Bloß kein Schäubovici

Erst ich, dann Du – oder lieber doch nicht?

Wird die Eurogruppe erst von Finanzminister Schäuble, und dann, nach einem neuen Rotationsprinzip, von seinem französischen Amtskollegen Moscovici geführt? Dieses Gerücht wurde vom „Spiegel“ gestreut, es dürfte auch beim Treffen der Eurogruppe heute in Brüssel eine Rolle spielen. Doch beide Beteiligten haben glaubwürdig dementiert, und zur Lösung der Euro-Krise würden „Schäubovici“ auch nicht beitragen.

Wer ist eigentlich auf die Schnapsidee gekommen, Schäuble ins Rennen um die Nachfolge von Eurogruppenchef Juncker zu schicken? Es ist grundsätzlich problematisch, wenn das größte Euro-Land, das die Währungsunion ohnehin schon dominiert, auch noch formell die Führung übernehmen will. Erst recht, wenn der Mann Schäuble heißt. Er gilt zwar als überzeugter Europäer, doch in der Praxis hat er Europa kaum vorangebracht – im Gegenteil.

Schäuble steht für die chaotische Umschuldung Griechenlands – und die damit verbundenen Turbulenzen in Italien und Spanien (die Spreads gingen dort im Sommer 2011 in die Höhe, nachdem Schäuble eine „Beteiligung privater Gläubiger“ gefordert hatte) . Er steht auch für autoritäres Gehabe, das den griechischen Staatschef in Rage brachte („Wer ist dieser Schäuble“?), und für loses Gerede über einen angeblich verkraftbaren „Grexit“, das die Finanzmärkte weltweit verunsicherte.

Schäuble ist auch der Mann, der den Griechen sagte, wen sie zu wählen haben – und der bei Zuwiderhandlung mit Rausschmiss drohte. 

Moscovici hat dieses Handicap nicht. Er kommt nicht aus dem größten Euroland, nur aus dem zweitgrößten, und er ist auch nicht – wie Schäuble – für die stetige Verschlimmerung der Eurokrise (mit)verantwortlich. In seinem letzten großen Amt als Europaminister unter der Regierung Jospin machte der liberal denkende Sozialist den Weg für ein größeres Stimmgewicht Deutschlands in der EU frei; man kann ihm also nicht vorwerfen, ein Quertreiber zu sein.

Doch Moscovici mangelt es an Erfahrung als Finanzminister. Und sein Chef, Frankreichs Präsident Hollande, hat gerade erst klar gemacht, dass er keine Wiederauflage des deutsch-französischen „Direktoriums“ wünscht, das Merkel mit Ex-Präsident Sarkozy installiert hatte – sehr zum Vorteil Deutschlands, und sehr zum Ärger der übrigen Europäer, Eurogruppenchef Juncker eingeschlossen.

Eine Ämterteilung Schäuble – Moscovici wäre also keine gute Idee, zumal sie sofort als Wiederauflage von „Merkozy“ wahrgenommen würde. Statt „Schäubovici“ sollten die 17 Euroländer lieber eine französische Idee weiterverfolgen, die der „Figaro“ letzte Woche kolportierte: Demnach wollen Hollande und Merkel einen „Super Mister Euro“ schaffen, der auf Augenhöhe mit EZB-Chef Draghi und der G20 reden könnte.

Genau das fehlt der Eurogruppe, die in der Krise mehr und mehr zum Bittsteller und Buhmann degradiert wurde. Allerdings wurde auch der „Figaro“-Bericht bereits dementiert, besonders heftig übrigens in Berlin…

 

P.S. Nach einem Bericht von „Le Monde“ soll „Schäubovici“ nun doch kommen. Demnach ist geplant, dass Juncker zunächst noch weiter macht, um dann im nächsten Jahr – vermutlich rechtzeitig zu Bundestagswahl – Platz für Schäuble zu machen. Zweieinhalb Jahre später soll dann Mosco folgen. Das hätte den besonderen „Charme“, dass Schäuble sogar bei einem Regierungswechsel in Berlin weitermachen könnte – wozu also 2013 noch wählen? 


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