saldo. Nichts bedroht den freien Handel mehr als substanzielle, dauerhafte Über- und Unterschüsse. Diese deuten auf schwerwiegende Probleme hin, die weder geleugnet noch ignoriert werden können.
2.) Heimische Investitionen, die wieder nur die Exportfähigkeit in der Zukunft erhöhen, sind keine Lösung des Problems. Letztlich helfen nur höhere Löhne für die vielen Billiglöhner in der deutschen Wertschöpfungskette. Dann können auch andere Länder im Gegenzug wieder mehr verkaufen und die Salden reduzieren sich doppelt: durch weniger Nachfrage nach deutschen Produkten und mehr Nachfrage aus dem deutschen Wirtschaftsraum, zu dem man auch dringend Osteuropa rechnen muss.
Der deutsche Exportwahn beruht auf einem psycho-sozialen Defekt (ebenso wie übrigens der angelsächsische Konsumüberschuss). Beide Defekte sind eine Symbiose eingegangen, die nicht von Dauer sein konnte und jetzt eben in den offenen Konflikt führt: Trump ist nicht die Ursache dieses Konflikts, sondern nur der grob polternde Botschafter:
https://hintermbusch.wordpress.com/2017/04/06/ein-deutsch-amerikanischer-konflikt/
Peter Nemschak
27. Mai 2017 @ 13:26
Das Problem würde sich lösen, würden die Deutschen weniger und die Amerikaner mehr sparen. Dass die Amerikaner lieber BMW als ihre eigenen Marken fahren, kann man ihnen nicht verdenken. Mehr US-Inlandsnachfrage statt Nachfrage nach Importen würde einem ausgeglicheneren Handel dienen. Flüsse fließen bergab und nicht bergauf. Ein wenig mehr ökonomische Vernunft hätte ich von Ihnen erwartet.